Kultur

Sophie (Anna-Lena Elbert) steht auf der Beliebtheitsskala der Mitschüler*innen beim Sportunterricht sogar noch hinter dem gehbehinderten Ivan Tom (George Vîrban). (Screenshot: BSZ)

22.06.2020

Mutprobe mit Abflug

Eine Kurzfassung der neuen Kinderoper „Spring doch!“ ist auf Staatsoper-TV

In der Corona-Pandemie relativieren sich manche Probleme. Da ist etwa die Schule: Ansich ist sie nicht bei allen Kindern und Jugendlichen beliebt. Allerdings ist der lange Zwangsaufenthalt daheim bei den Eltern nicht unbedingt eine Alternative. Viele wünschen sich bereits sehnlichst den normalen Schulalltag zurück. Vor diesem Hintergrund ist die neue Kinderoper Spring doch! von Gordon Kampe für die Bayerische Staatsoper nicht ganz aktuell. Dort kommt die Schule nämlich gar nicht so gut weg. Jedenfalls hat Lena als Außenseiterin mit einigen Problemen zu kämpfen. Um ihre Konflikte dreht sich das Libretto von Andri Beyeler.

Die reguläre Uraufführung des Musiktheaters musste wegen Corona ausfallen und auf Dezember verschoben werden. Als Ersatz gibt es ein halbstündiges Online-Video mit einer Kurzfassung der Oper.

Statt einem Orchester spielen ein Klavier (Alessandro Stefanelli) und Schlagwerk (Thomas Würfflein). Aus dem Regieteam um David Bösch haben sich zudem Bühnenbildner Patrick Bannwart und Ausstatter Falko Herold zusammengesetzt, um Animationen und Zeichnungen beizusteuern: überaus originell und witzig.

Der Stoff selber ist eigentlich gar nicht so komisch, denn: Für Lena (wunderbar: Anna-Lena Elbert) ist die Schule mehr ein Ort des Horrors. Die Mitschüler*innen hänseln sie oft und gern. Im Sportunterricht wird Lena stets als Letzte in die Mannschaften gewählt. Selbst der gehbehinderte Mitschüler Tom, dargestellt von George Vîrban, wird bevorzugt. Dabei ist Lena eigentlich eine ganz normale Jugendliche. Wie viele andere auch quält sie sich jeden Montag aus dem Bett in die Schule.

Ihre Eltern, zumal ihren Vater (Martin Snell), findet Lena genauso „peinlich“ wie viele anderen in ihrem Alter. Dabei ist der Vater eigentlich ziemlich modern. Jedenfalls stemmt er ganz allein den Haushalt. Doch obwohl er für die Tochter artig vegetarisch kocht, mag sie nichts essen. Sie steht eben unter Druck. Um in der Schule zu punkten, wagt Lena eine Mutprobe.

Sie möchte im Schwimmbad vom Dreierbrett springen. Doch das Mädchen hat kein Geld: weder für die Busfahrt noch für den Eintritt ins Freibad. Sie kriecht durch ein Loch im Zaun. Die Mitschüler*innen begrüßen Lena mit verächtlichem Spottgesang, was die Kinder der Schule für Chorkunst München lebensecht und expressiv ausgestalten. Als Lena in luftiger Höhe steht, brüllt Ann-Katrin Naidu als Bademeisterin durch ein Megaphon. Sie war zuvor die alte Nachbarin Lenas mit bedrohlichen Kampfhunden. Jetzt fordert sie Lena auf, nicht zu springen. Dabei singt sie die finstere Rachearie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte. Als sich Lenas Vaterdazugesellt, säuselt die strenge Bademeisterin das „O mio babbino caro“ aus Puccinis Einakter Gianni Schicchi. Lena springt und fliegt davon – wohin, bleibt bis zur eigentlichen Uraufführung im Dezember offen. Dafür aber ist dieser Kurzfilm in Corona-Zeiten eine gelungene Alternative zu bornierter Fernsehunterhaltung. Einschalten, es lohnt sich! (Marco Frei)

Information: Das Video ist noch bis zum 19. Dezember 2020 um 11.59 Uhr verfügbar unter: www.staatsoper.tv

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