Vielen ist der heftige Wintereinbruch des vergangenen Jahres noch in schlimmer Erinnerung: Es war nach starken Schneefällen in vielen Teilen Bayerns zu teils tagelangen Zugausfällen gekommen, aber auch zu erheblichen Verspätungen. Derlei sei heuer nicht zu befürchten, machte jetzt das Verkehrsministerium deutlich.
Der Zugverkehr in Bayern ist nach Einschätzung von Verkehrsministerium und Bayerischer Eisenbahngesellschaft (BEG) heuer deutlich besser auf einen noch möglichen Wintereinbruch vorbereitet als im vergangenen Jahr. Damals kam es nach extremen Schneefällen vor allem in Südbayern, aber auch in Nord- und Ostbayern zu teilweise tagelangen Zugausfällen und massiven Verspätungen. „Wir gehen davon aus, dass wir die richtigen Konsequenzen gezogen haben“, erklärte der im Verkehrsministerium zuständige Martin Grillenberger im Verkehrsausschuss und berichtete von zahlreichen Krisengesprächen mit Netzbetreibern und Verkehrsunternehmen. Jörn Ziemen von der BEG ergänzte, man sei heuer „deutlich besser für den Winter gerüstet“.
Die größten Probleme gab es vorigen Winter vor allem am oberbayerischen Alpenrand, wo Züge der Bayerischen Oberlandbahn (BOB) mehrere Tage nicht fahren konnten. Hauptgrund dafür sei das Fehlen eines übergeordneten Störfallkonzepts gewesen, berichtete Ziemen. Gemeinsam mit der BOB und der für die Schieneninfrastruktur zuständigen DB Netz sei ein solches nun erarbeitet worden und seit Dezember 2019 in Betrieb. Vereinbart worden sei zudem eine bessere Kommunikation mit den Kommunen entlang der BOB-Strecken sowie ein neues Konzept zur Information der Fahrgäste. Die Stationierung von Räumgerät und -personal sei aus den Erfahrungen heraus verbessert, die Schulung der Einsatzkräfte intensiviert worden. Bei einer Einsatzübung im vergangenen Herbst habe „in der Theorie alles so geklappt, wie es hätte klappen sollen“, sagte Ziemen.
Bei Ausschreibungen die Winterfestigkeit als Kriterium aufnehmen
Auch in Nord- und Ostbayern war es vor einem Jahr zu erheblichen Verkehrsstörungen auf den Schienen gekommen. Für diesen Bereich berichtete Ziemen von ergänzten Vereinbarungen mit der dort tätigen Länderbahn. In deren Werk Schwandorf würden nun zusätzliche Mitarbeiter für das Enteisen und Abtauen der Züge bereitgehalten. Bei extremen Minustemperaturen gebe es eine ergänzende Nachtbereitschaft. DB Regio habe in Hof – sowie an fünf weiteren Standorten in ganz Bayern – neue Enteisungsanlagen für Regionalzüge installiert, zudem seien die dort eingesetzten Triebzüge „winterfester“ gemacht worden. In Plattling sei ein zusätzlicher Schneeräumzug stationiert.
Allgemein hätten Ministerium und BEG mit den Netzbetreibern und den Verkehrsunternehmen eine effektivere Räumung der Gleise, eine verbesserte Kommunikation untereinander, frühzeitigere und verlässlichere Fahrgastinformationen sowie ein optimiertes Störfallmanagement vereinbart, erklärte Grillenberger. All das solle „von allen Beteiligten langfristig verstetigt und aufrechterhalten werden“. Gerade die Verkehrsunternehmen müssten ein Interesse am störungsfreien Bahnverkehr haben, da sie bei Zugausfällen und -verspätungen mit reduzierten Bestellentgelten sowie Strafzahlungen zu rechnen hätten. Insgesamt aber seien die Durchgriffsmöglichkeiten der Landesbehörden wegen der Zuständigkeit des Bundes für die Schieneninfrastruktur begrenzt, schränkte Grillenberger ein.
Die SPD-Abgeordnete Inge Aures kritisierte vor diesem Hintergrund, dass sich die Staatsregierung hinter der Bundeszuständigkeit verstecke. Hier müsse im Sinne der Fahrgäste deutlich mehr Druck ausgeübt werden. Zudem liege die Koordinierung von Räumarbeiten in der Verantwortung des Landes. Auch diese habe vergangenes Jahr nicht überall funktioniert, beklagte Aures. Zudem forderte sie die BEG auf, die Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen konsequent zu kontrollieren, damit diese im Ernstfall auch griffen. „Man muss da zwischen Theorie und Praxis unterscheiden“, betonte sie.
Der Grüne Markus Büchler empfahl der BEG, bei künftigen Ausschreibungen von Schienenverkehrsleistungen die Winterfestigkeit des Betriebs als eigenes Kriterium aufzunehmen. Dazu brauche es aber auch die Bereitschaft des Freistaats, die Bestellentgelte für diese zusätzlichen Leistungen zu erhöhen. Dies sei gerechtfertigt, „um sich mehr Sicherheit einzukaufen“, sagte Büchler.
Deutlich bessere Fahrgastinformationen bei Betriebsstörungen sowie eine bessere Koordination von Schneeräumarbeiten im Kreuzungsbereich von Straßen und Schienen forderte Sebastian Körber (FDP). Vergangenes Jahr seien zusätzliche Probleme entstanden, weil Straßenräumfahrzeuge die Schneemassen mitunter einfach in den Gleisbereich geschoben hätten. Dies müsse künftig im Sinne von Betriebssicherheit und -zuverlässigkeit vermieden werden. (Jürgen Umlauft)
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