Landtag

Michael Brückner: Karrieretod aufgrund Sex mit einer Minderjährigen. (Foto: dpa)

08.06.2016

Gekaufter Sex mit Jugendlicher - Sturz eines CSU-Mannes

Der CSU-Hinterbänkler Michael Brückner ist über Sex mit einer Minderjährigen gestürzt

Eigentlich hätte Michael Brückner gewarnt sein sollen: Pädophilievorwürfe, Kinderpornografie oder Sex mit Minderjährigen sind für jeden Politiker der sichere Karrieretod. Doch das hinderte den wohlhabenden Nürnberger Bauernfunktionär und CSU-Landtagsabgeordneten nicht an "zwei einvernehmlichen sexuellen Handlungen mit einer Jugendlichen gegen Entgelt (...) Bei dem zweiten Treffen kam es zum Geschlechtsverkehr". So hat es seine Anwältin in einer kurzen Presseerklärung formuliert. Die Folgen: Der 51 Jahre alte Brückner steht vor den Scherben seiner Existenz, seine Familie muss nun mit dem gesellschaftlichen Stigma leben.

Sein Landtagsmandat hat Brückner zurückgegeben, ebenso seinen Präsidiumssitz beim Bayerischen Bauernverband. "Herr Brückner schämt sich zutiefst für sein Verhalten und dankt seiner Familie für die Unterstützung" schreibt Anwältin Franziska Fladerer.

CSU-Chef Seehofer findet klare Worte und Söder sagt: "Wir sind schockiert"

Beschämung ist aber auch in der CSU spürbar. Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer nennt den Rücktritt richtig und unausweichlich. "Michael Brückner hat einen gewaltigen Fehler gemacht, und für den muss er auch die vollen Konsequenzen tragen", sagt er. "Jetzt muss die Justiz diese Angelegenheit aufarbeiten." Finanzminister Markus Söder, zugleich Nürnberger CSU-Bezirksvorsitzender, sagt ebenfalls: "Wir sind alle sehr schockiert. Dies sind schwere Vorwürfe." Brückners Entschluss, von allen Ämtern zurückzutreten, sei "absolut folgerichtig".

Doch die übrigen CSU-Kollegen schweigen. Das liegt keineswegs am Thema Sex mit Minderjährigen: Gar nicht schweigsam war die CSU, wenn es in den vergangenen Jahren um die Pädophilie-Vorwürfe gegen die Grünen ging. Nun hat die CSU einen Mann in den eigenen Reihen, der gekauften Sex mit einer Jugendlichen gestanden hat.

Bei den Bürgern, die Politikern generell misstrauen, tragen derlei Fälle zu der Einschätzung bei, dass sowieso alle Politiker gleich seien. Deswegen ist Brückners Sturz auch für die anderen Fraktionen im Landtag unerfreulich.

Ohnehin sind in dieser Wahlperiode bereits mehrere Mitglieder des "Hohen Hauses" am Münchner Isar-Hochufer ziemlich tief gefallen: Brückner ist der sechste Abgeordnete, gegen den ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Prominentester Fall war die frühere Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU). Zwar blieb von den justiziablen Vorwürfen in ihrem Fall sehr wenig übrig, doch Haderthauers politische Karriere ist trotzdem ruiniert.

Der Verlust trifft die CSU - auch wegen des allgemeinen Image-Schadens

In einer Hinsicht macht es Brückner den Parteifreunden leicht, nichts zu sagen: Er informierte zwar seinen Bezirksvorsitzenden Söder am Montag, nicht aber CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer. Nach Angaben eines Fraktionssprechers war Brückner auch am Mittwoch für die Landtagskollegen nicht erreichbar. Gesichert informiert war im Landtag nur eine CSU-Politikerin: Barbara Stamm. Denn will ein Staatsanwalt gegen einen Abgeordneten ermitteln, muss er die Landtagspräsidentin informieren. Erhebt sie keine Einwände, darf ermittelt werden.

Ein prominenter Abgeordneter war der bisherige entwicklungspolitische Sprecher zwar nicht, sondern ein Hinterbänkler. Der Verlust trifft die CSU dennoch, und nicht nur wegen der unerfreulichen Schlagzeilen und des allgemeinen Imageschadens.

In Nürnberg fehlt der CSU nun ein Abgeordneter. Nachrücker ist Andreas Schalk, ein 32 Jahre alter Mittelfranke aus Ansbach. Doch Nürnberg ist für die CSU ein schwieriges Pflaster. Brückner war im Stimmkreis Nürnberg-Nord gewählt. Bis zur Landtagswahl 2018 werden nun der SPD-Abgeordnete Arif Tasdelen und der Grüne Markus Ganserer alleinige Vertreter des Nürnberger Nordens im Landtag sein. (Carsten Hoefer, dpa) Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Version des Textes hieß es Arif Tasdelen wäre nun der alleinige Vertreter des Nürnberger Nordens. Das ist falsch und wurde entsprechend korrigiert.

Kommentare (1)

  1. org am 09.06.2016
    Sie versorgen die Lügenpresse-Schreier ordentlich mit Munition, wenn Sie §176 und §182 StGB in Ihrem Geschreibsel nicht ordentlich auseinander halten. Oder sind Sie persönlich nicht in Lage, den Unterschied zu recherchieren?
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