Kultur

Andreas Karossers neues Werk. (Foto: dpa)

20.05.2015

Mehr Spannung, mehr Sex

Neue Provinz-Posse mit "Dirndl Swinger": Weil Andreas Karosser seinen "Dirndl Porno" in seinem beschaulichen Heimatort Bad Feilnbach spielen ließ, wurde er angefeindet. Mit seinem zweiten Buch bleibt er sich trotzdem treu

 Andreas Karosser hat Furore gemacht in seinem beschaulichen Heimatdorf Bad Feilnbach, einem "Moorbad und Natur-Heil-Dorf" in Oberbayern. Dort brachte er nämlich im vergangenen Jahr sein Buch "Dirndl Porno" auf den Markt und einige in der Dorfgemeinschaft gegen sich auf. Denn der Titel des Buches war Programm. Miss März räkelte sich, Miss Juni goss sich Milch ins Dekolleté - und dann ging's zur Sache.  
Der Bürgermeister der 7400-Seelen-Gemeinde schlug die Hände über dem Kopf zusammen, der 85 Jahre alte Heimatschriftsteller Karl Baltheiser wurde noch deutlicher: "Bitte sich nicht die Pornofinger abputzen an unserer Kultur", forderte er.  
Dieser Rummel allerdings tat dem Absatz keinen Abbruch - ganz im Gegenteil. 15 000 Exemplare des "Dirndl Pornos" wurden nach Angaben des Emons Verlages in Köln bislang verkauft. Grund genug für Karosser, der wie einst Franz Kafka für eine Versicherung arbeitet, nachzulegen: "Dirndl Swinger" heißt sein neuer Roman für Erwachsene, den er an diesem Freitag (22. Mai) bei der Buchpremiere auf der Tregleralm in Bad Feilnbach präsentieren will.  

Zum Fasching gab es zwei Themenwagen zu "Dirndl Porno"

Zwei vergleichsweise züchtige Kostproben: "Sie schmeckte nach Bier, süßen Mandel und verheißungsvoller Lust" - oder: "Nackte Leiber, manche noch in Rest von Dessous gekleidet, vermischten sich zu einem Eintopf der Sünde."  
"Ich hab dort alles umgesetzt, was ich beim "Dirndl Porno" gelernt habe", sagt Karosser über sein neues Buch. "Alle bekannten und beliebten Figuren sind wieder mit dabei und ich setze noch mal einen drauf: mehr Spannung, mehr Sex." Nur einen Mord gibt es dieses Mal nicht - "nur einen Versuch". Dazu kommt - wenn auch eher zufällig - das hochpolitische Flüchtlings-Thema, das die Figur des Iraners Annosh Kapun in die Geschichte bringt.
Auch wenn es nach seinem ersten Buch etwas Gegenwind für den Autor gab, war der überwiegende Teil der Reaktionen nach Angaben Karossers doch positiv. "Ich bin ehrlich überrascht und sehr froh darüber, dass viele Menschen mit mir statt über mich lachen", sagt er. Zum Fasching habe es in der Region gleich zwei Themenwagen zu seinem "Dirndl Porno" gegeben. Und auch in einem Theaterstück in Bad Feilnbach sei er gut weggekommen. "Darin wollte ein Filmproduzent den Dirndl Porno verfilmen und suchte im Rathaus und in Bad Feilnbach nach möglichst authentischen Darstellern. Das war umwerfend lustig."

"Könnt schon, dass es wieder ein wenig scheppert"

Außerdem habe er Menschen zum Lesen gebracht, die sonst  allerhöchstens zu ihrer Tageszeitung greifen. "Allein das war die Mühe wert." Trotzdem hat er einen Wunsch für Roman Nummer zwei:"Ich würde mir wünschen, dass es diesesmal weniger um meine Person als Alpen-Revoluzzer geht, sondern auch um das Buch und die Geschichte an sich. Könnt' aber schon sein, dass es auch wieder ein wenig scheppert."
Im Rathaus gibt man sich vor der Buchpremiere entspannt. Bislang gebe es keine Aufregung um Karossers zweites Werk. Für das Scheppern ist also erstmal wieder Heimatbewahrer Baltheiser zuständig. "Ein Swingerclub, das ist ein Saustall", sagt der Autor von Büchern wie "Land unter dem Föhn: Eine Reise durch die Zeit" und bemüht zur Begründung seiner Ansichten auch das Alte Testament. Er spricht von "einer trügerischen Moral, die man Freiheit nennt". Ein Moralapostel sei er aber nicht, betont Baltheiser. "Ich bin Jahrgang 30, katholisch erzogen, aber kein Fanatiker." Sein Ziel: "Ich hab' fünf Kinder und elf Enkel und möchte, dass die eine Zukunft haben."
Da wird er tief durchatmen müssen, wenn er von Karossers neuen Plänen hört. Der würde nämlich gerne noch ein drittes Buch schreiben. "Das hängt davon ab, ob den Leuten der "Dirndl Swinger" gefällt." Eine Idee hat er aber schon. "Der Arbeitstitel lautet "Dirndl Kiffer"..." (Britta Schultejans, dpa)

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