Kultur

„Mutter beugt sich über ihr Kind“ (Ausschnitt). (Foto: Bergverein Kallmünz e.V.)

26.04.2019

Expressives aus dem Kunstkeller

Eine Ausstellung im Alten Rathaus Kallmünz zeigt Gemälde von Josef Georg Miller

Das idyllische Kallmünz, nördlich von Regensburg am Zusammenfluss von Naab und Vils gelegen, war für viele Künstler ein inspirierender Ort. Wassily Kandinsky und Gabriele Münter, Karl Schmidt-Rottluff, Xaver Fuhr und Willi Ulfig – um nur einige zu nennen – liebten Kallmünz. Anders als diese Gäste auf Zeit kam der gebürtige Augsburger Josef Georg Miller vor Ende des Zweiten Weltkriegs 1944 zu Fuß von Burglengenfeld mit seiner Frau Erna nach Kallmünz – und blieb. Auf der Suche nach einer Keramikwerkstatt war das Ehepaar dort fündig geworden. Mit der Keramik verdiente es seinen Lebensunterhalt, zudem führte Millers Frau viele Jahre ein Kinderheim. Der von den Nazis geächtete Josef Georg Miller konnte in dem Ort endlich wieder malen.

Jetzt zeigt die Ausstellung Unser Miller im Alten Rathaus Kallmünz einen guten Überblick über die Arbeit des Künstlers und belegt die Begeisterung der Kallmünzer für „ihren Miller“. Denn die Bilder der Ausstellung kommen aus Kallmünzer Privathaushalten oder sind im Besitz der Marktgemeinde.

Studium der Keramik

Josef Georg Miller hatte eine Ausbildung zum Zimmerer absolviert, bevor er an den Akademien Stuttgart und Leipzig bei Willi Geiger und Hans Soltmann studierte. Die Ausstellung dokumentiert erstmals sein Schaffen während der Leipziger Zeit. Nach einem weiteren Studium der Keramik an der Akademie für Angewandte Kunst in München arbeitete Miller zunächst vorwiegend keramisch.

Ab 1950 war Miller nicht mehr zu halten, wie ein „Besessener“ begann er zu malen, erzählte seine Frau Erna, die den schwerhörigen und manchmal wohl nicht ganz einfachen Künstler behütete und sich um seine Kunst kümmerte. Aus dem Fundus in Erna Millers „Kunstkeller“ holten sich die Kallmünzer nach dem Tod des Malers die Bilder in ihre Häuser.

In der frühen Zeit war Miller noch an seinen Lehrern Geiger und Soltmann orientiert. Seine Palette war anfangs tonig-düster, wie beim Mehrfachporträt eines jungen Mannes (1947) beispielhaft zu sehen ist. Doch wurde er zunehmend freier, expressiv, starkfarbig und lebendig. Er malte alles, was ihm im Umkreis seines Ateliers begegnete: Kinder beim Spiel, Mutter-Kind-Szenen, Badende, Blumen- und Früchte-Stillleben und natürlich immer wieder Kallmünz mit seinen Gassen und dem Schlossberg – mit stürzenden Perspektiven und in verschiedenen Stimmungen.

Tragischer Autounfall

Die Ausstellung umspannt frühe Grafiken aus der Leipziger Zeit bis zu späteren Bildern, auf denen der Künstler Straßen mit vielen Verkehrszeichen festgehalten hat. Auch Autounfälle, so, als ob er sein Ende vorausgeahnt hätte. Der im Alter fast taube Maler hatte ein im Nebel vorüberfahrendes Auto nicht gehört und kam bei dem Unfall ums Leben.

Fritz Gebhardt, Redakteur und heute besser bekannt als Eugen Oker, schrieb 1948 über Josef Georg Miller: „In der Ausdrucksform möchten wir ihn zwischen van Gogh und Schmidt-Rottluff festlegen, doch sprengt seine Eigenwilligkeit jeden Rahmen. Wir glauben nicht falsch zu urteilen, wenn wir ihn neben Xaver Fuhr als den bedeutendsten Maler in unserem Heimatgebiet betrachten.“ (Ines Kohl)

Information: Bis 12. Mai. Altes Rathaus, Marktplatz 1, 93183 Kallmünz. Sa./So./feiertags 14-18 Uhr.

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