Leben in Bayern

Der Angeklagte im Prozess um Geiselnahme und besonders schwerer sexueller Nötigung in München wendet sich vor der Verhandlung vor dem Landgericht München I seinem Verteidiger zu. (Foto: dpa/Britta Schultejans)

11.01.2023

Flucht durch den Schnee – Prozess um Geiselnahme

Es ist eine Tat wie aus einem Alptraum: In München hat der Prozess gegen einen Mann begonnen, der laut Staatsanwaltschaft einfach zu einer Frau ins Auto stieg und sie entführte, um sie zu vergewaltigen

Ein Mann steht an einer Straße in München, sucht Blickkontakt mit einer Autofahrerin. Als die Frau verkehrsbedingt halten muss, steigt er in ihr Auto, bedroht sie mit einem Messer – und entführt sie, um sie zu vergewaltigen. Vor dem Landgericht München I hat am Mittwoch der Prozess um diese alptraumhafte Tat begonnen.

Der wegen Geiselnahme und schwerer sexueller Nötigung Angeklagte räumt die Vorwürfe über seinen Anwalt "vollumfänglich" ein. Mehr sagt er dazu nicht – zumindest vorerst. 

Die Tat ereignete sich vor fast genau einem Jahr: Am Nachmittag des 20. Januar 2022 stieg der heute 26 Jahre alte Türke mit Mütze, FFP2-Maske und schwarzen Handschuhen getarnt in das Auto der 25-Jährigen als sie halten musste, weil es auf Münchner Straßen wieder einmal nicht voran ging.

Laut Anklage hielt er ihr ein zehn Zentimeter langes Messer vor das Gesicht, verriegelte die Tür und zwang sie, zu einem entlegenen Hinterhof zu fahren. "Zieh dich aus oder ich brech dir die Nase", sagte er laut Staatsanwaltschaft, bevor er sie missbrauchte und versuchte, "die vor Angst zitternde Geschädigte" auf dem Rücksitz ihres Wagens zu vergewaltigen. "Ist mir scheißegal, interessiert mich nicht, du ziehst dich aus."

Als er kurz von ihr abließ, gelang der Frau die Flucht, so schildert es die Anklage. Sie rannte nackt, nur mit ihrem Handy und ihrer Jacke in der Hand, durch den Schnee. Noch heute ist sie nach Angaben ihres Anwaltes von der Tat schwer traumatisiert. 

Das Gericht will ihr darum die Aussage im Verhandlungssaal ersparen und kündigt an, eine per Video aufgezeichnete Aussage von ihr im Verfahren zu verwenden. Für die Vorführung wurde die Öffentlichkeit ausgeschlossen. 

Weiterer Vorwurf steht im Raum

Der Fall ist nicht der einzige, den die Ermittler dem gebürtigen Münchner vorwerfen. Er gab auch zu, nur fünf Tage nach der versuchten Vergewaltigung die Mitarbeiterin eines Autohauses bedroht zu haben, um einen knapp 200 000 Euro teuren Luxuswagen zu stehlen.

"Ich hab ein Messer", sagte er dabei laut Staatsanwaltschaft. "Du tust jetzt genau, was ich dir sage, dann tue ich dir nichts. Oben steht eine G-Klasse und du gibst mir den Schlüssel dafür." Auch die Frau hatte nach Angaben der Staatsanwaltschaft "Angst um ihr Leben". 

Sechs Verhandlungstage hat das Gericht angesetzt, das Urteil könnte demnach am 8. Februar gesprochen werden. Der Prozess hatte mit rund zweieinhalb Stunden Verspätung, weil das psychiatrische Krankenhaus, in dem der türkische Angeklagte sich derzeit aufhält, dessen Gerichtstermin vergessen hatte.  (Britta Schultejans, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.