Kultur

Subtil lotet Alf Lechner wie hier in dieser blauen Monografie (Ausschnitt) das Spannungsfeld zwischen filigraner Fragilität und massiver Kompaktheit oder strömendem Fließen und formender Erstarrung aus. (Foto: Hetzer)

02.03.2016

Kalotten und Marotten

Perfektion ad absurdum geführt: Neue Ausstellung im Alf Lechner Museum Ingolstadt

Als Kalotte, ein aus dem Französischen stammender Begriff, wird eine Flachkugel bezeichnet, deren Wölbung von einem Kugelabschnitt und nicht von einer Halbkugel gebildet wird, somit ihr Stich geringer ist als der Radius. Alf Lechners Arbeiten "Kalotten" sind massive, geschmiedete Körper unterschiedlicher Durchmesser und Höhen, welche in einem Raum einzeln, in Gruppierungen oder Formationen am Boden zu liegen kommen. Es drängt sich der Eindruck auf, die Kugelabschnitte seien im Boden versinkende Körper und die Horizontale bilde die Schnittfläche. Vergleichbar Eisbergen, welche nur einen Bruchteil ihres Volumens oberhalb der Wasserfläche preisgeben. In Kontrast zu diesen überwiegend flachen Gebilden treten Lechners "Marotten", auch ein dem Französischen entlehntes Wort, das unter anderem Eigentümlichkeit, Laune, fixe Idee umschreibt. Bizarr muten sie an, die dünnwandigen, spitzschrundig rauhen, teils löchrigen, reliefartigen Flächen, die der Künstler in Rahmen spannt - sie derart gleichsam begrenzt -, um sie dann in horizontaler oder vertikaler Ausrichtung in den Raum zu stellen. Ihre Allansichtigkeit ist hervorzuheben, keine Fläche gleicht der anderen. Die Plastizität der Oberflächen bewegt sich in dem Spannungsfeld zwischen z.B. filigraner Fragilität und massiver Kompaktheit oder strömendem Fließen und formender Erstarrung. Mit dieser Werkgruppe, sie gehört zu Lechners Spätwerk, führt der Künstler die Perfektion ad absurdum, die üblicherweise sein Werk charakterisiert. Seine Vision der Entgrenzung technischer Verfahren und Machbarkeit findet Niederschlag in der malerischen Oberflächenfarbigkeit und reliefartigen Plastizität der gerahmten Plastiken alias "Marotten". Zeitgleich geht im Papierhaus auf dem Gelände des Skulpturenparks, Obereichstätt eine Neuhängung einher. Aus dem umfangreichen grafischen Oeuvre Alf Lechners werden Arbeiten unterschiedlicher Techniken aus den Jahren 1960 bis 1990 präsentiert. Das Spectrum reicht von kleinformatigen subtilen Bleistiftzeichnungen, Skizzen - Notaten gleich - aus den 80er Jahren über Graphitarbeiten in formal geometrischem, pastosem Auftrag mit Prägecharakter zu polychromen Monotypien. Besonders letztere überraschen durch das Zusammenspiel von Farbe und gestischem Duktus. In direkter Aktion auf die Platte entstanden, sind sie Zeugnis und Ausdruck von Emotionen und Spontaneität aus der Frühzeit von Lechners künstlerischem Schaffen. (Sigrid Krämer) Information: 13. Märzh bis 26. März 2017. Lechner Museum, Esplanade 9, 85049 Ingolstadt. www.alflechner-stiftung.com

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