Kultur

Er habe "Rampensau-Qualitäten", meint die Jury: Jacob Keller bekommt einen der diesjährigen Kunstförderpreise. Der Schauspieler - hier in "Caligula" - ist derzeit am Theater Regensburg engagiert. (Foto: Quast)

21.07.2015

Rampensau

Kunstförderpreis für Darstellende Kunst: Die Jury spart nicht an Lob für den Nachwuchs

Kunstminister Ludwig Spaenle hat heute in München die bayerischen Kunstförderpreisträgerinnen und -preisträger 2015 in der Sparte Darstellende Kunst bekannt gegeben. Die mit je 6000 Euro dotierten Preise gehen an Jacob Keller, Danae Kontora, Ludwig Mittelhammer und Valery Tscheplanova. 
  • Jacob Keller, geboren 1984 in Berlin, absolvierte das Schauspielstudium in Leipzig und trat in dieser Zeit schon am Centraltheater Leipzig auf. In der Spielzeit 2012/13 kam er an das Theater Regensburg und prägte das neue Schauspielensemble unter der Intendanz von Jens Neundorff von Enzberg von Anfang an entscheidend mit.
Die Jury überzeugte sein hohes Formbewusstsein gepaart mit psychologischem Einfühlungsvermögen für seine Rollen und die Situationen auf der Bühne. Er sei gleichermaßen ein kollegialer Teamplayer und ein Solist mit „Rampensau-Qualitäten“, so die Jury. Er sei spontan, mutig, sehr musikalisch, und er habe einen anarchischen Witz. Ehrgeizig versuche er, sich für jede Rolle neu zu erfinden, und misstraue dem Etikett Publikumsliebling. Bevor er gefällig werde, setze er lieber eine zu weit gehende Pointe oder entziehe sich mit Ironie aus voreiligen Festlegungen. Gekonnt halte er so das Publikum bei der Stange und sich gleichzeitig auf Abstand. Danae Kontora, geboren 1988, schloss 2010 ihr Studium in Gesang, Klavier und Musiktheorie am Griechischen Konservatorium Athen ab. Seit 2013 studierte sie im Master-Studiengang Musiktheater/Operngesang an der Bayerischen Theaterakademie bei Fenna Kügel-Seifried. Halsbrecherische Koloraturen in höchsten Lagen – spielerisch mühelos dargeboten und dennoch auf den Punkt fokussiert, wie zuletzt als Titelheldin in Martín y Solers L’Arbore di Diana, begeisterten die Jury. In ihrer Künstlerpersönlichkeit vereine Danae Kontora alle Qualitäten einer leidenschaftlichen und zugleich äußerst disziplinierten Sängerdarstellerin. Das hochkonzentrierte Zusammenspiel ihrer sängerischen Virtuosität mit ihren schauspielerischen Fähigkeiten sei einzigartig. Ihre Intensität und Präsenz auf der Bühne paare sich mit Leichtigkeit und Charme. Ihre wache Intelligenz und ihr musikgeschichtliches Wissen leiteten sie stilsicher durch alle musikalischen Epochen. Ludwig Mittelhammer, geboren 1988, studierte bis 2014 an der Hochschule für Musik und Theater München bei Professor Frieder Lang, bevor er das Masterstudium bei Professorin Michelle Breedt aufnahm. Er trat in Produktionen der Bayerischen Theaterakademie und schon am Staatstheater am Gärtnerplatz auf. Im Bariton Ludwig Mittelhammer sieht die Jury einen jungen Sänger, dessen Stimme sich harmonisch in allen Registern abgerundet in schöner Klangbildung bewege und dessen deutlicher und expressiver Wortausdruck niemals die fein ausgewogene Legato-Phrasierung verliere, so dass Text und Musik immer aufeinander bezogen blieben. Das Belcanto-Ideal des klangschönen Gesangs auf großen Atembögen sei in seinen Liedinterpretationen oder Oratorien-Partien ebenso unmittelbar präsent wie in seinen vielseitigen Bühnenrollen im Fach des lyrischen Baritons. Auf der Opernbühne überzeuge Ludwig Mittelhammer mit unmittelbarer Natürlichkeit, Charme, flexiblem Spielwitz in den komischen Rollen und konzentriertem psychologischem Einfühlungsvermögen in den ernsten Rollen. Valery Tscheplanova, geboren 1980, studierte zunächst Tanz an der Palucca Schule Dresden und drei Semester Puppenspiel an der Hochschule für Schauspiel „Ernst Busch“ in Berlin, bevor sie dort ihr Schauspielstudium absolvierte. Nach Stationen am Deutschen Theater Berlin und am Schauspiel Frankfurt ist sie seit der Spielzeit 2013/2014 fest am Bayerischen Staatsschauspiel engagiert. In ihrer Rolle als Njurka in „Zement“ erregte sie Aufsehen und erhielt im Rahmen des Berliner Theatertreffens 2014 den Alfred-Kerr-Darstellerpreis. Die Jury hält Valery Tscheplanova für eine hinreißende Ausnahmeschauspielerin, die bisweilen wie ein Wesen aus einer Zwischenwelt erscheine, und einen rätseln lasse, ob sie gerade dabei ist, sich ein eigenes Rollenfach zu schaffen, das sie ganz alleine besetzt. Ob im Kinderstück über die Irrfahrten des Odysseus, in der Tanztheater-Produktion „The Land“ mit der belgischen Compagnie Peeping Tom oder in der letzten Inszenierung des Regisseurs Dimiter Gotscheff von Heiner Müllers „Zement“ – immer wieder brächten die Figuren der Valery Tscheplanowa Nachrichten aus einer sehr fernen Welt mit, die sie einem auf unnachahmlich dringliche Weise nahebringe. Sie könne aber auch anders: als Torquato Tasso zeige sie mit enormer Intensität und berückender Offenheit einen jungen Künstler, dem noch das Scheitern zur großen Selbstbehauptungsgeste gerät. Die feierliche Verleihung der Preise erfolgt am 11. November in der Hochschule für Fernsehen und Film München. (BSZ)

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