Kultur

Ausschnitt aus „Bimbina und Kompanie – die Zirkuswunderschweine“ von Lothar-Günther Buchheim. (Foto: Buchheim Museum)

05.01.2018

Nonnenspiegel und Zirkusschweine

Unterhaltsame und lehrreiche Hinterglasmalerei im Buchheim-Museum Bernried

Das Kunstthema im Oberland heißt derzeit: Hinterglasbilder. Der Beitrag des Buchheim-Museums der Phantasie zum Gemeinschaftsprojekt füllt mit eigenen Beständen eine ganze Zirkusmanege und heißt "Nonnenspiegel und Zirkusschweine". Doppelreihig hängen fast 100 Bilder reihum: die Erbschaft ländlicher Haus- und Kirchenkunst und die von Lothar-Günther Buchheim selbst. Denn der hatte Hinterglasbilder gesammelt, sie aber als Künstler auch mit seinen eigenen Heiligen ausstaffiert: mit Clowns, Akrobaten, dressierten Tieren. In Bernried erfährt man einiges über besondere Techniken der Hinterglaskunst, zum Beispiel über die „Nonnenspiegel“: Dabei wird die Hinterglasmalerei von einer Metallbeschichtung hinterfangen. Einer Unterstellung folgend, hätten die Spiegel den Ordensschwestern zur Sündenverschleierung gedient. Denn während sie auf eine Kreuzigungsszene oder den heiligen Georg schauten, konnten sie sich selbstgefällig dahinter im Spiegel betrachten. Da bei der Herstellung Quecksilber im Spiel war, hat man diese Technik vor über 100 Jahren eingestellt. Die Ausstellung geht mit dem Thema Hinterglaskunst keineswegs pedantisch um. Über den religiösen Themen hängen zum Beispiel Buchheims Unterwasserlandschaften. Er hatte in der Wendezeit 1945/46 die Naivität der religiösen Vorbilder auf dieses unverfängliche Thema übertragen und damit auch die Leuchtkraft der Hinterglastechnik. Buchheim hatte, kein Wunder bei seiner Sammelwut, auch großformatige Hinterglasbilder aus Rumänien in seinen Beständen: üppige Heiligenfiguren oder eine Krönung Mariens, die wie ein Altar aufgebaut ist.

Buchheim liebte den Glitzer

Unterhaltsam hängen die „Zirkusschweine“ direkt darüber: Bimbina und ihre Kompanie. Da lässt Buchheim die Schweinetruppe Kunststücke vorführen, als wären es die Bremer Stadtmusikanten. Auch hier glitzert es zirkusmäßig überall: Damit greift Buchheim auf römische Vorbilder zurück, auf die des Mittelalters und auf die spätere und billigere Variante einer Kupfer-Zink-Legierung. Ob Löwendressur oder Zirkusreiterin: Kaum eines der Buchheim-Bilder mag auf diese Glitzer-Deko verzichten. Simone Bretz aus München, die sich besonders mit der schwierigen Restaurierung von Hinterglasbildern beschäftigt, hat informative Texte dazu geschrieben und verweist darauf, dass die „volksliedhafte kraftvolle Formensprache, die leuchtenden Farben und die vereinfachte Perspektive“ eine wichtige Anregung für die expressionistische Malerei waren. (Uwe Mitsching) Information: Bis 18. Februar. Buchheim Museum, Am Hirschgarten 1, 82347 Bernried.
Di. bis So. und Fei. 10-18 Uhr.

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