Leben in Bayern

Albärt heißt das Maskottchen der Fußball-Europameisterschaft, die an diesem Freitag in München beginnt. (Foto: dpa/Peter Kneffel)

14.06.2024

Konzepte für den Luftraum und den Biergarten

München ist für die Fußball-Europameisterschaft gut gewappnet

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. So lassen sich im Discounter bereits seit Wochen Deutschlandfähnchen, Konfettikanonen und Rückspiegelüberzieher in Schwarz-Rot-Gold für je einen Euro kaufen und im Getränkemarkt ist auch das Outfit eines Kräuterlikörs auf Nationalfarben getrimmt. Die Fußball-Europameisterschaft steht an mit dem Auftaktspiel in München an diesem Freitag, 14. Juni: Deutschland gegen Schottland. Wie ist die Landeshauptstadt auf dieses Megaevent vorbereitet?

Herausgeputzt ist natürlich die München Fußball Arena mit ihren 66.000 Plätzen. Wie in den anderen Austragungsorten auch – es gibt zehn Spielorte in Deutschland von Berlin über Köln bis nach Stuttgart – haben die Stadien für die Dauer des Turniers werbefreie Namen. Sechs der Spiele finden in der Landeshauptstadt statt, darunter Rumänien gegen die Ukraine (17. Juni) oder Dänemark gegen Serbien (25. Juni). Die Tickets für das Eröffnungsspiel kosteten 50 Euro aufwärts und sind fast alle vergeben. „Als Sportstadt sind wir stolz darauf, dass das Eröffnungsspiel hier in München stattfindet“, sagt Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD).

Bob Ross kann nur gewinnen

Und dieses Auftaktspiel schauen natürlich auch die in München lebenden Schotten an. So wie Bob Ross. Geboren im schottischen Kirkcaldy, einer Bergarbeiterstadt, kam er vor 50 Jahren in die bayerische Landeshauptstadt und wurde Hornist bei den Münchner Philharmonikern. Bekannt ist er auch als Gründer des Kult-Ensembles „Blechschaden“. Wie sieht es aus, wofür schlägt sein Herz beim Eröffnungsspiel? „Ich kann nicht verlieren“, sagt er, denn: „Ich habe zwei Pässe.“ Einen britischen und einen deutschen.

Wie das Spiel also auch ausgeht, er wird zum Siegestor in der Nähe seiner Wohnung in Schwabing gehen und dort den Sieg feiern. Angeguckt wird das Spiel zu Hause, der Hornist hat einen großen Fernseher im Wohnzimmer stehen. Als die Arena in Fröttmaning fertig gebaut war, hat er übrigens mit seinem Orchester dort für die Bauarbeiter gespielt.

Aber jetzt noch mal nachgefragt: Wer wird das Eröffnungsspiel gewinnen? Die Antwort ist pure Fußballphilosophie: „Der Ball ist rund“, sagt der Schotte, dessen Herz wohl doch für die nordischen Landsleute schlägt.

Wer keine Eintrittskarten mehr bekommen hat oder auch keine wollte, kann die Fußballspiele live beim Public Viewing in der Fan Zone im Olympiapark ansehen. Dort werden alle 51 EM-Spiele auf drei großen Bildschirmen gezeigt. Neben den Fußballspielen ist zudem ein umfangreiches Rahmenprogramm geplant. So treten auf der Bühne am Olympiasee zahlreiche Künstler und Bands auf, darunter Stars wie Kelvin Jones (14. Juni), Kytes (23. Juni), Moop Mama (9. Juli) oder die Münchener Freiheit (14. Juli). Außerdem finden hier weitere Programm-Highlights wie der Jazztag (29. Juni), der Inklusionstag (4. Juli) und der Munich Music Day (7. Juli) mit bayerischer Musik statt.

Damit sich in München niemand verläuft, sind in der Stadt 1600 Ehrenamtliche unterwegs. Sie wurden aus 25 439 Bewerber*innen ausgewählt, die Altersspanne reicht dabei von 18 bis 77 Jahren, sie stammen aus insgesamt 31 Nationen. Erkennbar sind sie an den Uniformen – grüne Oberteile und graue Hosen. Andere Uniformierte sorgen für die Sicherheit in der Stadt, die Strategie lautet: so viel Polizei auf den Straßen wie möglich. Dank der hohen Polizeipräsenz könne man frühzeitig und konsequent einschreiten, so Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU). An die 2000 Polizeibeamt*innen werden an den Spieltagen in der Stadt unterwegs sein.

Hilfe aus anderen Ländern für die Polizei

Unterstützung bekommen sie dabei von Kräften aus Dänemark, Rumänien, Schottland, Serbien, Slowenien, und der Ukraine. Hinzu kommen rund 1000 private Sicherheitskräfte im Fußballstadion. Dort hat man auch den Luftraum im Blick, Vorkommnisse wie beim Auftaktspiel der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2021 sollen verhindert werden. Damals stürzte ein Greenpeace-Aktivist mit einem Motorschirm durch das offene Dach der München Fußball Arena auf die Zuschauerränge. Um derartiges abzuwehren, gibt es ein eigenes Luftschutzkonzept für das Stadion mit trainierten Spezialeinsatzkommandos.

Und wie hat sich die Bahn auf die Fußball-Europameisterschaft vorbereitet? Immerhin sollen am Tag des Eröffnungsspiels in München an die 50 000 Fans allein aus Schottland ankommen. Zunächst wird eine Pause eingelegt, nicht bei den Zügen, sondern bei den Baustellen rund um den Hauptbahnhof. Sie sollen während der Fußballwochen quasi stillgelegt werden, danach geht es wieder weiter mit Bohren und Hämmern.

Und damit sich die Schotten und andere Fußballfans nicht am Bahnhof verlaufen, hat sich die Bahn einen neuen Begriff einfallen lassen: den der „Reisendenlenker*innen“. 20 neue Mitarbeitende wurden dafür eingestellt, die von 30 Freiwilligen unterstützt werden. Sie sollen das tun, was der Name eben sagt: die meist ortsunkundigen Reisenden lenken. Natürlich zum Schauplatz des Geschehens, der Arena im Norden von München, aber auch zu Biergärten und den Plätzen des Public Viewing.

Zusätzliche S-Bahn-Fahrten

Damit es in den Zügen nicht zu eng wird, bietet die Bahn an den sechs Spieltagen in München 42 Extra-S-Bahn-Fahrten an, auch gibt es einen zusätzlichen Gepäckservice. Wer sein Gepäck zudem tagsüber loswerden will, kann eines der 1200 Schließfächer am Hauptbahnhof nutzen. Große Koffer können zudem bei Bahnmitarbeitenden am Eingang des Intercity-Hotels deponiert werden, die Gebühr beträgt 6 Euro. Die dortige Kapazität reicht für 600 Gepäckstücke. Um die Sicherheit zu gewährleisten, stockt die Bahn die Zahl der Sicherheitskräfte an den Bahnhöfen um ein Fünftel auf, auch mehr Reinigungskräfte werden eingesetzt.

Damit die Europameisterschaft in München friedlich über die Bühne geht, hat sich die Stadt sogar ein Biergartenkonzept einfallen lassen, um die Fans auf dem Weg ins Stadion zu trennen. So sollen sie vor den Spielen in unterschiedliche Biergärten gebracht werden, können da feiern und ihr Bier trinken, und werden dann mit Shuttlebussen in die Arena gebracht, erklärt Münchens Kreisverwaltungsreferentin Hanna Sammüller-Gradl das Konzept. Die Teilnahme ist übrigens freiwillig. (Rudolf Stumberger)
 

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