Kultur

Natürlich ist Cherubino (Tabea Mitterbauer) auch beim Versteckspiel der Gräfin (Johanna Beier) im nächtlichen Garten zugegen. (Foto: Tobias Melle)

02.09.2022

Gekonnt gestutzt

Die Kammeroper München spielt bravourös „Figaros Hochzeit“

Der Ohrensessel samt Decke zum Verstecken steht schon parat und damit wissen Opernfans: Es geht um Figaros Hochzeit von Wolfgang Amadeus Mozart. Für die vier Akte ist alles vorbereitet auf der Bühne im Nymphenburger Hubertussaal und damit für das Spätsommerfestival der Kammeroper München. Auch wenn es um jede Mozartnote schade ist, so hat Alexander Krampe doch eine verkürzte Fassung hergestellt: Der Text ist zeitgemäß und verjüngt ins Deutsche übersetzt, eine Rolle, ein paar Arien und Rezitative wurden gestrichen – diese Kürzung um ein Drittel ist nicht unangenehm. Alles Unverzichtbare ist freilich vorhanden (Bühne: Claudia Weinhart) beziehungsweise man improvisiert geschickt: Die Garderobe der Gräfin liegt im Kellergeschoss des Bühnensouterrains. Aber es gibt genug lustspieltypische Türen, einen Hauch von Garten und auch einen Balkon für Cherubinos kühnen Sprung.

Regisseur Maximilian Berling hat die Krampe-Fassung unverkrampft inszeniert und lässt am Ende gar die Sterne leuchten. Er bezieht den Mittelgang im Hubertussaal für Auftritte und Hochzeitsparaden samt langer Schleppe ein, auch schon während der Ouvertüre zum „Who’s who im Hause Almaviva?“ und dem von Johanna Soller wirbelig dirigierten Vorspiel.
Traditionell singt man bei der Kammeroper auf Deutsch: Das garantiert mehr Lacher im Publikum als sonst – und viel Sympathie für die Sänger*innen, die nahezu im gleichen Alter ihrer Rollen sind. In den halbhistorischen Kostümen von Uschi Haug stellen sie mit viel Temperament treffsichere Rollenporträts auf die Bühne – auch in kleineren und ihrer Arien beraubten Rollen: Gabriel Fortunas als Bartolo, Robin Neck als Basilio und Nina Schumertl als eng geschnürte Marcellina.

Bravouröse Arien

Irgendwo und irgendwie im Liebesgetümmel immer dabei: der Cherubino von Nadine Süssenbach, ein schmales Bürschchen mit flott artikulierendem Sopran und glaubhaft in allen erotischen Ambitionen. Für die Hauptpartien stehen der Kammeroper Doppelbesetzungen zur Verfügung. In der besuchten Vorstellung erlebte man Johanna Beier als eine Gräfin mit großem Legato-Atem, elegischem Ton und treffsicheren Höhen – absolut applauswürdig. Mit viriler Attitüde und reichlich Adelsdünkel trat ihr gräflicher Gatte auf: mit ausladendem Bariton Gerrit Illenberger. Jakob Schad hat sich als Figaro und mit einem Rossini-Zitat schnell in die Titelrolle eingesungen, Marie Maidowski ist eine angenehm natürliche Susanna. Im kecken Tüllröckchen dazu Veronika Seghers als Barbarina in ihrer kleinen, aber für die Intrige unverzichtbaren Rolle.

Bravourös gelingen zentrale Szenen wie die Aufdeckung der Figaro-Eltern, ebenso die großen Arien von Graf und Gräfin. Kein Chor, kein Hochzeitstanz wird geboten, dafür aber eines der schönsten Mozart-Finale im gräflichen Garten: Almaviva bittet um Verzeihung – aber passiert ist ja eigentlich definitiv nichts, und bis zur Französischen Revolution sind es noch drei Jahre hin. (Uwe Mitsching)

 

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