Kultur

Fanny (Vanessa Eckart) muss den Wandel von Lette (Matthias Renger) erst einmal verkraften. (Foto: Theater)

14.08.2015

Frappante Wandlung

"Der Hässliche" begeistert in Sommerhausen

„Darf ich das küssen?“ Das ist die erste Frage, die Lettes Frau Fanny einfällt, nachdem ihr Mann, der vorher so fulminant hässlich war, nach einer Gesichtsoperation ein fulminant Schöner geworden ist. Aber die Schönheit hat ihren Preis: Alle wollen mit einem Mal so aussehen wie der vormals Hässliche. Der Triumph seines faszinierenden Äußeren wendet sich gegen ihn: Sein Operateur macht mit ihm als Reklameantlitz gute Geschäfte und überall begegnet Lette sich nur noch selbst – was ihn und Fanny kolossal desorientiert.
Mit dem Stück Der Hässliche, das derzeit am Torturmtheater Sommerhausen zu sehen ist, hat Marius von Mayenburg ein unterhaltsames Bühnen- und Gedankenexperiment unternommen, das mehrerlei beweist. Die Kraft der Individualität etwa. Den Zusammenhang zwischen Selbstbewusstsein und Attraktivität. Oder wie wenig es im Theater braucht, eine Behauptung wie einen kompletten Gesichtswechsel in der Phantasie der Zuschauer problemlos Wirklichkeit werden zu lassen.
In Sommerhausen funktioniert das bestens. Da genügen vier grandios agierende Spieler, um das Publikum in eine neue Wirklichkeitsebene hineinzuzaubern. Regisseur Erkan Karacayli hat die Protagonisten der Handlung konzentriert unter die Lupe genommen. Er hat herausgearbeitet, wie sie aufeinander reagieren, auf die behänden Rollen- und Gesichtswechsel. Das beweist faustdick besagte Behauptungsstärke des Theaters. Was wiederum bedeutet: Dieser anderthalbstündige Theaterabend ist ganz stark.
Stark, weil die Schauspieler so stark sind. Matthias Renger, der den Wandel vom Unattraktiven über den fiesen Eitlen zum Verzweifelten bestens hinbekommt, James Newton in einer Doppelrolle als zwiefach Getriezter, Vanessa Eckart als süße Gattin und lüsterne Alte, Patrick Nellessen als Chef und Schönheitschirurg: Sie alle springen durch ihre Rollen, entwickeln feinnervig nachvollziehbare Charaktere. Wem das noch nicht genügt, sei mit der Aussicht auf eine auf deutschen Bühnen selten zu sehende Live-Gesichts-OP gelockt. (Christian Muggenthaler)

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