Hüte, Hauben, Mitren, Mützen, Käppis und Caps … Kopfbedeckungen, wohin das Auge blickt! Das Bayerische Nationalmuseum in München zeigt sie von der bischöflichen Mitra aus dem 12. Jahrhundert über barocken Kopfputz bis zur modernen Haute Couture. Nahezu alles ist vertreten, sogar die deutsche Kaiserkrone, diese allerdings nur auf einem Gemälde der Krönung Kaiser Maximilians I. In natura sind Brautkronen zu sehen und eine Fülle historischer Trachtenhüte und -hauben.
Vor allem die Trachtenmodelle der Frauen waren reich mit Gold und Silber bestickt, mit Perlen und Steinen, mit kleinen Metallblättchen und Glitzer. Allen voran galt das für die Riegelhauben, ohne die eine gepflegte Münchnerin des 19. Jahrhunderts ebenso wenig aus dem Haus ging wie die Serviermädchen, die in den zahlreichen Gaststätten und Bierkellern arbeiteten.
Von bieder bis neckisch
Man sieht biedere Häubchen und prächtige Capote, Samthüte mit Seidenbändern und Schleifen, Kunstblumen, Federn und Tüll bis hin zum modernen Festinator, dem neckischen kleinen Kopfputz, der schwerlich noch als Hut durchgeht. Natürlich steht man auch vor anderen Ascot-tauglichen Kreationen. Die Damenwelt
schmückte sich über die Jahrhunderte hinweg gerne mit fremden Federn, mit kunstvoll geknüpften Netzen, mit Pelzen und Plüschbären und allerlei anderem Zierwerk auf dem Haupt.
Seit der Antike bedeckten Frauen ihre Haare, wenn sie sprichwörtlich „unter die Haube“ gekommen waren. Bereits im Mittelalter entwickelten sich aus ursprünglich schlichten Hauben oder Schleiern komplizierte, vielfach um den Kopf geschlungene Gebilde, die man auch mal mit Polsterungen unterfütterte oder mit Draht verstärkte. Immer kunstvoller wurden die Kopfbedeckungen, immer luxuriöser: je nach Stand der Trägerin mit Edelsteinen und Perlen verziert, mit reich bestickten Hutbändern und Zierspangen, den sogenannten Agraffen.
Kopftuch für die Bäuerin
Die Bürgersfrau jedoch blieb bei der konservativen Leinenhaube, höchstens einmal mit einer Zierborte oder Spitze versehen. Und der Bäuerin genügte wohl meist ein Kopftuch. Zunächst waren an den Kopfbedeckungen noch Standes- und Rangunterschiede zu erkennen, doch im Laufe des 19. Jahrhunderts änderte sich dies.
Die Herren kamen – und kommen in der Ausstellung – natürlich auch nicht zu kurz: Mitren für die Geistlichkeit, Barette, Ratsherrn- oder Jockeyhüte, Zwei- und Dreispitze, Strohhüte und Zylinder für den Mann von Welt.
Auch König Ludwig I. von Bayern scheint eine Vorliebe für Kopfbedeckungen gehabt zu haben – zumindest sind besonders viele in den Bestand des Bayerischen Nationalmuseums gelangt: 21 Beispiele sind in der Ausstellung vertreten, vom Samtbarett, dem Zweispitz und den Schirmmützen seiner Kronprinzenzeit über zahlreiche Zylinder und Filzhüte bis hin zu seinen Strohhüten. Und derweil waren dies noch lange nicht alle.
Man sah den König seinerzeit nicht selten mit einem etwas ramponierten Strohhut in der Sommerfrische spazieren gehen. Ein solcher Hut mit auffallenden Gebrauchsspuren ist nicht ausgestellt – all die präsentierten Hüte sind noch immer in tadellosem Zustand. Auch die Jagdhüte seiner Söhne, des Thronnachfolgers König Max II. und des Prinzregenten Luitpold, fehlen nicht. Daneben sieht man frisch gebürstete Zylinder anderer Herren, darunter ein Chapeau Claque, dessen Innenleben, der Falt- und Sprungmechanismus, enthüllt wird. Und dann die vielen Varianten des modernen Herrenhuts!
Dafür stehen Namen wie Fedora, Homburg, Trilby oder Porkpie. Mann trägt auch Tweed-Mütze oder ein Basecap.
Doch nicht nur für draußen, gegen Wind und Wetter, gab es Kopfbedeckungen. Der gepflegte Herr des 18. Jahrhunderts ging mit einer schlichten Schlafmütze zu Bett. Untertags trug er gern ein aufwendig besticktes Seidenmodell, in dem er – gewandet in einen ebenso sorgfältig bestickten Hausrock – durchaus Besucher empfangen konnte, gewissermaßen als Ersatz-Kopfbedeckung, wenn er die gepuderte und vermutlich nicht selten juckende und kratzende Perücke abgenommen hatte.
Barocke Putzsucht
Im Barock, dem Zeitalter der üppigen höfischen Feste und Theateraufführungen, durften die Kopfbedeckungen nicht hinter den prächtigen Kostümen herhinken.
Also wurde verziert und geputzt, was das Zeug hergab.
Eines der wichtigsten Kostüme für männliche Schauspieler als antiker Held oder Gott war der „Habit à la romaine“, das römische Gewand mit helmartigem Hut und Federschmuck, dessen sich aber auch durchaus die Engel in weihnachtlichen Krippenspielen bedienen konnten.
Ausgespart wurden in der Ausstellung Helme – sowohl zivile Schutzkopfbedeckungen als auch militärische. Nicht einmal ein prächtiger Raupenhelm oder ein Tschako ist vertreten. Auch die Kopfbedeckungen der Unterschichten sind nicht Thema dieser Schau.
Rund 300 Hüte und Hauben aus dem reichen Bestand des Bayerischen Nationalmuseums sind zu sehen, ergänzt durch private Leihgaben und Modelle aus Unternehmen des 20. und 21. Jahrhunderts. Hinzu kommt eine Fülle von Gemälden, Stichen und Fotos, in denen die Objekte gewissermaßen „live“ präsentiert sind. Zerlegte Objekte legen das Innenleben einzelner Kopfbedeckungen frei, Filme und eine kleine Putzmacher-Werkstatt gewähren Einblicke in Entstehungsgeschichten. Hutnadeln und andere Accessoires runden diese vielseitige und gelungene Kulturgeschichte zur Kopfbedeckung ab. Zu guter Letzt können die Besucherin und der Besucher auch noch testen, ob sie oder er ein „Hutgesicht“ besitzen. In einem eigenen „Hutsalon“ stehen verschiedene Modelle zur Anprobe bereit. (Cornelia Oelwein)
Abbildungen (von oben): Schirmhaube aus dem Allgäu (um 1830/1850), schlicht war Otto von Bismarcks schwarzes Modell, schillernd der Damenhut aus Pfauenfedern (um 1954). (Fotos: BNM/Bastian Krack)
Information: Bis 30. April. Bayerisches Nationalmuseum, Prinzregentenstraße 3, 80538 München. www.bayerisches-nationalmuseum.de
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