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CSU-Ministerpräsident Markus Söder hat im Wahlkampfauftritten öfters gegen „Genderstrafzettel“ an Bayerns Hochschulen gewettert – die es wohl nie nicht gab. (Foto: dpa/Uli Deck)

07.10.2021

Keine "Genderstrafzettel" an Bayerns Hochschulen

SPD: "Söder hat sich im Wahlkampf eine Erfindung aus den Fingern gesaugt, die er dann selbst bekämpfen wollte"

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte bei Wahlkampfauftritten mehrfach gegen „Genderstrafzettel“ an Bayerns Hochschulen gewettert und sich gegen genderbedingte Punkteabzüge bei bayerischen Hochschulprüfungen gewandt. Konkrete Beispiele dafür nannte er nicht. Markus Rinderspacher (SPD) wollte es jetzt genau wissen und fragte bei der Staatsregierung nach, ob überhaupt Fälle bekannt sind.

Das Wissenschaftsministerium gibt sich vage. Die Informationen seien aus dem „Kreis der Studierenden“ an die Staatsregierung herangetragen worden. Wahrscheinlich vonseiten der christlich-konservativen Studierendenverbindung „Ring Christlich-Demokratischer Studenten“, die Söder kurz zuvor getroffen hatte. Dort sei die „grundsätzliche Besorgnis“ geäußert worden, dass Sprachleitfäden zu gendergerechter Sprache durch Korrekturhinweise Bewertungsmaßstäbe setzen und sich negativ auf die Prüfungsergebnisse auswirken könnten. An bayerischen Hochschulen gibt es zwar tatsächlich Sprachleitfäden. Sie sollen aber nur dafür sorgen, dass staatliche Texte so verfasst werden, dass Frauen und Männer gleichberechtigt sind.

Das Haus von Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) hat daraufhin am 15. September 2021 – fünf Tage nach Söders Wahlkampfauftritt in Nürnberg – noch mal alle staatlichen Hochschulen in Bayern darauf hingewiesen, dass sich aus den Sprachleitfäden grundsätzlich keine Benachteiligung bei der Bewertung von Prüfungsleistungen und Auswahlentscheidungen ableiten darf. Konkreten Hinweisen würde natürlich sofort nachgegangen, das weitere Vorgehen momentan noch geprüft.

"Die ministerielle Anweisung von Wissenschaftsminister Sibler ging wissentlich völlig ins Leere"

Für Markus Rinderspacher zeigt die Antwort, dass der Staatsregierung keinerlei konkreten Fälle von Punkteabzug und schlechteren Bewertungen von bayerischen Hochschulprüfungen infolge des Nichtverwendens von Gendersternchen vorliegen. Ebenso seien ihr keine konkreten Bestrafungen durch Genderstrafzettel von Rektorat, Senat oder Hochschulräten an bayerischen Hochschulen bekannt. „Die ministerielle Anweisung von Wissenschaftsminister Sibler ging wissentlich völlig ins Leere, da geschlechtersensible Sprache als Ausdruck von Toleranz und Vielfalt an bayerischen Hochschulen zu keinem Zeitpunkt Bevorzugungen oder Benachteiligungen nach sich zog.“

„Anstatt sich um die echten Probleme Bayerns zu kümmern, hat Söder sich im Wahlkampf eine Erfindung aus den Fingern gesaugt, die er dann selbst bekämpfen wollte“, stellt der Abgeordnete fest. „Die Hochschulen wurden für ein plumpes Wahlkampfmanöver missbraucht.“

In einer Pressemitteilung schob Minister Sibler am 16. September noch ein grundsätzliches Lob für die Leitfäden zur gendergerechten Sprache von Bayerns Hochschulen nach: Sie seien ein wichtiger Beitrag dazu, Vielfalt, Toleranz und Respekt auf dem Campus und auch außerhalb zu leben. (David Lohmann)

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