Landtag

Peter Wachler. (Foto: Privat)

23.05.2025

Der Tapfere

Im Porträt: der schwäbische CSU-Abgeordnete Peter Wachler (46)

Der September 2022 war für Peter Wachler (46) ein schicksalhafter Monat: Am 8. September starb einer seiner besten Freunde an Darmkrebs. Noch auf der Beerdigung beschloss Wachler, damals 43 Jahre alt, zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen – nicht ahnend, dass der Hausarzt dabei wirklich etwas finden würde. Am 27. September erfuhr der damalige Bürgermeister des kleinen Ortes Markt Wald im Landkreis Unterallgäu, dass auch er Krebs hat: einen bösartigen Tumor im Bauchfell. „Da bricht eine Welt ein“, sagt der CSU-Politiker heute.

Gleichzeitig gab es für Wachler damals ein politisches Problem: Einen Tag vor seiner Diagnose hatte er seinem Parteifreund Franz Josef Pschierer mitgeteilt, dass er als CSU-Kandidat im Stimmkreis Kaufbeuren für den Landtag kandidieren wolle. Also in einer Kampfabstimmung gegen Pschierer anzutreten gedachte. Dieser reagierte entspannt – er hatte andere Pläne. Tatsächlich trat Pschierer aus der CSU aus und in die FDP ein – was Wachler am Tag nach seiner Diagnose erfuhr. Er fühlte sich schuldig an Pschierers Austritt und war sich nicht mehr sicher, ob er überhaupt noch kandidieren wollte. Von seiner Erkrankung wussten zu diesem Zeitpunkt nur seine Familie und sein Partner, der selbst Mediziner ist. Doch die Chancen, den Krebs per OP zu entfernen, standen gut. Und so entschied Wachler, an der Kandidatur festzuhalten. Die Delegierten hoben ihn auf den Schild.

Weder die OP, bei der ihm viereinhalb Organe entfernt wurden, noch eine Chemotherapie hielten Wachler anschließend davon ab, zu kandidieren und in den Landtag einzuziehen. Inzwischen ist er krebsfrei. Und er sagt: „Diese Erkrankung hat mir mehr gegeben, als sie mir genommen hat.“ Er sei resilienter gegenüber politischen Angriffen, entspannter bei Kritik an seiner Person sowie insgesamt reflektierter „Und ich ärgere mich nicht mehr so schnell.“

CSU? "Wieso nicht?"

Der Ärger hatte ihn überhaupt erst zur Politik geführt. Nach dem Abitur hatte es ihn aus „gänzlicher Orientierungslosigkeit“, wie er sagt, an die Hochschule für den öffentlichen Dienst verschlagen. Anschließend arbeitete er beim Jobcenter in Augsburg. Die Arbeit inmitten von Aktenbergen war für ihn „ein Albtraum“. Doch erst der Groll über eine nicht erhaltene Leiterstelle bewegte ihn zum Wechsel. In seinem Heimatort hörte nämlich der Bürgermeister auf. Da aber schon alle Parteien Kandidaten gekürt hatten, trat er als Parteiloser an, kam tatsächlich in die Stichwahl und schlug dort klar den gemeinsamen Kandidaten von CSU und Freien Wählern. Ein Jahr später trat Wachler dann in die CSU ein. Nur sie kam für ihn infrage. „Ich bin ein Verfechter konservativer und christlicher Werte, ein traditioneller Mensch. Und die CSU ist die letzte verbliebene Volkspartei.“ Aus seinem Umfeld kam die Frage, warum er als „offen schwul Lebender“ ausgerechnet in die CSU wolle. „Wieso nicht?“, gab er zurück.

Im Landtag ist Wachler Mitglied im Rechtsausschuss und im Europaausschuss, dazu ist er entwicklungspolitischer Sprecher seiner Fraktion. Seine Aufgabe beschreibt er so: „Ich bin ein Kämpfer für die Demokratie.“ Das bedeutet für ihn, in Schulen, Jugendtreffs, sozialen Netzwerken und bei vielen weiteren Veranstaltungen junge Menschen zu erreichen und ihnen die Vorzüge der Demokratie näherzubringen. Gleichzeitig wirbt er bei Reisen in Länder wie Uganda um Vertrauen in den Westen und informiert sich bei Kongressen, wie man Populisten besser beikommen kann. Eine perfekte Antwort darauf hat er aber noch nicht gefunden.

Von einem AfD-Verbot hält Wachler indes nichts. „Man kann die Antidemokraten besser bekämpfen, wenn sie sichtbar sind“, sagt er.

Bei der nächsten Wahl will Wachler wieder antreten. „Politik macht süchtig“, sagt er. „Es macht mich schon stolz, einen Beitrag zu leisten, dass es den Menschen besser geht.“

Die Zeit, in der er nicht für die Politik unterwegs ist, verbringt Wachler gern mit den drei Söhnen seiner Schwester und mit Reisen auf seine Sehnsuchtsinsel Gran Canaria. „Ich liebe Sommer, Sonne, Strand und Meer.“ (Thorsten Stark)
 

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