Leben in Bayern

Florian Ganslmeier mit einem seiner Instrumente. (Foto: Melanie Bäumel-Schachtner)

21.11.2019

Der auf die Schotten pfeift

Er ist Bayerns einziger Dudelsackbauer: Florian Ganslmeier aus Sicking

Wer an den Dudelsack denkt, der denkt an Schottland. Doch auch in Niederbayern gibt es Liebhaber dieses Instruments. Und Bayerns einzigen Dudelsackbauer, der sich dieser Kunst hauptberuflich widmet. Der 38-jährige Florian Ganslmeier aus Sicking im Landkreis Deggendorf lebt mit seiner Familie auf einem liebevoll restaurierten kleinen Hof. Dort hat auch seine Werkstatt Platz.

Wenn Ganslmeier mit geschickter Hand die Dudelsackpfeifen bearbeitet, die er später in seine Instrumente einbaut, dann fallen die Sägespäne leise rieselnd zu Boden. Und es duftet nach Holz Der Blick des Instrumentenbauers ist konzentriert. Ganslmeier versteht sein Handwerk, er hat es von der Pike auf gelernt. Er fertigt nicht den schottischen Dudelsack, sondern das Hauptaugenmerk liegt auf deutschen und französischen Sackpfeifen, wie diese Instrumente auch genannt werden. Es gibt Schäferpfeifen, Hümmelchen oder Dudeys. „Weltweit gibt es rund 250 verschiedene Dudelsackpfeifen-Arten“, erzählt er.

„Zu jedem Dudelsack gehört mindestens eine sogenannte Bordunpfeife, die den Grundton erzeugt“, erklärt Ganslmeier. „Es können aber auch mehrere sein.“ Kein Instrument, das er baut, ist wie das andere. Denn wie ein Instrument aussieht, richtet sich auch nach den individuellen Wünschen der Kunden.

Selbstverständlich spielt auch Ganslmeier selbst Dudelsack. Auf einem Mittelaltermarkt fiel ihm zum ersten Mal das Instrument auf – und wollte es unbedingt ausprobieren. Also ersteigerte er 1998 einen Dudelsack bei Ebay. Für 50 Euro. „Das konnte nichts werden“, sagt er heute und lacht. „Ich habe über ein Jahr gebraucht, bis er annähernd spielbar war.“ Doch am Ende bekam er das Instrument zum Klingen. Heute hängt es bei ihm als Deko an der Wand.

Seinen Job als Informatiker hängt er an den Nagel

Ganslmeiers nächstes Ziel: selbst einen Dudelsack bauen. Er wälzte Beschreibungen und Anleitungen – und der erste Versuch haute bereits ganz gut hin. Damals war er noch als Informatiker in einer Firma angestellt, doch bald war ihm klar: Er wollte sich ganz dem Instrumentenbau widmen. So begann er 2009 seine Ausbildung zum Holzblasinstrumentenmacher, die er 2011 abschloss. Seither arbeitet er hauptberuflich als Dudelsackbauer. Manch einer erklärte ihn damals für verrückt, seinen gut bezahlten Job an den Nagel zu hängen. Andere verstanden ihn aber auch. Und die heute gut gefüllten Auftragsbücher zeigen: Ganslmeiers Entscheidung war richtig. Pro Monat fertigt er mindestens zwei Dudelsäcke. Die Preise beginnen bei 1000 Euro. Und steigen mit der Anzahl der Pfeifen. Auch individuelle Wünsche wie Verzierungen oder Einbrennarbeiten haben ihren Preis.

Alles an seinen Instrumenten ist handgefertigt, von den Pfeifen bis zum genähten Ledersack, der beim Spielen wie eine weite Lunge fungiert. Mit dem Sack haben Anfänger oft das größte Problem. „Sie meinen, sie müssen wie bei der Flöte dauernd pusten.“ Müssen sie nicht, denn ist er erst einmal gefüllt, entstehen durch Druck auf den Sack die Töne. „Es dauert ein paar Tage, bis man das raushat“, sagt Ganslmeier. Kernstück jeder Pfeife ist das Rohrblatt, ein kleines Blättchen, das hin- und herschwingt und den Ton erzeugt: „Ohne Rohrblatt ist der Dudelsack stumm.“

Seine Fertigkeiten gibt der Instrumentenbauer auch in Spielkursen und Seminaren weiter. Die Bäume für die Hölzer, die er verwendet, fällt er gerne selbst. „Einmal quer durch den Obstgarten“, sagt er. Kirsche, Birne, Apfel und Zwetschge sind darunter. Aber auch besondere Gehölze wie Flieder, Buchsbaum oder Olive. In einem Sägewerk werden daraus Bretter, die bis zu zehn Jahre lagern, bevor aus ihnen Pfeifen werden. Denn das Holz muss trocken sein und Spannungen abgebaut haben. Und gut aussehen. Denn auch die Optik ist Ganslmeier wichtig. Er selbst nennt sich „Dudelsackdesigner“.
(Melanie Bäumel-Schachtner)

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