Kultur

Wenig Komfort, aber zumindest ein bisschen Schutz boten Unterkunftsbauten wie dieser im Hochgebirge 1915. (Foto: Bayerisches Armeemuseum)

17.01.2020

Schlachten zwischen Gipfeln

Eine Ausstellung im Bayerischen Armeemuseum Ingolstadt dokumentiert die dramatischen Bedingungen für die deutsche Gebirgstruppe von 1915 bis 1939

Einen drastischen Einblick in die hochalpinen Gefechte im Ersten Weltkrieg bietet das Buch Der Dolomitenkrieg von Uwe Nettelbeck. Darin geht es nicht um Heldentum, sondern um brutalstmögliche Arten, umzukommen. Dieses Sterben ist nicht heroisch. Ebenfalls eindringliche Momente bietet das Bayerische Armeemuseum in Ingolstadt mit einer Ausstellung unter dem Titel Verheizt Vergöttert Verführt über die deutsche Gebirgstruppe in den Jahren von 1915 bis 1939. Auch in diesen Kriegsszenen geht es letztendlich immer ums Töten des Gegners – aber auch um körperliche Leiden der eigenen Mannschaftskameraden.

Das deutsche Alpenkorps hatte den Alpinkampf und die Fortbewegung auf „Schneeschuhen“ (Skiern) trainiert, um die Truppen Österreich-Ungarns gegen die Italiener im Dolomitenkrieg zu unterstützen. Zwischen Oktober 1915 und März 1916 waren die mit einem stilisierten Edelweiß gekennzeichneten Soldaten allerdings in Serbien im Einsatz. Vom 28. Mai bis zum 9. September 1916 war das Alpenkorps, das auffiel wegen eines verhältnismäßig legeren Umgangstons, an der Schlacht von Verdun beteiligt – und verlor 12 496 von 26 000 Mann. Allein das 3. Jägerregiment schmolz von 4148 auf 388 Leute. „Verheizt“ nennen das treffend die Ingolstädter Kuratoren.

Die Ausstellung setzt sich zusammen aus bis dato nicht gezeigten Stücken aus der Sammlung des Armeemuseums sowie öffentlichen und privaten Leihgaben. Aus privater Hand kommen beispielsweise die persönlichen Dinge des Franz Murr aus Waging, der sich im Oktober 1914 als Freiwilliger zum Militärdienst gemeldet hatte und zum Alpenkorps kam. 1916 wurde er in Rumänien verwundet, am 19. September 1917 fiel er in der ersten Piave-Schlacht beim Sturm auf den Monte Tomba: Die einen erklommen den Berg, um von den anderen wieder heruntergeschossen zu werden. Man sieht eine Feldpostkarte an Franz Murrs Vater mit der Nachricht vom Tod des Sohns.

Vergötterte Krieger

Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg, in Zusammenhang mit der „Dolchstoßlegende“ und dem Märchen von einer im Felde unbesiegten Armee – obwohl die Oberste Heeresleitung selbst den Krieg verloren gegeben hatte –, begann das Vergöttern der Krieger. So beispielsweise jener aus der Isonzo-Schlacht (benannt nach dem slowenischen Fluss So(c)a), an der das Alpenkorps teilgenommen hatte.
Dem Nachkriegsdeutschland waren zwar von den Siegermächten alpine Truppen untersagt worden, das Verbot wurde jedoch permanent unterlaufen. An Standorten wie München, Kempten, Lindau und Landsberg wurden solche Mannschaften wieder aufgebaut und – Stichwort „verführt“ – in den nationalsozialistischen Militärapparat integriert. Die Ausstellung endet am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. (Christian Muggenthaler)

Information: Bayerisches Armeemuseum, Reduit Tilly, Paradeplatz 4, 85049 Ingolstadt. Di. bis Fr. 9-17.30, Sa./So. 10-17.30 Uhr.

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.