Kultur

Das Bühnenbild sorgt für eine extreme Fokussierung auf die Darsteller. (Foto: Konrad Fersterer)

13.10.2020

Intensiv und pursistisch

Eine geniale "Antigone" am Staatstheater Nürnberg

Acht Schauspieler stehen mit Mund-Nasenschutz auf der Bühne. Sand rieselt gezielt auf jeden einzelnen von ihnen herab. Wie eine Allegorie auf die Corona-Pandemie wirkt diese Szene. Aus heiterem Himmel regnet das Virus herab und versetzt die Menschen in Wehklagen, vernebelt ihnen den klaren Blick.

Regisseur Andreas Kriegenburg hat seiner „Antigone“ am Staatstheater Nürnberg einen Prolog vorangestellt, der die Brücke zur Aktualität schlägt. Im weiteren Verlauf vermeidet er es aber, Sophokles Klassiker in die Gegenwart zu ziehen. Stattdessen offeriert er einen extrem intensiven, puristitschen Theaterabend – Sprechtheater at its best könnte man sagen.

Antigone (genial: Pauline Kästner) als Unbeugsame will ihren Bruder würdig bestatten. Doch Machthaber Kreon (Michael Hochstrasser als unerbittlicher Despot), ihr Onkel, hat dies untersagt und verweist auf selbst erlassene, keineswegs unbegründete Gesetze: Das Volk will Rache, weil es unter den Folgen einer Epidemie leidet. Individuelle Freiheit versus Gemeinwohl lautet die Auseinandersetzung. Am Ende des Theaterabends bleibt mit der Feststellung „dass Unvernunft das größte Übel ist“, viel Interpretationsspielraum, ob damit das Masketragen gemeint ist, oder das social distancing, oder der Lockdown, oder ob all diese Maßnahmen willkürliche politische Entscheidungen zur Unterdrückung sind.

Kriegenburgs lässt geschickt die neue Covid-19-Realität durchblitzen, ohne sie ausdrücklich zu erwähnen. So funktioniert Theater in Corona-Zeiten.
(Ralph Schweinfurth)

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