Leben in Bayern

Auch an die Kleinen wurde gedacht: für Flüchtlingskinder gibt es zum Spielen einen speziellen Bereich. (Foto: BSZ)

28.07.2015

Luftige Notunterkunft

Traglufthallen sollen als Übergangslösungen für die Unterbringung von Flüchtlingen dienen - in Taufkirchen steht jetzt die erste des Landkreises München: die Halle in Bildern

Rund 600 Asylbewerber musste das Landratsamt bis jetzt schon behelfsmäßig in Turnhallen unterbringen. Bei derzeit rund 90 Neuzuweisungen pro Woche rechnet es mit der Ankunft von weiteren rund 2000 Asylsuchenden bis Jahresende. "Diese Menschen unterzubringen und zu versorgen ist eine gesamtgesellschaftliche Mammutaufgabe, bei deren Bewältigung man im Landratsamt München in den vergangenen Monaten so manches vorsichtig übersehen musste", sagte Landrat Christoph Göbel schmunzelnd und fügte ernst hinzu, "das passt sonst gar nicht zu unserer Behörde". Aber bis Jahresende werden wohl fast 4000 hilfesuchende Menschen den Landkreis München erreicht haben. "Das globale Problem der Flüchtlinge sei damit auch in den Landkreisgemeinden angekommen", so Göbel weiter. Also musste eine Lösung her - und die hat in Taufkrichen in Form einer Traglufthalle bereits Gestalt angenommen. "Wir wollen keinen neuen Akzent in der Asylpolitik oder der Unterbringung der Flüchtlinge setzen, aber wir müssen der Entwicklung Rechnung tragen", betonte Göbel. Feste Sammelunterkünfte in dieser Größenordnung seien in der Kürze der Zeit aber einfach nicht aus dem Boden zu stampfen. Und so "kann eine weitere Zweckentfremdung von Sporthallen im Landkreis vermieden und die bereits belegten Turnhallen bis spätestens nach den Sommerferien wieder ihrer eigentlichen Nutzung zugeführt werden", so Göbel, der betonte, dass die Asylbewerber in den Traglufthallen wenigstens ein Minimum an Privatsphäre und attraktivere Gemeinschaftsflächen als in den Turnhallen hätten.

Minimum an Privatsphäre - aber besser als in einer Turnhalle

Taufkirchens Erster Bürgermeister Ullrich Sander jedenfalls ist stolz darauf, dass seine Gemeinde nun die erste von geplanten sieben Traglufthallen im Landkreis München beheimatet. „Der engagierte Helferkreis steht bereits in den Startlöchern und kann die Ankunft der Asylbewerber kaum mehr erwarten“, betonte er am Sonntag vor den rund 1200 Bürgerinnen und Bürger, die kamen, um die Halle zu besichtigen. Viele der Bsucher waren beeindruckt von der großzügigen, freundlichen und lichten Gemeinschaftsbereich mit vielen Couchen, Tischen und Stühlen. Die klimatisierte Halle bietet Platz für 300 Asylbewerber – die ersten von ihnen kommen schon in dieser Woche. Sie beziehen dann nach oben offene, separate Einheiten mit jeweils sechs Betten. Jede Einheit erhält Spinde, einen Tisch und Stühle. Darüber hinaus gibt es Speise- und Aufenthaltsbereiche sowie einen Spielbereich für Kinder. Die sanitären Anlagen befinden sich in eigenen Containereinheiten innerhalb der Halle. Auch die Objekt- und Sozialbetreuung bekommt eigene Arbeitsräume. Die Halle verfügt darüber hinaus über einen eigenen Krankenbereich.

Sobald feste Unterkünfte stehen, ziehen die Flüchtlinge wieder aus

In Taufkirchen stehen den Asylsuchenden Sozialbetreuer der Caritas als Ansprechpartner für alle Fragen des täglichen Lebens zur Verfügung. Von Montag bis Freitag wird tagsüber immer mindestens ein Mitarbeiter vor Ort sein. Die Verpflegung mit Essen erfolgt über einen Caterer.

Und die Traglufthalle wird kein Einzelfall bleiben. Die nächsten werden in den kommenden Wochen in Neubiberg, Grünwald, Unterhaching und Oberhaching errichtet. Weitere Grundstücke sind derzeit in Feldkirchen, Planegg, Unterföhring und Unterschleißheim in Prüfung.

"Ich wünsche mir, dass diese Form der Notunterbringung für alle Seiten eine gute und menschenwürdige Lösung ist – sowohl für die Asylbewerber, die zumindest ein wenig mehr Privatsphäre als in den Turnhallen haben, als auch die Bürgerinnen und Bürger, denen die Turnhallenunterbringung ebenfalls viel Verständnis abverlangt", so Landrat Göbel. Sobald neue, feste Unterkünfte fertig werden, ziehen die Asylbewerber sukzessive nach dem Drehscheibenprinzip wieder aus den Hallen aus. (BSZ) Technische Daten der Traglufthalle:
Maße: 72m x 36m x 9m
Heizgebläseanlage 400 KW
Folien und Boden (Holzsparren, B1 schwer entflammbar)
Haupteingang mit Personenschleuse, darüber hinaus 6 Nottüren
5 WC-Container und 6 Dusch-Waschcontainer (Damen / Herren),
70 % Tageslichteinfall und ca. 25.000 m³ Frischluftzufuhr pro Stunde
Gewicht ca. 4 Tonnen
Statische Sicherheit durch Seilnetz mit Kraftumleitung in Bodenanker
Schnee- und sturmsicher durch digitale Drucksteuerung und Entwässerungsdrainage
Energieeffiziente Wärmerückführung durch Umluftsteuerung
Heizung mit Gas
Zukunftsinnovation Photovoltaik (organische Solarfolie)

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