Kultur

Tanja Christine Kuhn (Senta, Gesang) und Alexander Geller (Erik). (Foto: H. Dietz Fotografie, Hof)

28.09.2017

Senta im Doppelpack

Theater Hof: Richard Wagners „Fliegender Holländer“ als Kammerspiel

Felsen einer sturmumtosten Bucht sind keine zu sehen, auch nicht die Andeutung eines norwegischen Fischernests, in dem der seefahrende Kaufmann Daland mit seiner hübschen Tochter Senta wohnt. Die riesigen Scherenschnitte der beiden Schiffssilhouetten werden durch eine dramatische Lichtregie zu notwendigen und hinsichtlich des Holländer-Schiffs auch unheimlichen Mitspielern. Dies jedoch nur zur Ouvertüre und am Ende des Schlussakts, ansonsten herrscht auf der pechschwarzen Bühne des Theaters Hof schiere Bewegungslosigkeit, nimmt man die alberne Chorpassage am Schiffstau und vor allem die völlig deplatzierten Ballettszenen aus, ohne die der Hofer Intendant und Regisseur des Holländers nicht auszukommen scheint. Denn schon vor Vierteljahresfrist nahm er durch den unmotivierten Einsatz seiner Compagnie seinem ehrgeizigen Macbeth-Projekt Eindringlichkeit und Prägnanz. Auch die aktuelle Holländer-Produktion verliert in diesen Szenen erheblich an Tiefe, was der famose Chor und die unter der Leitung des neuen Hofer Musikdirektors Walter E. Gugenbauer befreit aufspielenden Hofer Symphoniker am meisten verspüren. Der interpretatorische Ansatz des Regisseurs, die Erlösungsgeschichte des verdammten Fliegenden Holländers und der (scheinbar) braven Bürgerstochter Senta als deren Traumvision zu erzählen, ist zwar nicht unbedingt neu – Harry Kupfer hatte schon 1978 in Bayreuth diese Idee – , der Zugang zur jahrhundertealten Sage vom Seemann, der nur durch eine Frau „treu bis zum Tod“ von seinem Fluch befreit werden kann, ist durchaus plausibel. Konsequenterweise lässt Reinhardt Friese zwei Sentas auftreten. Die eine wird von der Schauspielerin Susanna Mucha einfühlsam verkörpert, weil sie vom ersten Takt der Ouvertüre bis zum Schlussbild auf jede Wendung der Partitur adäquat mit feiner Mimik und Gestik reagiert und die Handlung vor ihrem geistigen Auge verfolgt. Die Sängerin-Senta der jungen, hoch talentierten und stimmlich wie darstellerisch beeindruckenden Tanja Christine Kuhn ist die Überraschung der Saisoneröffnung am Theater Hof. Mit verblüffender Selbstverständlichkeit singt sie die Holländer-Ballade und die Duette mit ihrem Verlobten Erik und mit dem angehimmelten fremden Seemann. Der sprachlichen Klarheit ihrer Stimme passen sich Rainer Mesecke als Daland und James Tolksdorf in der Titelpartie aufs Feinste an. Das im Stile der Schwarzen Romantik bebilderte Kammerspiel lebt vornehmlich von seiner musikalischen Qualität, allein von Musiktheater zu sprechen, fällt reichlich schwer. (Horst Pöhlmann)

Kommentare (3)

  1. HofOper am 08.10.2017
    Potatoes gonna potate!

    Schade dass Sie so beleidigend sein müssen. Aber ihr Nick (KuhnFan) deutet darauf hin, dass Ihnen persönliche Sympathie wichtiger ist als eine nüchterne Einschätzung!

    Ich würde mich freuen wenn hier häufiger mal über kulturelle Ereignisse kontrovers diskutiert wird. Wie fanden Sie denn z. B. Frau Carlsson als Senta? Äußern Sie sich doch mit Ihrem Sachverstand mal erste (ich glaub mal dass wir Geschlechtsgenossinnen sind) darüber!
  2. KuhnFan am 30.09.2017
    Haters gonna hate!

    Ich kann mich der Einschätzung von Herrn Pöhlmann nur anschließen.
    Herr/Frau HofOper muss in einer anderen Vorstellung gewesen sein oder leider nichts von Gesang verstehen. Frau Kuhn hat in der Premiere eine volle, durch alle Register ausgeglichene Stimme gezeigt und die Senta mit beeindruckender Leichtigkeit gesungen ohne dadurch an Intensität oder Sprachverständlichkeot zu verlieren. Ihre Ballade war ein Highlight des Abends.

    Schade, dass sich Menschen mit so wenig Sachverstand immer als Erste äußern müssen!
  3. HofOper am 28.09.2017
    Also ich stimme der Kritik im großen und ganzen zu. Aber dass Tanja Christine Kuhn mit ihrer Soubretten Wackel-Stimme die 'Überraschung' des Abends gewesen sein soll, verstehe ich nicht ganz. Sie ist laut das stimmt, aber stimmlich so unausgeglichen dass ich das Gefühl habe, Herr Pöhlmann hat sich doch ein wenig vom äusseren blenden lassen!
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