Kultur

Wow! So viele heiße Ikonen in einem Thriller – wer stiehlt letztlich wem die Show in dieser virtuellen Welt? Ein digitaler Filmstill aus "Duck" von Rachel Maclean. (Foto: Rachel Maclean)

02.06.2023

Verwirrendes Stelldichein

Das Kunstpalais Erlangen zeigt, wie Rachel Maclean virtuell einen Thriller kreiert und Stars auch mal Kopfstehen lässt

Extravagante Kostüme trägt Rachel Maclean nicht nur gerne am eigenen Körper. Schrille Outfits sind auch das künstlerische Markenzeichen der 1987 in Edinburgh geborenen Schottin, die derzeit im Erlanger Kunstpalais mit einer Ausstellung unter dem vielsagenden Titel If it looks like a duck gefeiert wird. Politik und Gesellschaft werden bei Maclean genauso multimedial wie kritisch durch den Fleischwolf gedreht. Bekannt geworden ist die Künstlerin mit einem albtraumhaften Märchenfilm, der die globalen Machtstrukturen bei der Biennale in Venedig (dort gestaltete 2017 Maclean den Pavillon ihres Heimatlands) aufs Korn genommen hat.

Für die Ausstellung in Erlangen hat Rachel Maclean einen packenden Spionagethriller gedreht, der mit absoluter Starbesetzung unter dem namensgebenden Titel der Schau zu sehen ist. Allerdings treten Marilyn Monroe und Sean Connery nicht „in echt“ auf. Die Sexikone und der Bond-Held sind vielmehr mithilfe von zahlreichen Computertricks auf dem Bildschirm virtuell wiederbelebt. In diesem Verwirrspiel stehen neben der Wahrhaftigkeit von Identitäten auch die Vertrauenswürdigkeit von Nachrichten zur Debatte.

Überhaupt stellt die Künstlerin gerne die Realität auf den Kopf, um die Zustände der Welt aus einer neuen Perspektive kritisch darstellen zu können. Bestes Beispiel für diese Herangehensweise sind die Gemälde in einem weiteren Ausstellungsraum. In knalligen Farben springen einem erneut zahlreiche Popikonen ins Auge. Dabei treiben die grellen Porträtbilder das Spiel mit der Authentizität erneut auf die Spitze. Hier wird der Kopf einer Filmdiva mit ein paar kühnen Schnitten wie bei einer Collage auf einen anderen Körper versetzt. Dort wird dem Konterfei von John F. Kennedy ein trockener Martini-Cocktail inklusive Olive stilecht in die Hand gedrückt. Und dann sind die Porträtbilder um 180 Grad gedreht.

Inspirierender Brexit

Beim Rundgang durch die faszinierende Schau erzählte die Künstlerin kurz vor der Ausstellungseröffnung im Kunstpalais, dass sie der Brexit auf die Idee mit der auf den Kopf gestellten Realität gebracht habe. Mit dem Austritt aus der Europäischen Union hätte sich das Vereinigte Königreich aus nationalistischem Größenwahn für den Sprung von der Klippe in den unilateralen Abgrund entschieden. Diesen politischen Wahnsinn habe sie in ihren neuen Bildern ausdrücken wollen.

Die Erlanger Museumschefin Amely Deiss führt das Upside-Down-Prinzip als Kuratorin der Schau in der Ausstellung kreativ weiter. Werke werden nicht wie üblich von oben an die Wand gehängt, sondern ragen scheinbar von unten an Ketten aus dem Boden. Auch ein roter Teppich mit lustigen Ufomotiven gehört zum Konzept und ist Teil der Schau.

Kurioserweise ist parallel zur Ausstellung eine 16-teilige Schmuckkollektion in Zusammenarbeit von Kuratorin und Künstlerin beim britischen Schmucklabel Tatty Devine mit wiederum auf dem Kopf stehenden Wort-Broschen und Statement-Halsketten entstanden. (Nikolas Pelke)

Information: Bis 2. Juli. Kunstpalais, Palais Sutterheim, Marktplatz 1, 91054 Erlangen. www.kunstpalais.de

 

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