Leben in Bayern

Reste eines Absperrbandes bei Würzburg-Heidingsfeld: Dort kam der Zug zum Halt, in dem im Juli ein 17 Jahre alter Afghane mit einer Axt und einem Messer auf Fahrgäste los ging. (Foto: dpa)

17.01.2017

Der lange Weg zurück in die Normalität

Sie waren in Deutschland im Urlaub, als ein radikalisierter Flüchtling sie angriff. Heute sind die chinesischen Opfer des Würzburger Axt-Anschlags wieder in ihrer Heimat. Unter den Folgen leiden sie immer noch

Die chinesischen Opfer des Würzburger Axt-Anschlags sind weiterhin auf medizinische Hilfe angewiesen. Alle vier der Betroffenen aus Hongkong seien inzwischen wieder in ihrer Heimat und hätten auch zum Teil wieder begonnen zu arbeiten. Sie seien aber weiterhin in medizinischer Behandlung, sagte Hans-Peter Trolldenier von der Würzburger Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF). Da viele der Behandlungen nicht von der Krankenversicherung übernommen werden, sammelt die GDCF Spenden für die Opfer.

Die beiden 62- und 58-jährigen Eheleute, ihre inzwischen 27-jährige Tochter und deren 31 Jahre alter Verlobter waren vor einem halben Jahr von einem Flüchtling, der sich zur Terrormiliz IS bekannte, mit einer Axt und einem Messer angegriffen worden. Sie verbrachten ihren Urlaub in Deutschland und waren in einer Regionalbahn unterwegs nach Würzburg, als der Täter auf sie losging. Alle vier wurden schwer verletzt. Der 31-Jährige lag fast zwei Monate im künstlichen Koma.

Fast zwei Monate im Koma - und gleich wieder voll gearbeitet

Dennoch ist er es, der am schnellsten wieder ins Berufsleben zurückgekehrt ist. Als Ingenieur sei er der Hauptverdiener in seiner Familie, erklärte Trolldenier. "Er ist ein pflichtbewusster junger Mann." Deshalb habe er bereits im Dezember begonnen, wieder voll zu arbeiten. "Schrittweise Wiedereingliederung ins Arbeitsleben - das gibt es in Hongkong nicht." Ende des Monats habe er einen Rückfall erlitten. Inzwischen arbeite er aber wieder. Auch der 62-jährige Familienvater leidet nach wie vor unter seinen Verletzungen. "Er ist noch nicht wieder so, wie er zuvor war."

Die GDCF betreut normalerweise vor allem chinesische Studierende und Dozenten, die an die Würzburger Uni kommen. Den Kontakt zu den Anschlagsopfern stellte zunächst eine Krankenschwester her, welche die Opfer in der Uniklinik betreute. Trolldenier zeigte deren Angehörigen und - sobald das möglich war - auch den Opfern Würzburg und fuhr mit ihnen ins fränkische Weinland. "Wir haben versucht, sie an ein normales Leben wieder heranzuführen", sagte er.

Die Opfer zeigten sich sehr dankbar für die Unterstützung. "Sie machen es mir jeden Tag etwas leichter, hier zu sein", sagte die 27-jährige Tochter der Familie damals in einem Interview der "Main-Post". "Sie möchte nochmal nach Deutschland kommen", sagte Trolldenier.

Auch das fünfte Opfer des Anschlags vom 18. Juli arbeitet inzwischen wieder. Die 51-jährige Fußgängerin, die der Täter auf seiner Flucht angriff, arbeite in der Stadtverwaltung und habe ihren Dienst dort wieder angetreten, hieß es aus Kreisen der Stadt Würzburg. (Bastian Benrath, dpa) Foto (dpa): Hans-Peter Trolldenier von der Würzburger Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) sammelt Spenden für die Behandlung der Opfer.

Kommentare (1)

  1. Zitrone am 17.01.2017
    Gibt es auch eine Unterstützung durch die öffentliche Hand nach dem Opferentschädigungsgesetz?
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