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Die Aggression in Krankenhäusern nimmt zu. In der Notaufnahme im Klinikum Nürnberg wurde daher bereits 2015 die Plakatkampagne „Bei Gewalt hört für uns der Spaß auf“ gestartet. (Foto: dpa/Daniel Karmann)

09.01.2020

Mehr Gewalt und Beleidigungen in Krankenhäusern

Trotz der seit Jahren hohen und zum Teil steigenden Fallzahlen sieht das Gesundheitsministerium keinen Grund, einzugreifen. Die Krankenhäuser werden mit ihren Sicherheitsmaßnahmen alleine gelassen, kritisieren sie Grünen

Am Neujahrstag musste die Polizei eine mutmaßlich psychisch verwirrte und stark alkoholisierte Frau in der Notaufnahme des Ingolstädter Klinikums mit Reizgas stoppen. Der Angriff sei ein Beispiel dafür, wie Gewalt und Aggressivität in Notaufnahmen immer weiter zunehmen, sagte eine Sprecherin des Klinikums. Doch stimmt das? Die Abgeordneten Christina Haubrich, Andreas Krahl und Katharina Schulze (alle Grüne) wollten das von der Staatsregierung genauer wissen.

Das Gesundheitsministerium antwortet, in der polizeilichen Kriminalstatistik werde der Tatort „Notaufnahme“ nicht gesondert erfasst. Im Jahr 2017 habe es in bayerischen Krankenhäusern und Sanatorien aber 583 Fälle von Gewalt gegeben. Damit befindet sich die Zahl seit 2013 ungefähr auf einem ähnlichen Niveau. Damals wurden 569 Fälle bekannt. Den Höchststand erreichte die Gewalt im Jahr 2016 mit 631 Fällen. Neuere Zahlen liegen nicht vor.

Die Ursachen für die Gewalt seien „multifaktoriell“, schreibt das Haus von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). „Hierzu gehören sowohl gesellschaftliche, situative als auch persönlichkeitsbezogene Aspekte, wie etwa Veränderungen im gesellschaftlichen Miteinander, Gruppendynamiken, akute Konflikte oder Alkoholkonsum.“ Vor allem der letzte Grund dürfte eine große Rolle spielen: Jedes Jahr standen rund 30 Prozent der Tatverdächtigen unter Alkoholeinfluss, rund fünf Prozent unter Drogeneinfluss.

30 Prozent der Tatverdächtigen stehen unter Alkoholeinfluss

Gewalt geht zwar überwiegend von Männern aus, ein Viertel aller Tatverdächtigen ist allerdings weiblich. Die meisten Gewalttäter sind zwischen 30 und 40 Jahre alt (22 Prozent), aber junge Menschen werden zunehmend aggressiver. Während 2013 lediglich neun Prozent aller Tatverdächtigen unter 21 Jahre alt waren, ist die Zahl bis 2017 auf 13,7 Prozent gestiegen.

Obwohl auch die Zahl der Beleidigungen in den letzten fünf Jahren kontinuierlich von 188 auf 213 Fälle im Jahr 2017 gestiegen ist, kann die Staatsregierung keine Zunahme von Gewalt oder Beleidigungen in Krankenhäusern erkennen. Es handele sich bei im Schnitt drei Millionen Patienten pro Jahr um eine „normale Schwankungsbreite“. „Auch die absolute Zahl der in Rede stehenden Delikte rechtfertigt keine diesbezüglichen staatlichen Maßnahmen“, heißt es in der Antwort. Krankenhäuser hätten bereits selbst Maßnahmen ergriffen.

„Die Krankenhäuser werden mit ihren Sicherheitsmaßnahmen alleine gelassen“, resümiert Abgeordnete Haubrich. Die Grünen fordern mehr Investitionen in Gewaltprävention, insbesondere mehr Alkohol- und Drogenprävention. „Da muss der Freistaat Bayern endlich ausreichend Geld in die Hand nehmen!“ (David Lohmann)

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