Landtag

Im Landtag summt es: Vier Bienenstöcke stehen auf dem Gelände des Maximilianeums. (Foto: Bildarchiv Bayerischer Landtag/Rolf Poss)

31.05.2019

Auf dem Weg zum Öko-Landtag

Der Landtag will das Artenschutzgesetz noch vor der Sommerpause verabschieden – doch wie umweltfreundlich ist man dort eigentlich selbst?

Bienenkästen, Dienstfahrräder, Ökostrom: Im Maximilianeum wird einiges für die Umwelt getan. Auch die Fraktionen selbst bemühen sich um Nachhaltigkeit. In manchen Bereichen ist allerdings noch Luft nach oben – das finden zumindest die Grünen, deren Antrag, den Bio-Anteil in staatlichen Kantinen zu erhöhen, kürzlich abgeschmettert wurde.

In Sachen Umwelt- und Artenschutz gibt Bayern Gas. Noch vor der Sommerpause will der Bayerische Landtag das Volksbegehren „Artenvielfalt – Rettet die Bienen“ samt Ergänzung als Gesetz verabschieden. Da passt es gut, dass der Landtag heuer seine Bienenvölker aufstockte und ihnen auf der Münchner Praterinsel 2 einen zusätzlichen Standort verschaffte. Dort sollen sie überdies den Kids des Landtags-Kinderhauses „MiniMaxi“ und Schulklassen als Anschauungsobjekt dienen. Bereits seit 2015 stehen vier Bienenstöcke auf dem Gelände des Maximilianeums. Ein bestechendes Symbol – doch wie umweltbewusst geht es sonst im Landtag zu?

Die Liste des Landtagsamts in Sachen Öko-Engagement ist lang. Sie reicht von energiesparenden Gebäudesanierungen bis hin zu umweltschonenden Reinigungsmitteln. Martin Stümpfig, energiepolitischer Sprecher der Grünen im Landtag findet aber: „Da ist noch Luft nach oben.“

Die Grünen haben kein Auto - als einzige Fraktion

Wie alle in seiner Fraktion strengt sich Stümpfig auch mit Muskelkraft für ein gutes Klima an: „Wir haben drei Diensträder und als einzige Fraktion im Landtag kein Auto“, sagt der Energie- und Klimaexperte. „Außerdem gibt es ja einen guten öffentlichen Nahverkehr.“ Auch Gisela Sengl, ernährungspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag, fährt von ihrem Wohnort am Chiemsee „immer mit dem Zug“ zum Maximilianeum. „Am Ostbahnhof steige ich dann auf das Fahrrad um.“
Laut Landtagsamt gibt es insgesamt zwölf Dienstwagen, darunter fünf Hybridfahrzeuge und ein Elektroauto. Letzteres ist von den Freien Wählern. Insgesamt gebe es auf dem Gelände vier Strom-Ladestationen und ein Pedelec für Abgeordnete und Mitarbeiter.

In der Landtagskantine steht täglich ein vegetarisches Essen zur Wahl. „Man müsste die Kantine verpflichten, jeden Tag ein Bioessen anzubieten“, wünscht sich Gisela Sengl. Auch wenn CSU und Freie Wähler ihren Antrag, den Bio-Anteil in staatlichen Kantinen zu erhöhen, kürzlich abschmetterten, gibt sie nicht auf. Ihre Fraktion selbst verpflege sich ausschließlich mit Bioprodukten. „Wir haben Biokaffee, Biomilch, und bei einem größeren Essen bestelle ich in der Kantine immer Bio oder besorge es selbst“, so Sengl. Außerdem benutze man nur Geschirr. „Wir haben uns Karaffen angeschafft, aus denen wir hauptsächlich gutes Münchner Leitungswasser trinken“, sagt Stümpfig. Den Grünen sind die Plastik-Trinkwasserbottiche eines Konzerns im Maximilianeum ein Dorn im Auge. Stümpfig: „Warum bieten wir nicht einfach Trinkwasserbrunnen an?“ Das Landtagsamt hat nach eigener Aussage „bereits zwei Wasserbars installiert, die Trinkwasser zu hochwertigem Tafelwasser veredeln. Dadurch konnten Wasserspender, die mit Plastikgallonen bestückt werden, eingespart werden.“

Wie die Grünen setzt auch die CSU-Fraktion im Landtag auf normales Geschirr und sparsamen Papierverbrauch. Der Großteil der Informationen oder Dokumente werde per Mail an die Abgeordneten versandt. „Einwegbecher kommen bei uns nicht zum Einsatz“, so Sprecher Andreas Schneider. Erst kürzlich habe man 34 Druck- und Kopiergeräte auf 13 nachhaltige umweltfreundliche Geräte reduziert. Wichtig sei außerdem die Verwendung von stromsparenden umweltverträglichen IT-Komponenten. Auch Klaus Holetschek ist Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit wichtig. „Ich fahre oft mit dem Zug oder nutze den öffentlichen Nahverkehr“, sagt der CSU-Landtagsabgeordnete. Laut CSU-Geschäftsstelle reisen viele ihrer Abgeordneten in der Bahn zu den Sitzungen in München.

Der Landtag bezieht für seine Liegenschaften Ökostrom. Einen Teil seiner Dachfläche hat er für eine Photovoltaik-Anlage zur Verfügung gestellt. Um Strom zu sparen, lässt man in allen Altbau-Fluren derzeit alte 9-Watt-Sparlampen durch 3,8-Watt-LED-Lampen austauschen. Ein Beispiel für weitere Einsparungen sind die tageslichtabhängige Lichtsteuerung im Plenarsaal mit 800 Leuchtstofflampen und die LED-Lampen in der sanierten Bibliothek, der Gaststätte und im Ausstellungsfoyer.

In den Grünanlagen sind chemische Spritzmittel tabu

Überdies wurden nach Auskunft im Landtag energiesparende Lüftungs- und Klimaanlagen mit Wärmerückgewinnung errichtet, wie etwa bei der Erneuerung der Kälteanlage 2013. „Hier konnte der Stromverbrauch um etwa 50 Prozent reduziert werden.“

Auch der Erweiterungsbau Nord wurde im Passivhausstandard konzipiert. Damit benötige das Gebäude nur ein Fünftel der Energie wie vergleichbare Neubauten. Außerdem habe man den Fernwärmeverbrauch teilweise gesenkt, etwa durch die Sanierung der Fenster an der Westfassade des Nord- und Südbaus, aber auch durch die Dämmung im Altbau Kellergeschoss und die Sanierung der Heizungs- und Warmwasserverteiler.

Seit 2012 beteiligt sich der Landtag an der Aktion des bayerischen Umweltministeriums „Handys clever entsorgen“. 2018 und 2019 konnten die Rohstoffe von rund 100 Altgeräten der Abgeordneten wiederverwertet werden, heißt es im Maximilianeum stolz. Zu 98 Prozent nutze der Landtag überdies Recyclingpapier, das beinahe so weiß wie Primärpapier sei.

Die Abfalltrennung geschieht hauptsächlich im Verborgenen. Die Abgeordneten trennen Papier und Restmüll, was dann damit geschieht, ist manchen unklar. Der Papiermüll wird im Keller in einer Presse gesammelt, abgeholt und recycelt. Die Reinigungskräfte sortieren die Glasabfälle gesondert in eigenen Tonnen, heißt es im Landtagsamt. Der Restmüll werde in einer solarbetriebenen Aufbereitungsanlage sortiert und die wiederverwertbaren Rohstoffe weiterverarbeitet. „Der anfallende Müll wird konsequent nach Wertstoffen wie Papier, Metall, Kunststoff, Elektronikschrott getrennt entsorgt. Die Restmüllbehälter wurden kürzlich dem reduzierten Abfallvolumen angepasst“, so ein Sprecher. Martin Stümpfig ist mit der Abfalltrennung im Landtag unzufrieden. „Für mich ist das nicht nachvollziehbar. Es heißt, die Firma holt es ab, und dann wird alles im Nachhinein sortiert“, so der Grüne. „Also wie weit es wirklich möglich ist, dass alles, was vorher zusammengeworfen wurde, wieder auseinandersortiert wird, da bin ich mir nicht sicher.“

Auch den „sehr hohen Energieverbrauch“ in den Landtagsgebäuden und dazugehörigen Appartements könnte man senken, findet der Grünen-Energieexperte. „Dass zum Beispiel in den Appartements Tag und Nacht die Zirkulationspumpe läuft, damit immer heißes Wasser zur Verfügung steht, muss nicht sein.“

In den Gärten und Außenanlagen des Landtags sind chemische Spritzmittel tabu. Unkraut rupfen die Gärtner mit der Hand aus. Sie verzichten auf das zerstörerische Abflammen und schneiden von Pilzen geschädigte Bäume und Sträucher in Handarbeit aus.

Derzeit beginnt an der Einfahrt in die Tiefgarage des Maximilianeums die Vorbereitung für eine technische und energetische Generalsanierung der unteren Geschosse. Vergangene Woche übergab Landtagspräsidentin Ilse Aigner die Lavendel- und Rosenstöcke des Rondells daher an die therapeutische Wohneinheit des Hauses Hoheneck. Dort haben sie ab sofort eine neue Heimat.
 Wie süß es schmeckt, wenn man etwas für die Umwelt tut, durften die Abgeordneten bereits kosten. Sie bekamen von der Ernte der Landtags-Bienen jeweils ein Glas Biohonig.
(Lucia Glahn)

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