Landtag

Autonom fahrende Shuttle-Busse könnten auf dem Land für eine intelligente Routenplanung und flexible Buchung sorgen. (Foto: dpa/Friso Gentsch)

19.05.2022

Mehr On-Demand-Lösungen auf dem Land

Die Staatsregierung stellt ihre ÖPNV-Strategie vor – die Opposition kritisiert die großen Unterschiede zwischen Stadt und dem ländlichen Raum

Die Staatsregierung will mit „bedarfsgerechten Bedienformen“ den Anschluss ländlicher Regionen in Bayern an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) verbessern. Das teilte der Leitende Ministerialrat Josef Rott aus dem Verkehrsministerium den Abgeordneten im Verkehrsausschuss mit. Wie viele Regionen im Freistaat nach der Definition des Bundesinstituts für Raumplanung nur mangelhaft mit Bus und Bahn bedient werden, vermochte er konkret nicht zu sagen. Als ausreichend angeschlossen gelten Bürger*innen, deren Weg zum nächsten Bahnhof höchsten 1200 Meter oder zur nächsten Bushaltestelle höchstens 600 Meter lang ist. Außerdem sollten von diesem Haltepunkt täglich mindestens zehn Fahrtenpaare ausgehen.

Rott betonte, dass diese Vorgaben in den bayerischen Ballungsräumen fast überall erfüllt würden. Probleme gebe es in den dünn besiedelten Regionen. Hier setze man statt auf teuren Taktverkehr stärker auf bedarfsgerechte Bedienung durch staatlich geförderte Rufbusse, Sammeltaxis und autonome Shuttle-Systeme. Zudem plane man im Rahmen des Förderprogramms zur Verbesserung der Mobilität im ländlichen Raum neue landkreisübergreifende Schnellbuslinien. Für alle Maßnahmen seien aber entsprechende Initiativen der für den regionalen ÖPNV zuständigen Landkreise erforderlich. Fortschritte erhoffte sich Rott auch durch die ebenfalls vom Freistaat geförderte Ausweitung bestehender und die Gründung neuer Verkehrsverbünde.

Nicht einmal jeder zweite Bahnhof ist barrierefrei

Die für den Schienenverkehr zuständige Ministerialrätin Sabine Frohmüller erklärte, dass die Versorgung mit Regionalbahnanschlüssen den Zielvorgaben schon sehr nahe sei. Auf 95 Prozent der bayerischen Bahnstrecken gebe es die geforderten zehn Zugpaare pro Tag, bis auf wenige Ausnahmen würden die Züge tagsüber im Stundentakt verkehren. Knapp 90 Prozent der bayerischen Fahrgäste würden von diesem Angebot bereits profitieren. Derzeit liefen zudem Planungen zur Reaktivierung von neun stillgelegten Bahnstrecken. Nachholbedarf sah Frohmüller noch bei der Barrierefreiheit. Nur 46 Prozent der bayerischen Bahnhöfe seien schon barrierefrei. Frohmüller verwies hier aber die grundsätzliche Zuständigkeit des Bundes.

Inge Aures (SPD) beurteilte die Pläne der Staatsregierung als zu wenig ambitioniert. Vor allem kritisierte sie die großen Unterschiede zwischen Stadt und Land. „Was nützt uns das schönste 365-Euro-Ticket, wenn wir auf dem Land schon ein Mitfahrbänkla als große Errungenschaft feiern“, fragte die Abgeordnete. Jürgen Mistol (Grüne) bestätigte Aures’ Urteil. „In vielen ländlichen Räumen ist der ÖPNV mau“, sagte er. Wenn sich daran nicht bald etwas ändere, werde Bayern noch lange bundesweites ÖPNV-Schlusslicht bleiben.
Ausschusschef Sebastian Körber (FDP) vermisste innovative Konzepte. Drei Jahre nach dem „ÖPNV-Gipfel“ der Staatsregierung gebe es die versprochene „ÖPNV-Strategie“ für Bayern noch immer nicht. Dagegen betonte Manfred Eibl (Freie Wähler), dass seit 2018 „viel passiert“ sei im bayerischen ÖPNV. Jetzt brauche es einen Schub in der Digitalisierung, um gerade auf dem Land individuelle „On-Demand-Lösungen“ voranzubringen. Auf diese setzte auch Martin Wagle (CSU). Es ergebe keinen Sinn, fast leere Busse im Takt fahren zu lassen. Die Zukunft müssten ÖPNV-Angebote sein, „die dann fahren, wenn man sie braucht“. (Jürgen Umlauft)

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