Leben in Bayern

Hinter schroffen Felsen liegt der flache Rieskrater mit dem Kirchturm Daniel der Stadt Nördlingen. Das durch einen Meteoriteneinschlag entstandene Nördlinger Ries weist ähnliche Gesteinsstrukturen auf, wie sie auf dem Mond zu finden sind. (Foto: Stefan Puchner/dpa)

20.04.2019

Als die Nasa ihre Mond-Astronauten zum Training nach Bayern schickte

Das Ries in Nordschwaben und der Mond haben eine besondere Gemeinsamkeit: kosmisches Gestein. Das veranlasste die Nasa vor knapp einem halben Jahrhundert, ihre Astronauten nach Bayern zu schicken. Nun feiert auch Nördlingen Mond-Jubiläum

Vor einem halben Jahrhundert verfolgten Millionen live im Fernsehen gebannt das historische Ereignis auf dem Erdtrabanten. Die Mondlandung fasziniert die Menschen noch immer. Eine kleine Stadt in Nordschwaben hat seit dieser Zeit ein besonders enges Verhältnis zur Nasa. Die US-Raumfahrtbehörde schickte einst sogar Astronauten zu einem Lehrgang nach Nördlingen.
Der gigantische Meteoritenkrater rund um die Stadt ist bis heute für Wissenschaftler ein wichtiges Forschungsziel. "Der Einschlag des Nördlinger Ries-Meteoriten ist eines der weltweit bedeutendsten Ereignisse der Erdgeschichte", betont das Bayerische Landesamt für Umwelt.

In Nördlingen wird nun in den kommenden Monaten an die besondere Beziehung der Region zum Weltall und zur Nasa erinnert. Das Rieskratermuseum in der schwäbischen Stadt zeigt bis März 2020 die Schau "Apollo - 50 Jahre Mondlandung".

Am 21. Juli 1969 hatten während der "Apollo 11"-Mission Neil Armstrong und Buzz Aldrin als erste Menschen den Mond betreten. Ein Jahr später absolvierten dann vier Nasa-Astronauten zur Vorbereitung weiterer Mondmissionen ein geologisches Feldtraining im Nördlinger Rieskrater, der vor rund 15 Millionen Jahren durch den Einschlag eines ein Kilometer großen Asteroiden, eines Großmeteoriten, entstanden ist. Auch die europäische Raumfahrtagentur ESA hat bereits mehrfach Astronauten nach Nördlingen zur Ausbildung geschickt.

24 Kilometer großer Trichter

In der Ausstellung werde gezeigt, warum sich die Amerikaner Anfang der 1960er Jahre das ehrgeizige Ziel einer bemannten Mondlandung gesetzt hätten, erklärt Museumsleiter Stefan Hölzl. Es werde der lange Weg dorthin erläutert und das gesamte Apollo-Programm umrissen. Auch die immer wiederkehrende Legende, dass die Mondlandung nur Fake gewesen sei, wird demnach thematisiert. Zudem werden hochauflösende Mondaufnahmen gezeigt, auf denen die früheren Landestellen der Raketencrews und zurückgelassene Geräte erkennbar sind. "Nördlingen und das Rieskratermuseum haben ein ganz besonderes Verhältnis zu Apollo", sagt Hölzl.

Unter den Astronauten, die im August 1970 nach Bayern kamen, war auch Alan Shepard, der Kommandant des Raumschiffes "Apollo 14". Er war 1961 der erste Amerikaner im All. Die Raumfahrer analysierten die Gesteinsformationen des Nördlinger Einschlagkraters, um solches Gestein gezielt auf dem Mond entdecken zu können. Zwei Jahrzehnte später stellte die Nasa der bayerischen Stadt rund 160 Gramm Mondgestein für das Museum zur Verfügung - es ist bis heute das Highlight der Ausstellung.

Der etwa 24 Kilometer große Trichter im Grenzgebiet zwischen Bayern und Baden-Württemberg wurde lange für den Rest eines erloschenen Vulkans gehalten. Erst 1960 nahmen US-amerikanische Geologen im Nördlinger Ries Gesteinsproben und fanden heraus, dass darin Quarze enthalten waren, die bei irdischen Prozessen nicht entstanden sein können - die sogenannte Impakttheorie war geboren.

Im Umkreis von 100 Kilometernjedes Leben ausgelöscht

Der Meteoriteneinschlag hatte einst binnen weniger Minuten auf der Erde die Landschaft auf einer Fläche von 7000 Quadratkilometern völlig verändert. Im Umkreis von 100 Kilometern wurde jedes Leben durch eine enorme Druck- und Hitzewelle ausgelöscht. Das 70 000 Stundenkilometer schnelle kosmische Geschoss hatte die Zerstörungskraft von 250 000 Hiroshima-Atombomben. Ein zweiter, deutlich kleinerer Meteorit schlug damals ebenfalls in der Region ein und schuf das benachbarte Steinheimer Becken (Baden-Württemberg).

Der Krater bei Nördlingen ist heute ein großer Geopark. Auf Lehrpfaden, bei Führungen und in mehreren Infozentren werden Schüler und Erwachsene über die Erdgeschichte informiert. Nun hoffen die Verantwortlichen, dass der Geopark Ries von der Unesco zu einem "Global Geopark" ernannt wird. Die Schwaben hatten sich bei der Weltorganisation vor zwei Jahren darum beworben. Die Entscheidung werde noch im April erwartet, hatte der Landrat des Kreises Donau-Ries, Stefan Rößle (CSU), kürzlich mitgeteilt.
(Ulf Vogler, dpa)

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