Leben in Bayern

Narrenkappe der ältesten Karnevalsgesellschaft Deutschlands: "Die Grosse von 1823". (Foto: dpa)

28.01.2016

Jedem Narren seine Kappe

Die Näh- und die Kurbelstickmaschinen rattern, das Bügeleisen dampft: Im oberfränkischen Marktleugast werden unverzichtbare Accessoires für den Faschings-Frohsinn hergestellt

Der Fasching beginnt in der kleinen Stickerei im oberfränkischen Marktleugast schon im Sommer. Was nicht daran liegt, dass der Frankenwald eine heimliche Hochburg der Fastnacht ist. Sondern daran, dass die Stickerei AFW-Creativ Karnevalsmützen herstellt, die beispielsweise bei der Prunksitzung der fränkischen Narren in Veitshöchheim an diesem Freitag getragen werden. Doch die Karnevalsmützen aus Oberfranken sind auch in Köln, Düsseldorf oder Mainz gefragt. Und sogar in Australien: Ein Auswanderer aus dem Rheinland hat sich vor ein paar Jahren Karnevalsmützen dorthin bestellt.

Mehr als 4000 Vereine aus dem In- und Ausland zählen zur Kundschaft. Wie viele Karnevalsmützen für Prinzen, Elferräte oder Festkomitees jährlich hergestellt werden, will Geschäftsführerin Birgit Rodler aber nicht verraten. Die meisten Mützen würden aber für den Karneval ins Rheinland geliefert.

Jede Mütze aus Marktleugast ist ein Unikat, das in vielen Handarbeitsschritten hergestellt wird. Denn: Wie eine Karnevalsmütze auszusehen habe, bestimmten die Vereinsstatuten, sagt Volker Wagner, Präsident des Bundes Deutscher Karneval. Grundsätzlich gelte: Je größer der Verein, desto individueller muss die Kopfbedeckung sein. "Die richtig großen Vereine haben ihre eigenen Mützen, ganz klar."
Für die Kunden haben Birgit Rodler und ihre Kollegen deshalb ein Archiv angelegt, um genau zu wissen, welcher Verein welches Mützendesign verwendet. Natürlich werde auch die Kopfgröße der Elferräte oder des Karnevalsprinzen individuell erfasst, sagt Rodler.

"Das ist Handarbeit, das gibt es nicht in Fernost"

In den Arbeitsräumen der Stickerei rattern die Nähmaschinen, dampfen die Bügeleisen - und mit der Kurbelstickmaschine werden die Verzierungen auf den Stoff aufgebracht. "Das ist Handarbeit, das gibt es nicht in Fernost", sagt Rodler. Je aufwendiger eine Mütze verziert ist, desto höher steht der Träger in der Karnevals-Rangordnung. Besonders kostspielige Exemplare sind mit Pelz besetzt oder mit vielen glitzernden Steinchen. Bis zu 400 Euro lässt sich ein Jeck die Kopfbedeckung kosten.

Vor sieben Jahren hat Birgit Rodler zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Großcousine das Unternehmen gegründet - ein Wagnis. Denn die Vorgängerfirma, die traditionsreiche Stickerei Meinel, war in die Insolvenz gegangen. Rodler und ihre Mitgesellschafter setzen auf hochwertige Handarbeit, der Erfolg gibt ihnen Recht: 2012 hatte das Unternehmen noch 20 Mitarbeiter, nun sind es 26. Die Produktionsstätte platzt aus allen Nähten.

Etwa ein Viertel der hergestellten Waren entfalle auf die Karnevalsmützen, sagt die Chefin. Ansonsten werden alle möglichen Textilien bestickt, Vereinsfahnen produziert - und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) mit den offiziellen Wimpeln beliefert, die vor Länderspielen ausgetauscht werden. So kam auch der Finalwimpel der erfolgreichen WM 2014 aus Marktleugast. "Das macht und schon stolz", sagt Rodler.

Im Sommer trudeln die ersten Bestellungen ein

Im Sommer trudeln die ersten Bestellungen für Karnevalsmützen ein, produziert wird aber für Kurzentschlossene bis in die Woche vor Rosenmontag hinein. Nach Angaben der Chefin des Deutschen Fastnachtmuseums in Kitzingen, Daniela Sandner, gibt es etwa noch ein halbes Dutzend Stickereien, die sich auf die Herstellung von hochwertigen und individuellen Karnevalsmützen spezialisiert haben. Entstanden ist der Brauch, die Mützen im Karneval zu tragen, im 19. Jahrhundert: So sei im Museum die älteste erhaltene Karnevalskappe aus dem Jahr 1840 ausgestellt.

Inzwischen gebe es zwar auch viele Importe aus Fernost, erläutert Verbandschef Wagner. "Aber wer eine besondere Mütze haben will, muss sich an ein Unternehmen im Inland wenden." (Kathrin Zeilmann, dpa)

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