CSU: Klaus Holetschek (59)
Der Selbstbewusste
Wer meint, sich mit Klaus Holetschek anlegen zu müssen, dem hat CSU-Chef Markus Söder schon mal „viel Spaß“ gewünscht– ironisch natürlich. Denn der neue CSU-Fraktionschef ist einer mit klaren Positionen, die er regelmäßig auch so vertritt: klar und ohne viel Geschwurbel außenrum. Und wenn die CSU verbal angegriffen wird, schießt Holetschek meist scharf zurück, im Zweifel gegen den eigenen Koalitionspartner. Auf seiner ersten Pressekonferenz im neuen Amt hat Holetschek gleich Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger angeraten, „den Bierzeltmodus schnellstmöglich zu verlassen“.
Rampenlicht ist Klaus Holetschek inzwischen gewohnt. Der bisherige Gesundheitsminister wurde in der Pandemie das griffig formulierende, bundesweit bekannte Gesicht der bayerischen Corona-Politik. Sein neues Amt werde er „voll selbstbewusst ausüben“, kündigte er nach seiner Wahl an. Der Truppe der 85 CSU-Abgeordneten möchte er eine „eigene DNA“ verpassen und zudem Impulse in die Regierungsarbeit einbringen. Mit diesen drei Punkten umriss Holetschek genau die Mängel, die seinem Vorgänger Thomas Kreuzer intern vorgehalten wurden. Auch Söder wird sich da im Umgang mit der Fraktion umstellen müssen.
Holetschek, der an diesem Samstag 59 wird, wurde in Landshut geboren, aufgewachsen ist er aber im Kurort Bad Wörishofen im Allgäu. Dort war der gelernte Jurist nach einer Wahlperiode im Bundestag auch elf Jahre lang Erster Bürgermeister. 2013 wechselte er in den Landtag, wo er dem Wirtschafts- und dem Gesundheitsausschuss angehörte. Nach kurzer Tätigkeit als Bürgerbeauftragter der Staatsregierung holte ihn Söder Anfang 2020 erst als Staatssekretär ins Bauministerium, sechs Monate später ins Gesundheitsministerium. Schon im Januar 2021 beförderte ihn Söder in der Hochphase der zweiten Corona-Welle zum Minister, wo Holetschek turnusgemäß Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz der Länder wurde. Später profilierte er sich als unnachgiebiger Gegenspieler von SPD-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. (JUM)
Freie Wähler: Florian Streibl (60)
Der Besonnene
Kann sich der Mann eigentlich auch mal aufregen? Seit 2018 steht der Jurist Florian Streibl, 60, an der Spitze der Freie-Wähler-Landtagsfraktion und fiel dabei vor allem durch vornehme Zurückhaltung auf. Am Abend der Landtagswahl stand Streibl versonnen im Landtag herum, beantwortete Presseanfragen ruhig, höflich und bescheiden – während andere aus seiner Fraktion atemlos an den Handys hingen und vor lauter Triumphieren über das gute Wahlergebnis schier platzten.
Söders provokante Forderung nach einem „Demokratiebekenntnis“ der FW konterte Streibl sensationell besonnen: Das Ansinnen sei „verstörend“. Und dass die FW kein Problem mit einem Demokratiebekenntnis hätten – was Söder eigentlich wissen müsse. „Schließlich regieren wir seit fünf Jahren gemeinsam.“ Fertig.
Gelassenheit, sagt Florian Streibl, zähle sicher zu seinen besten Eigenschaften. Der Einschätzung, dass er und der impulsive Hubert Aiwanger einander gut ergänzen, stimmt er zu. Tatsächlich hatte Streibl die Fraktion bislang gut im Griff, die Zusammenarbeit auch mit der CSU klappte weitgehend geräuschlos. Das Organisieren liegt ihm. Vor seiner Wahl zum Fraktionschef hatte Streibl bereits als Parlamentarischer Geschäftsführer der Fraktion fungiert.
Auch im Plenum des Landtags tritt der Oberammergauer nicht als großer Zampano auf. Seine Reden fallen eher sachlich-unspektakulär aus. Als Fraktionschef hätte er Anspruch auf einen Ministerposten in der künftigen Regierung erheben können. Da stünde er mehr im Rampenlicht. Streibl kichert. Er wolle sich ja „nicht verschlechtern“, scherzt er. Wahr ist: Als Fraktionschef steht er den Abgeordneten vor, als Minister ist er der Kabinettsdisziplin unterworfen.
Und übrigens, ja, es gibt Sachen, die ihn wütend machen. Vor allem die AfD. Bislang habe er nicht erlebt, dass diese an einer guten Zusammenarbeit im Landtag interessiert sei. Ob die AfD im neuen Landtag Posten erhalte, sagt Streibl, „liegt an deren Verhalten“. (TA)
AfD: Katrin Ebner-Steiner (45)
Die Provokante
Katrin Ebner-Steiner ist seit jeher das Gesicht der bayerischen AfD. Die 45-jährige Niederbayerin ist zwar erst 2015 zur Partei gestoßen und war bislang nie deren Vorsitzende, aber schon zur Landtagswahl 2018 war sie die gefühlte Spitzenkandidatin mit der größten Medienpräsenz.
Nach dem Einzug in den Landtag repräsentierte sie wie selbstverständlich Bayerns AfD mit einem Auftritt in der Bundespressekonferenz in Berlin. Ihren Status hatte Ebner-Steiner wohl auch dem Umstand zu verdanken, dass in der Flüchtlingswelle 2015 in ihrer Heimatstadt Deggendorf ein großes Auffanglager errichtet wurde und sie zur Stimme besorgter bis fremdenfeindlicher Bürger*innen wurde.
Als Fraktionschefin im Landtag fungiert Ebner-Steiner nun zum zweiten Mal. Nach der Wahl 2018 war sie Partnerin in einem wechselnden Duo, bis nach internen Querelen um die Ausrichtung der Fraktion das gemäßigtere Lager die Oberhand gewann und sie absetzte. Ebner-Steiner ist dem völkisch-nationalen Teil der AfD zuzurechnen, sie gilt als enge Vertraute des Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke. Schon ihre erste Rede im Landtag sorgte 2018 für Aufsehen und Empörung, als sie unter anderem erklärte, Bayern solle offenbar durch ungezügelte Migration in eine „multiethnische Besiedlungszone umgewandelt“ werden. Ebner-Steiner war wohl 2019 auch die Initiatorin des Auszugs großer Teile der AfD-Fraktion aus dem Landtagsplenum bei einer Rede der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, zum Holocaust-Gedenktag.
Wie in der AfD nicht unüblich, gibt Ebner-Steiner von sich selbst nur wenig preis. Sie ist in zweiter Ehe verheiratet, hat vier Kinder. Als Beruf gibt sie „Bilanzbuchhalterin IHK“ an, an der Fachhochschule Deggendorf hat sie Betriebswirtschaftslehre studiert. Ihrer Homepage ist zu entnehmen, dass sie früher „politisch eher beiläufig interessiert“ gewesen sei. Beruf und Kinder hätten sie voll ausgelastet. Seit sich das Land infolge der „unkontrollierten Migration“ in eine „immer verhängnisvollere Richtung“ entwickle, müsse sie sich selbst in die Politik einmischen. Bei der AfD, so Ebner-Steiner, fühle sie sich da an der richtigen Adresse. (JUM)
Grüne: Katharina Schulze (38)
Die Dauerlächelnde
Jetzt macht sie es also allein. Dass Katharina Schulze weiter die Grünen-Fraktion im Landtag leitet, ist keine Überraschung. Wohl aber, dass sich die Partei nach 20 Jahren von der Doppelspitze verabschiedet. Die 38-jährige Politikwissenschaftlerin führte die Fraktion ab 2018 gemeinsam mit Ludwig Hartmann, der nun Landtagsvize werden soll. Die in Herrsching aufgewachsene Wahlmünchnerin war die Vertreterin für die Stadtmenschen, Hartmann der Mann für die Landbevölkerung.
Das sei eine der Lehren aus der Wahl gewesen, sagt Schulze am Ende der Fraktionsklausur: „Wir brauchen eine Fokussierung.“ Und die große Mehrheit der Fraktion fand, dass sich der Fokus künftig nur auf Schulze richten soll. Mit ihrem Charisma, ihrem Dauerlächeln und ihrem Redetalent soll sie als Frontfrau die Themen, mit denen die Partei im Wahlkampf nicht durchdrang und von Platz zwei auf Platz vier abstürzte, rüberbringen. Sie habe nicht lange überlegen müssen, ob sie allein weitermachen will, sagt Schulze. Nur ob die Grünen damit außerhalb ihrer Stammwählerschaft punkten können, ist unklar. Selbstkritik, etwa, dass man im Wahlkampf wenig bis gar nichts zu drängenden Themen wie der Migration anzubieten hatte, fehlt.
Mit ihrer 32-köpfigen, „starken Fraktion“ will sie die neue „Weiter-so“-Staatsregierung kontrollieren – und sich klar gegen die AfD positionieren. „Ich wähle keinen AfD-Abgeordneten zum Vizepräsidenten“, betont Schulze. Spekulationen um eine Kandidatur für das Münchner OB-Amt im Jahr 2026 wischt sie mit einem Lächeln weg. „Im Freistaat gibt es genug für mich zu tun.“ (TS)
SPD: Florian von Brunn (54)
Der Hartnäckige
Für seine Verhältnisse ist Florian von Brunn mit einem stattlichen Ergebnis zum SPD-Fraktionschef wiedergewählt worden. Zwölf der 17 Abgeordneten gaben ihm die Stimme, 70 Prozent. Für von Brunn, der bei parteiinternen Wahlen schon Patts und Ein-Stimmen-Mehrheiten erlebt hat, ist das ein ordentliches Votum. Und das, obwohl er als Spitzenkandidat – unter allerdings für Bayerns SPD widrigen Umständen – bei der Landtagswahl mit 8,4 Prozent das historisch schlechteste Ergebnis für die Partei eingefahren hatte.
Im Landtag gehört von Brunn zu den Hartnäckigen, nicht nur was eigene Ambitionen angeht. Umwelt- und Verbraucherschutz waren lange sein Steckenpferd. Dass die umstrittene Erweiterung des Skigebiets am Riedberger Horn abgeblasen und nach dem „Bayern-Ei“-Skandal die Lebensmittelaufsicht umstrukturiert wurde, darf er sich durchaus auf seine Fahnen schreiben. In Plenarsitzungen ist von Brunn als scharfzüngiger, mitunter auch polternder Redner bekannt, seine Zwischenruf-Frequenz ist extrem hoch. Mit seinem robusten und in eigener Sache ehrgeizigen Auftreten hat er sich in der SPD aber nicht nur Freunde gemacht. Nun will er offenbar seinen Führungsstil anpassen und „noch intensiver gemeinsam im Team zusammenarbeiten“.
Der 54-jährige Münchner hatte nach dem Abitur erst Philosophie, dann Geschichte und Volkswirtschaft studiert. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Politik und politischer Bildung tätig. Vor dem Einzug in den Landtag 2013 verdingte er sich als freier IT-Berater. In seiner Freizeit ist von Brunn gerne in den Bergen unterwegs. Höhen und Tiefen sind ihm also nicht fremd. (JUM)
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