Kultur

Das Kaiserporträt von Albrecht Dürer (Detail) setzte um 1519 der Augsburger Formschneider Jost DeNegker in einem kolorierten Holzschnitt um. (Foto: Gotha/ Stiftung Schloss Friedenstein)

12.07.2019

Lieb und teuer

Eine Ausstellung in Augsburg zeigt die vielen Facetten von Kaiser Maximilian I., der sich selbst als Bürger der Reichsstadt bezeichnete

Die einstige Reichsstadt Augsburg spielt in der Biografie Kaiser Maximilians I. eine herausragende Rolle. Er selbst nannte sich schon zu Lebzeiten „Bürger zu Augsburg“, verbrachte viele Wochen und Monate dort. Und das hatte mehrere Gründe. Augsburg zählte um 1500 zu den pulsierenden Zentren Europas. Dort war das Geld zu Hause, dort lebten die reichen Augsburger Handelsleute, die in regelmäßigen Abständen vom Kaiser angepumpt wurden. Im Gegenzug zu den gewährten Darlehen erhielten die Kaufleute kaiserliche Privilegien, Adelstitel und Ländereien.

Die damals bereits weltumspannenden Beziehungen der Handelshäuser bis nach Fernost und auf den neuen Kontinent im Westen lieferten aber auch Luxusgüter und ermöglichten eine ausgeprägte Festkultur – Dinge, die Maximilian durchaus schätzte, denn Tanzen gehörte zu den kaiserlichen Leidenschaften. Zudem war in Augsburg ein enges Netz von Gelehrten, Künstlern und Kunsthandwerkern geknüpft, die der Kaiser für seine Projekte einzuspannen wusste. Über 300 Augsburger hatten unmittelbar Kontakt zu Maximilian – und häufig selbst eine beachtliche Biografie. Künstler und Drucker wurden mit der Erstellung von Druckwerken beauftragt. Der Buchdruck kam in Mode, und das wohl älteste Beispiel eines Probedrucks für Maximilians Autobiografie Weißkunig ist heute noch erhalten. Holzschnitte von immenser Größe wurden gedruckt. Und oftmals dienten sie als Propaganda für den Kaiser selbst und seinen Nachruhm.

Win-win-Situation

Maximilian wusste seine Beziehung zu Augsburg durchaus vielfältig zu nutzen, dadurch jedoch auch die Stadt zu fördern. Die Augsburger umwarben „ihren“ Kaiser heftig – obwohl er sie nicht selten teuer zu stehen kam. Der kaiserliche Schuldenberg in Augsburg betrug 850 000 Gulden. Maximilians jährliche Einnahmen lagen dagegen bei rund 50 000.

Aber Augsburg genoss viele Vorteile. Maximilian siedelte neue Wirtschaftsbetriebe an, zum Beispiel Plattner, die bald führend in der Rüstungsproduktion wurden. Er initiierte auch eine Teppichknüpferei – dies ist eine Neuentdeckung im Vorfeld der Ausstellung.

Anlässlich des 500. Todestags von Kaiser Maximilian I. geht eine große und wirklich exzellente Sonderausstellung den Spuren dieser außergewöhnlichen Beziehung des Kaisers zu seiner Reichsstadt nach und beleuchtet Augsburgs Anteil an Maximilians Nachruhm, jenes Kaisers, der bis heute als „der letzte Ritter“, aber auch als „Schuldenkaiser“ oder Dürers Mäzen in Erinnerung geblieben ist.

Doch all diese Bezeichnungen werden ihm nicht gerecht: Er war nicht der letzte Ritter, sondern der erste Selbstvermarkter im großen Stil, Panegyriker in eigener Sache, einer der großen Macher, der aus dem kleinen Habsburger Territorium ein Reich schuf, in dem „die Sonne niemals unterging“. Maximilian I. zählt zu den facettenreichsten Herrscherfiguren der Renaissance.

Hochkarätige Leihgaben

Im Maximilianmuseum (das seinen Namen allerdings nicht dem Kaiser verdankt, sondern dem bayerischen König Maximilian II., der das kurz zuvor eröffnete Museum 1856 besuchte) sind neben Gemälden berühmter Meister wie Albrecht Dürer, Hans Holbein d. Ä. und vieler anderer äußerst hochkarätige Leihgaben aus bedeutenden europäischen Sammlungen und Museen zu sehen: einzigartige Kleinodien, prachtvolle Rüstungen, geschnitzte Spielsteine, wertvolle Medaillen, bemalte Gläser, Druckwerke und Handschriften, darunter der prächtig illuminierte Band 7 des Fugger’schen Ehrenspiegel, der in Anekdoten das bis heute gängige Bild des Kaisers prägte. Ein besonderes Highlight ist die virtuelle Rekonstruktion des wegen seiner geheimen Mechanik legendären Augsburger Nachttors, das 1514 für Kaiser Maximilian erbaut worden war. Mittels einer VR-Brille kann man das längst abgerissene Wunderwerk erkunden. (Cornelia Oelwein)

Abbildung:
Hans Reichles Terrakottaskulptur (um 1600) vom Kaiser mit Bronze imitierender Farbfassung.    (Foto: Lenz Mayer)

Information: Bis 15. September. Maximilianmuseum, Fuggerplatz 1, 86150 Augsburg. Di. bis So. 10-17 Uhr, Do. bis 20 Uhr. www.kunstsammlungen-museen.augsburg.de

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