Landtag

Rene Dierkes im Landtag. (Foto: dpa/Matthias Balk)

11.07.2025

Unter Beobachtung

Im Porträt: der Münchner AfD-Abgeordnete Rene Dierkes (33)

Das ist also einer der Landtagsabgeordneten, die zurzeit vom bayerischen Verfassungsschutz beobachtet werden: Rene Dierkes (33), AfD-Abgeordneter aus München, wirkt nicht sonderlich verstört wegen der Maßnahme. Dem BR sagte er kürzlich, er betrachte die Beobachtung als „Ritterschlag“. Trotzdem behält er sich vor, „die Erfolgsaussichten einer etwaigen Klage überprüfen zu lassen“. Zunächst, kündigt er an, „werde ich Akteneinsicht beantragen“.

Dierkes ist Rechtsanwalt. Seine Worte wählt er mit Bedacht, er ist kein politischer Schreihals – aber eben auch jemand, der gern Klartext spricht. Für manchen Geschmack etwas zu viel Klartext. Im Ergebnis hat das dazu geführt, dass der Verfassungsschutz auf ihn aufmerksam wurde.

Konkret geht es zum Beispiel darum, dass Dierkes, wie das Innenministerium in seiner Antwort auf eine AfD-Anfrage schreibt, einen „gegen die Menschenwürde gerichteten ethnischen Volksbegriff“ propagiere. Ihm wird zur Last gelegt, „in verfassungsfeindlicher Weise“ die „Remigration“ von Personen zu fordern, „die nicht den eigenen ethnokulturellen Kriterien entsprechen“. Negativ aufgefallen war auch Dierkes’ Verbindung zu Martin Sellner, der Führungsfigur der Identitären Bewegung.

Dierkes sagt: Der Begriff Remigration ist inzwischen "etabliert"


Dierkes räumt ein, in seinem X-Account „etwas von Martin Sellner geteilt“ zu haben – zur „Remigration“. Die AfD-Bundestagsfraktion hat jetzt beschlossen, den umstrittenen Terminus nicht mehr zu verwenden.

Dierkes sieht dafür keine Veranlassung. Er sagt, der Begriff sei „inzwischen etabliert und umfasst alle rechtsstaatlich möglichen Maßnahmen zur Rückgängigmachung der Massenmigration“. Dass er, wie ihm vorgeworfen wird, auch die Abschiebung deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund fordert, nennt Dierkes „falsch“.

Grundsätzlich plant die bayerische AfD nicht, sich an der Bundes-AfD zu orientieren, die sich sprachlich und vom Auftreten her mäßigen will. Der Vizechef der Landtagsfraktion, Martin Böhm, sagt der Staatszeitung: „Ob eine weichere Sprache uns den umgehenden Einsturz der Brandmauer beschert, weiß ich nicht.“ Er jedenfalls schätze „die Freiheit, Begrifflichkeiten so zu verwenden, wie es der jeweiligen Situation am besten entspricht“.

Er schwärmt von "deutschen Tugenden". Ungewöhnlich ist das schon, aber nicht verboten


Ebenso wie Dierkes. Der fällt durchaus mit Ansichten auf, die, nun ja, speziell sind, zumal bei einem 33-Jährigen. So oft hört man das ja nicht, dass Menschen in seinem Alter von „deutschen Tugenden“ schwärmen: Fleiß, Pünktlichkeit und Disziplin. „Ich liebe mein Land“, sagt Dierkes. Wegen der „deutschen Kultur“.

Schwer vorstellbar, dass der beherrscht wirkende AfDler einst als Teenager lässig über die Stränge geschlagen oder auch nur die Schule geschwänzt hat. Er selbst beschreibt sich als strebsamen Schüler und Studenten.

Dierkes ist in Nürnberg geboren und aufgewachsen. Politisch interessiert, berichtet er, „war ich schon immer“. Allerdings hätten ihn die etablierten Parteien „nie angesprochen“. Weil sie „auf die drängenden Probleme keine Antwort hatten“. Dazu gehören für ihn Zuwanderung und innere Sicherheit. Er sagt: „Ich war schon immer für ein härteres Strafrecht.“ Ihm war aufgefallen, „dass es in Nürnberg damals Viertel gab, wo niemand mehr deutsch war“. Das fand er beunruhigend.

Als die AfD gegründet wurde, war ihm die Partei zu liberal


Nach dem Abitur studierte er Jura in Würzburg. Politisch aktiv war er nicht. Er wollte sich aufs Studium konzentrieren.

Als Dierkes 22 war, wurde die AfD gegründet. Eine Partei, die ihm damals „zu liberal“ war, sagt er, ohne mit der Wimper zu zucken. Gewählt hat er die Republikaner.

Nach Studium und Referendariat arbeitete er nach eigenen Angaben zwei Jahre lang bei der internationalen Großkanzlei Pinsent Masons, 2021 machte er sich als Anwalt in München selbstständig.
In die AfD trat er im Herbst 2019 ein. 2023 kandidierte er mit Erfolg für den Landtag, wurde auf der Oberbayernliste von Platz 12 auf Platz 8 vorgewählt. Er sitzt im Rechtsausschuss. In der Landtags-AfD zählt er zu den Hardlinern. Die illegale Zuwanderung hält er für die Wurzel aller Übel, selbst die gezielte Fachkräftezuwanderung will er grundsätzlich unterbinden – nicht alle in der Fraktion gehen so weit. Von seinen Kollegen wird Dierkes fachlich respektiert, seine Ansichten sind manchen zu krass. Einiges, lästert einer von Dierkes’ Kritikern, sei „grenzwertig“.

Dierkes ist unverheiratet, über sein Privatleben äußert er sich ungern. In seiner Freizeit geht er wandern. Und liest politische Bücher. Auf Nachfrage nennt er Le Bons Psychologie der Massen. Und Werke des überaus kontrovers diskutierten Staatsrechtlers Carl Schmitt. Dass er auch selbst polarisiert, stört ihn nicht, im Gegenteil. „Ich habe gewusst, worauf ich mich einlasse“, betont er. Und dass er für seine politischen Positionen „sehr viel Zuspruch“ bekommt.
(Waltraud Taschner)

 

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