"Auch die besessensten Vegetarier beißen nicht gern ins Gras", sagte der Schriftsteller Joachim Ringelnatz. Und auch auf der Theresienwiese müssen Vegetarier nicht ins Gras beißen - erst recht nicht, wenn Oktoberfest ist.
Neben den traditionellen bayerischen Spezialitäten wie Ochs am Spieß, Steckerlfisch oder dem klassischen Wiesnhendl gibt es vegetarische und vegane Schmankerl - teilweise sogar in Bioqualität. So könnte ein vegetarischer Wiesnbummel in einem kleinen oder großen Wiesnzelt mit einer herzhaften Vorspeise beginnen: Obatzda, Radi und eine original Wiesn-Brezn. Alternativ eine Kürbis- oder Kartoffelsuppe.
Bio-Semmelknödelgröstl oder Gemüse-Kartoffel-Pflanzerl
Bei den Hauptgerichten gibt es alles - vom deftigen Bio-Semmelknödelgröstl über Allgäuer Käsespätzle bis hin zu Rahmschwammerl oder Schupfnudeln. Auch aus Gemüse werden Wiesn-Gerichte gezaubert: Gemüse-Kartoffel-Pflanzerl mit Tomaten-Aprikosen-Chutney oder Gemüsestrudel mit Petersilienkartoffeln. Oder etwas aus der Pastaecke? Bio-Nudeltascherl mit Käsefüllung oder hausgemachte Spinat-Topfen-Nudelteigtascherl mit Rahmschwammerl. Eine runde Sache: Parmesan-Breznknödel auf bayerischem Gemüse-Allerlei mit Kräutersoße, Spinat- oder Kasknödel oder gleich der "Knödel-Dreier-Looping".
Der vegetarische Nachtisch darf natürlich nicht fehlen. Hier reicht die Palette vom kaiserlichen Pfannenschmarrn mit Zwetschgenröster über rote Bio-Grütze mit süßem Bio-Mandelkrusterl bis zu Kokosmilchreis mit Rosmarin-Apfelragout und Weißbier-Tiramisu. Aus der Mehlspeisenküche: Topfen- Apfel- oder Millirahmstrudel. Bei den Imbissstandln gibt es ebenso viele vegetarische Schmankerl "auf die Hand", von deftig bis süß: bayrische Fingernudeln, Rahmfleckerl, Maiskolben, Wiesnfladen, Spiralkartoffeln, Reiberdatschi und erstmals vegetarische Bratwürstl. Nicht zu vergessen die gebrannten Mandeln und Schokofrüchte.
Was alle vereint, egal ob Veganer, Vegetarier oder Fleischliebhaber, ist das Wiesn-Bier. Denn solange das Bier nach dem bayrischen Reinheitsgebot gebraut wird, ist es vegan. Veganer, die lieber Wein als Bier trinken, kommen auf der Wiesn auch auf ihre Kosten, denn es gibt sogar veganen Wein.
30 Prozent wünschen sich vegetarisches Wiesn-Essen
Der Trend ins Vegetarische ist unaufhaltsam. Die Zahl der vegetarisch lebenden Menschen hat sich in den letzten 20 Jahren weit mehr als verzehnfacht. Der Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU) geht derzeit von rund 7 Millionen Vegetariern (8 bis 9 Prozent der Bevölkerung) und 900.000 Veganern (1,1 Prozent) in Deutschland aus. Das Institut für Demoskopie Allensbach bestätigt diese Entwicklung. Dass dieser Trend auch auf der Wiesn nicht aufzuhalten ist, bestätigt eine Umfrage im August 2014 von Emnid, einem der größten Meinungsforschungsinstitute in Deutschland. Demnach wünschen sich mehr als ein Drittel der Befragten eine größere Auswahl an vegetarischem Essen.

Rechtzeitig zur Eröffnung der Wiesn hat die Tierschutzorganisation PETA Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) auch eine tierfreundliche, lederfreie Trachtenhose zum Geschenk gemacht. Dieses „Lederhosen“-Unikat wurde von der österreichischen Manufaktur André Zechmann aus dichter Bio-Baumwolle gewebt. Mit der Hose auf pflanzlicher Basis möchte PETA Reiter dazu anregen, ein Herz für Tiere zu zeigen und sich als ethisch motiviertes Vorbild zu präsentieren.
„Lederhosen sind ein Tierleidprodukt. Eine vegane Trachtenhose nicht. Sie lässt alte Traditionen auf tierfreundliche Weise neu aufleben“, sagt Frank Schmidt, Fachreferent für Tiere in der Bekleidungsindustrie bei PETA Deutschland e.V. Ein großer Teil der Lederhosen stamme mittlerweile aus Asien, wo sie unter unwürdigen Bedingungen für Mensch und Tier und mit dem Einsatz giftiger Chemikalien hergestellt würden.
Auf vielen Lederhosen – vom Fachgeschäft bis zum Discounter – prangt heutzutage die Bezeichnung „Made in China“ oder „Made in India“. Denn in der Leder-Massenproduktion kommen auch Häute von Ziegen und Rindern aus der dortigen Intensivtierhaltung zum Einsatz. Deutschland ist einer der größten Abnehmer von Lederprodukten aus China und Indien. Außerdem werden für die die Lederhosenherstellung Rothirsche in Deutschland, Australien oder Neuseeland in dicht besetzten Wildgehegen gezüchtet oder in der Natur gejagt. Insbesondere bei Gesellschaftsjagden werden dabei schwere Schusswunden und das qualvolle Verbluten der Wildtiere billigend in Kauf genommen.
10 Prozent der Lederhosen enthalten Chemierückstände
Lederfreie Trachtenhosen schützen Träger sogar vor potenziellen Gesundheitsgefahren. Bei 10 Prozent der getesteten Echtlederhosen wurde im Rahmen von Kontrollen durch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Jahr 2011 das allergieauslösende Chrom VI in gesundheitskritischen Konzentrationen nachgewiesen. Diese Chemierückstände entstehen bei unsachgemäßer Gerbung in Asien oder durch spätere Oxidation.
(BSZ)
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