Kultur

Feiningers Gemälde "Marine". (Foto: GNM/ Georg Janßen)

18.08.2023

Ganz schön viel Schiffsverkehr

Das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg zeigt sein einziges Feininger-Gemälde ab sofort in der Dauerausstellung

Im Dezember 2022 gelang dem Germanischen Nationalmuseum ein spektakulärer Ankauf: Mit Marine von Lyonel Feininger (1871 bis 1956) konnte dank Mitteln der Ernst von Siemens Kunststiftung und einer privaten Stiftung erstmals ein Gemälde dieses bedeutenden Künstlers für die Sammlung erworben werden.

Das Seestück zeigt ein Dampfschiff, einen Dreimaster und einen Fischkutter auf wellenbewegtem Meer in der für Feininger typischen grafisch-prismatischen Malweise. In hellen Naturtönen spiegeln sich die Schattierungen des Lichtes in kantigen Wasser- und Wolkenflächen, zwischen denen sich die drei Wasserfahrzeuge einfügen.

Entstanden ist das Gemälde 1919, als der deutsch-amerikanische Maler, Grafiker und Karikaturist als einer der ersten Lehrer an das frisch gegründete Staatliche Bauhaus Weimar berufen wurde. Auch das Motiv ist typisch für Feininger, der eine besondere Beziehung zu Schiffen hatte. Als autonome Motive finden sie sich bereits Ende des 19. Jahrhunderts auf frühen Zeichnungen, ab 1908 auch auf seinen Gemälden.

Ferien an der Ostsee

Feininger kannte unterschiedliche Schiffstypen aus eigener Anschauung. Schon als Kind hatte er fasziniert den Schiffsverkehr auf dem Hudson River in New York beobachtet, ab 1892 verbrachte er seine Ferien regelmäßig an der Ostsee. Seine Kenntnisse vertiefte er mit dem intensiven Studium nautischer Fachliteratur, die sich in seiner Bibliothek befand. Bis ins hohe Alter baute Feininger mit kindlichem Eifer auch selbst schwimmfähige Schiffsmodelle.

Das Gemälde Marine ist jetzt in der Dauerausstellung zu Kunst und Design des 20. Jahrhunderts ausgestellt. Ergänzend sind bis 15. Oktober grafische Blätter mit Schiffsdarstellungen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert zu sehen, außerdem grafische Blätter aus einer von Feininger verantworteten Bauhausmappe.

Das Gemälde Marine ist außerdem Teil eines Rundgangs, der begleitend zur aktuellen Sonderausstellung Horizonte. Geschichten und Zukunft der Migration Werke (bis 10. September) und Biografien von Kunstschaffenden mit Migrationshintergrund in der Dauerausstellung hervorhebt.

Erfolgreicher Migrant

Carl Léonell Feininger wurde 1871 als Kind eines deutsch-amerikanischen Musikerpaars in New York geboren. Mit 16 Jahren kam er erstmals nach Deutschland, als er seine Eltern auf einer Konzerttournee begleitete. Noch im selben Jahr begann er ein Studium an der Hamburger Gewerbeschule, wechselte nach einem Jahr an die Königliche Akademie der Künste in Berlin. In den folgenden Jahren arbeitete Feininger als Illustrator und Karikaturist, reiste nach Paris und knüpfte Kontakte zu Mitgliedern des Blauen Reiters und der Künstlergruppe Die Brücke. 1919, als das Gemälde Marine entstand, wurde er zur Gründung ans Staatliche Bauhaus Weimar berufen. Mehr als 25 Jahre lang hatte Feininger seine Sommerurlaube an der Ostsee verbracht. Ausnahmen bildeten die Sommer 1918 und 1919 am Ende und nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund der Reisebeschränkungen für amerikanische Staatsbürger. Erst Anfang der 1920er-Jahre vermochte Feininger seine Ostseeaufenthalte wieder aufzunehmen. Unter den Nationalsozialisten wurden Feiningers Werke als „entartet“ diffamiert und verboten. Der Künstler entschied sich für eine Re-Migration, verließ Deutschland 1936 und kehrte in die USA zurück, wo er an seine künstlerischen Erfolge anknüpfen konnte, weiter unterrichtete und ausstellte. (BSZ)

Information: Germanisches Nationalmuseum, Kartäusergasse 1, 90402 Nürnberg. www.gnm.de

 

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