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Die Grünen fordern, der Freistaat solle in Eigenregie bohren und Kommunen zusätzlich finanziell besser absichern. (Foto: dpa/Jens Büttner)

28.04.2023

Staatsregierung plant Akzeptanzkampagnen

Der Ausbau der Geothermie kommt in Bayern nur langsam voran

Mit einem ergänzenden Maßnahmenpaket will das Wirtschaftsministerium die Ziele des Masterplans Geothermie einhalten. Demnach sollen bis 2050 mindestens 25 Prozent des Wärmebedarfs in Gebäuden mit aus dem Erdinnern gefördertem heißen Wasser gedeckt werden. Das erklärte der im Ministerium zuständige Ministerialrat Armin Rudolph im Wirtschaftsausschuss. Aktuell gebe es neben 25 laufenden Geothermie-Projekten in Bayern 74 weitere Anfragen und Verfahren. Fast wöchentlich kämen neue Anfragen dazu. Allein die Stadt München plane im Stadtgebiet 15 bis 25 Tiefbohrungen, um einmal mindestens 80 Prozent des Wärmebedarfs in der Stadt abzudecken.

Entscheidender Punkt für die Verwirklichung der Ziele sei die Wirtschaftlichkeit der Projekte. Diese habe sich durch die gestiegenen Preise für fossile Brennstoffe zuletzt wieder deutlich verbessert. Nach Angaben von Rudolphs Kollegen Rainer Zimmer sind vor allem in Südbayern die Voraussetzungen günstig. Dort sei der Untergrund gut untersucht und kartiert, die Erfolgsaussichten bei Bohrungen hoch. Neuen Schub habe laut Rudolph die im vergangenen Herbst gestartete Förderung des Baues von Wärmeverteilleitungen durch den Bund. Danach würden Projekte mit bis zu 40 Prozent bezuschusst. Aufgrund von EU-Regularien ergebe sich daraus kein ergänzender Spielraum für bayerische Fördermittel.

In Nordbayern sei die Lage dagegen aus geologischen Gründen komplexer. Untersuchungen hätten ein hohes theoretisches Potenzial für die sogenannte petrothermische Nutzung von Tiefenwasser ergeben, so Rudolph. Allerdings seien die Förderverfahren dazu noch nicht ausgereift. Der Freistaat unterstütze Forschungsprojekte mit 10 Millionen Euro, zudem plane der Bund ein Förderprogramm für geothermisch bislang wenig erschlossene Gebiete. Sobald die Kriterien vorlägen, wolle man Nordbayern zur Förderung aus diesem Programm anmelden.

Zimmer räumte ein, dass die Geothermie mit Risiken verbunden sei. Dies gelte insbesondere für die noch nicht umfassend erforschten Verfahren zur Petrothermie, wo Wasser zum Aufheizen in nicht wasserführende tiefere Erdschichten gepumpt werde. Man befinde sich dabei zwar „unterhalb der Fracking-Schwelle“, dennoch könnten die Verfahren zu oberirdischen Erschütterungen führen. „Wir müssen da vorsichtig herangehen, um unterhalb der Schwelle von gebäudlichen Schäden zu bleiben“, sagte er. Ansonsten werde es in der Bevölkerung keine Akzeptanz für diese Technik geben.

CSU: Wir brauchen Lösungsvorschläge, keine Bedenken

Der CSU-Abgeordnete Alexander König bezeichnete die Ausführungen als gute Grundlage für den Ausbau der Geothermie in Bayern. „Es wäre sinnvoll, die Geothermie in Bayern zügig auszubauen“, sagte er. König plädierte dafür, sich bei der Nutzung zunächst prioritär auf Südbayern zu konzentrieren, die Erkundung und Forschung in Nordbayern aber fortzusetzen. Sein Fraktionskollege Walter Nussel forderte die Staatsregierung zur Verfahrensbeschleunigung dazu auf, ein Musterverfahren für die Genehmigung aufzustellen. Es brauche eine interministerielle Arbeitsgruppe unter Federführung des Wirtschaftsministeriums. „Wir brauchen Lösungsvorschläge, keine Bedenken“, mahnte Nussel.

Auch Martin Stümpfig (Grüne) drängte zur Eile. Aus seiner Sicht müsse der Freistaat die Suche nach geeigneten Standorten koordinieren und auch Bohrungen in Eigenregie vornehmen. Außerdem bräuchten die Kommunen als Betreiber der Wärmenetze eine bessere finanzielle Absicherung. Annette Karl (SPD) warnte davor, die Akzeptanzfrage zu unterschätzen. Die in Nordbayern favorisierte Petrothermie sei mit „massiven Eingriffen in den Untergrund“ verbunden, deshalb müsse gründliche Vorbereitung vor Schnelligkeit gehen.

Wie Rudolph mitteilte, wird der bayerische Geothermie-Atlas gerade aktualisiert. Um Verfahren zu beschleunigen, würden die Genehmigungsbehörden personell verstärkt, offene Fragen würden in der neuen Koordinierungsstelle Tiefengeothermie geklärt. Zudem laufe eine Kampagne, die über Chancen und Risiken der Geothermie aufkläre und dadurch für mehr Akzeptanz sorgen solle. (Jürgen Umlauft)

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