Landtag

50.000 Klassenzimmer in Bayern sind für viel Geld mit Luftfiltern augestattet worden. Ob sie das Infektionsgeschehen senken – unklar. (Foto: dpa/Vennenbernd)

25.05.2022

Luftfilter: Hohe Investitionen ohne Studiengrundlage

Die SPD im Landtag befürchtet, dass Millionen Euro von Fördermitteln ins Leere laufen

Inzwischen sind über 50 000 Klassenzimmer in Bayern mit Luftfiltern augestattet – viele davon bereits seit rund einem Jahr und länger. Klaus Adelt, kommunalpolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, fragte daher die Staatsregierung, ob es repräsentative Studien zur Wirkung von Luftfiltern an Schulen gibt, also wie sich Luftfilter auf das Infektionsgeschehen in Klassenzimmern auswirken. 

Das Kultusministerium schreibt in seiner Antwort, die staatlichen Förderprogramme liegen vor allem den Ausführungen des Umweltbundesamts zugrunde. Dieses empfiehlt überall dort, wo nicht ausreichend gelüftet werden kann, Zu- und Abluftanlagen oder mobile Luftreiniger zu nutzen, um die Virenlast im Raum um „bis zu 90 Prozent“ zu reduzieren. Das Haus von Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat aus diesem Grund keine eigenen Studien über die Wirkung von Luftfiltern in Klassenzimmern erstellt. „Mobile Luftreinigungsgeräte wurden und werden als wichtiger und effektiver, jedoch nicht als einziger Baustein unter den Hygiene- und Schutzmaßnahmen erachtet.“

Viele Luftfilter-Studien sind von Herstellern gesponsert

Adelt hält das für verantwortungslos: „Es muss klar sein, wie wirksam Luftfilter vor einer Infektion schützen.“ Er warnt davor, Lehrkräfte in falscher Sicherheit zu wiegen. „Da die Wirkung von Luftfiltern immer noch umstritten sei, könnten Studien wichtige Erkenntnisse liefern, die bislang fehlten.“ Er fordert Studien an Modellschulen, die den Zusammenhang von Luftfiltern und Infektionsgeschehen in Klassenzimmern messen sollen. 

Hintergrund der SPD-Forderung sind die Millionen Euro von Fördermitteln, die nicht ins Leere laufen dürfen. Auch haben viele Städte wie beispielsweise Hof Schwierigkeiten mit unbrauchbaren Geräten, die für viel Geld gekauft wurden. „Auf dem Luftfiltermarkt herrscht ähnliche Goldgräberstimmung wie zu Beginn der Pandemie auf dem Maskenmarkt – und nicht alle Anbieter sind integer.“ Deshalb brauche es zusätzlich eine Evaluation, um wirksame Geräte von Elektroschrott zu unterscheiden.

Die Forderung kommt nicht von ungefähr: Viele Luftfilter-Studien sind von Herstellern gesponsert, zeigte letztes Jahr eine Recherche der Süddeutschen Zeitung. Sie deckte auf, wie ein Physiker, der für zehn Hersteller arbeitet, die Geräte promotet. Dennoch hat die Bundesregierung über 200 Millionen Euro für Luftfilter zur Verfügung gestellt, die Landesregierungen noch mal mindestens 500 Millionen Euro. (David Lohmann)

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