Michaela H. (60), Verlagsangestellte aus Augsburg: „Am meisten beschäftigt mich das Thema Energie. Diese Debatte wird so unseriös geführt. Ich bin entsetzt, wie unüberlegt der Atomausstieg durchgezogen wird. Gegenargumente fanden einfach kein Gehör beziehungsweise wurden sofort in die Pfui-Teufel-Ecke gestellt. Überhaupt finde ich, dass es seit Corona keine Streitkultur mehr gibt, auch in der Presse wird alles sehr einseitig dargestellt. In der Pandemie war die AfD oft die einzige Partei, die die überzogenen Maßnahmen offen kritisiert hat. Wählen werde ich aber wohl die Freien Wähler. Der Aiwanger hat sich in der Pandemie auch wacker geschlagen und ist überhaupt jemand, der Klartext redet.“
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Günther B. (55), Unternehmer aus Cham: „Ich wünsche mir, dass endlich die Leistung von kleinen Unternehmen anerkannt und nicht mehr mit Füßen getreten wird. Die Bürokratie hierzulande erstickt alles, nur weil unsere Beamten zu faul sind, Nachweise, die sie schon längst haben, herauszusuchen. Als Selbstständiger ist man ja hierzulande der Depp. Außerdem müsste es ein Zigarettenverbot auf öffentlichen Plätzen und Straßen geben. 50 Euro Strafe für jeden, der Kippen einfach wegwirft – das wäre gut. Und für die vielen Kinder aus anderen Staaten, die zu uns kommen, müssten in den ersten vier Grundschuljahren eigene Klassen geschaffen werden. Kein ausländisches Kind lernt etwas, wenn es mit deutschen Kindern zusammen Deutsch lernen soll. Wen ich am 8. Oktober wähle, weiß ich noch nicht.“
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Gamze J. (39), Ingenieurin aus Ingolstadt: „Ich bin die dritte Generation einer türkischen Gastarbeiterfamilie. Das betone ich gerne. Und ich würde mir wünschen, dass die Parteien der Mitte mehr aufeinander zugehen, sich auf gemeinsame Ziele einigen und aufhören, gegeneinander zu arbeiten, zum Beispiel bei der Flüchtlingspolitik oder beim Klima. Es ist selten so, dass nur eine Partei recht hat. Mit den Parteien ganz links und ganz rechts kann ich nichts anfangen. Besonders wenig halte ich von der AfD. Aber: Sie spricht Punkte an, die sich die anderen Parteien nicht auszusprechen trauen. Wen ich wähle, weiß ich noch nicht. Die Entscheidung treffe ich immer erst kurz vor dem Wahltag. In der Woche vorher lese ich alle Programme durch und schaue mir die Videos der Parteien an.“
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Simone U. (51), Schneidermeisterin aus Coburg: „Als selbstständige Unternehmerin ärgere ich mich schon über den vielen Papierkram und dass man alles immer doppelt und dreifach ausfüllen muss. Angesichts dessen, was ich arbeite, bleibt unterm Strich sehr wenig, weil Steuern und Abgaben so viel auffressen. Ich müsste wesentlich mehr arbeiten, damit mehr übrig bleibt. Aber als Einzelperson geht das nicht. Angst macht mir die AfD. Was die so von sich geben, ist schon sehr bedenklich. Und wir haben sie hier in Coburg ja in Sonneberg in direkter Nachbarschaft am Ruder. Ich habe noch keine Ahnung, wen ich wähle. Nur die Grünen, die ich jahrelang gewählt habe, kann ich angesichts ihrer Politik, die sie in der Bundesregierung betreiben, nicht mehr wählen.“
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Josef M. (71), Ex-Bürgermeister aus Iphofen: „Die künftige Staatsregierung sollte sich viel stärker um die Belange der Kommunen kümmern. Hier in Unterfranken macht uns der Klimawandel durch extreme Trockenheit zu schaffen. Wir brauchen für den Weinbau Bewässerungslösungen und Wasserspeicher, die individuell ausgestaltet sein müssen. Denn was für Iphofen mit seinen Gipsböden gut ist, muss nicht unbedingt an der Mainschleife bei Volkach mit den dortigen Sandböden gut sein. Hier muss in München und Berlin bedarfsgerechter, also individueller gedacht werden – vor allem was Kriterien bei der Förderung angeht. Alles über einen Kamm zu scheren, weil es administrativ einfacher ist, bringt nichts. Bund und Freistaat sind auch beim Thema Migration gefordert. Die Kommunen alleinzulassen, wie bisher, geht nicht. Ich werde die Freien Wähler wählen. Die Aiwanger-Affäre hält mich davon nicht ab.“
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Elias F. (22), Student aus Friedberg bei Augsburg: „Ich studiere Nachhaltigkeits- und Umweltmanagement. Deswegen sind mir die Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel sehr wichtig. Von der Landespolitik fordere ich dazu langfristige Pläne und mehr Zusammenarbeit mit den Städten. Sorgen mache ich mir auch um die Demokratie. Bayern ist sehr konservativ, was ich nicht negativ sehe. Ich vermisse aber bei manchen Parteien eine klare Abgrenzung nach rechts. Auch die Debattenkultur stört mich, gerade bei den Freien Wählern. Mit dem Heizungsgesetz hat das angefangen. Eigentlich hätte man sich da um eine gemeinsame Lösung bemühen müssen. Den Ton im Wahlkampf fand ich schon krass, auch von der CSU.“
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Renate W. (80), Rentnerin aus Nürnberg: „Die Politiker sollten endlich mal für das viele Geld, das sie monatlich einsacken, ihre Aufgaben erledigen. Mehr Pragmatismus statt Klugscheißerei ist angesichts der vielen Probleme hierzulande nötig. Dass wir Rentner am Existenzminimum dahinvegetieren müssen, ist ein Skandal. Aber das interessiert in Berlin und München niemanden. Und weil Meinungsgleichschaltung, Totalüberwachung und Denunziantentum in Deutschland wieder fröhliche Urständ feiern, verrate ich nicht, wen ich am 8. Oktober wählen werde.“
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Christine B. (63), Übersetzerin aus Herrsching: „Ich habe Angst vor dem Rechtsruck in der Gesellschaft. Und mache mir Sorgen über die Ohnmacht der etablierten Parteien. Sie bekommen die großen Herausforderungen bei Bildungsmisere, Wohnungsnot und Klimawandel nicht hin. Schlimm ist auch, dass die Stimmen lauter werden, die einen Austritt aus der EU fordern. Da sollte die bayerische Staatsregierung drauf reagieren. Landespolitik muss auch Europapolitik sein.“
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Johannes P. (19), Student aus Ingolstadt: „Ich finde, bei Landtagswahlen sollte man schon ab 16 Jahren wählen dürfen. Viele politische Entscheidungen betreffen die Zukunft junger Menschen, aber man lässt sie nicht mitentscheiden. Und für Pflichtpraktika sollte es den gesetzlichen Mindestlohn geben: Wer etwas leistet, sollte auch dafür bezahlt werden. Und ich hoffe, wenn ich in drei Jahren mit dem Studium fertig bin, geht es der Wirtschaft wieder besser. Ich werde wohl Die Partei wählen.“
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Tatjana L. (50), Rettungssanitäterin aus Pfaffenhofen: „Die Grünen kann man nicht wählen, die machen unseren Staat kaputt mit ihrer Energiepolitik: Schließen hier die AKW und kaufen dann dreckigen Kohle- oder Atomstrom anderswo ein. Und erlauben, dass männliche Flüchtlinge aus islamischen Ländern womöglich noch die Zweit- und Drittfrau nachholen. Die AfD geht aber auch nicht, die sind gefährlich für die Demokratie. Wen ich wählen soll, weiß ich noch nicht. Ich hoffe, CSU und SPD kriegen es endlich wieder auf die Reihe, dass man sie wieder wählen kann.“
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Marcus S. (43), Angestellter und Filmemacher aus Petershausen: „Ich wünsche mir eine Verbesserung der gesamten politischen Kultur, weil man verlernt hat, andere Meinungen zu akzeptieren und zu respektieren. Das betrifft links wie rechts. Ich halte das für eine große Gefahr für unsere Demokratie. Toleranz wird sehr oft betont und gefeiert – aber ich bin dann doch immer wieder erstaunt, wie wenig tolerant wir sind, wenn wir mit etwas konfrontiert werden, das nicht unserer Meinung entspricht. Diese Polarisierung findet gerade bei den ganz großen Themen wie Ökologie, Energie und Migration statt. Wählen werde ich am 8. Oktober, ich habe noch nie Briefwahl gemacht. Wählen, das bedeutet für mich Wahlurne, das zelebriere ich.“
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Thomas H. (34), Unternehmer aus Eichstätt: „Als Unternehmer wünsche ich mir, dass wir im Freistaat weiter die Fahne der Wirtschaft hochhalten – damit Bayern der führende Innovationsstandort in Europa werden und bleiben kann. Wir sind aber auf dem besten Weg dahin. Mit der Hightech-Agenda sind 2020 die Weichen dafür gestellt worden, das gilt es weiter zu fördern – damit sich nicht nur weitere Start-ups ansiedeln. In den Bereichen Spitzentechnologie und Innovation hat es in den vergangenen drei Jahren schon sehr positive Effekte gegeben. Das habe ich auch als Teilnehmer mehrerer Delegationsreisen des Wirtschaftsministeriums erleben können. Ich würde mir nur wieder mehr Sach- als Parteipolitik wünschen. Eine endgültige Wahlentscheidung habe ich noch nicht getroffen.“
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Sarah S. (22), Studentin aus Kelheim: „Ich fände es wichtig, dass die Universitäten mit mehr Mitteln ausgestattet werden. Auch damit sie modernisiert werden können. Das ist zum Beispiel bei meiner Universität dringend notwendig. Für dieses Wintersemester würde ich mir schon wünschen, dass wieder mehr geheizt wird, damit man nicht immer im Wintermantel in den Veranstaltungen sitzen muss. Ein weiteres dringendes Thema: Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum. Ich kann zum Glück bei meinem Freund wohnen und von da aus zur Uni pendeln, doch nicht alle haben diese Möglichkeit. Was nicht passieren darf, ist eine Radikalisierung in Bayern. Deswegen gehe ich auch wählen.“
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Tobias K. (36), Führungskraft im Versicherungsbereich aus München: „Ich finde den Populismus, vor allem von CSU und Freien Wählern, nicht gut, wenn sie etwa behaupten, dass die Grünen alles verbieten wollen. Die Grünen machen sicher nicht alles richtig, aber mir sind Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien auch wichtig. Die Diskussion ist mir zu emotional aufgeladen. Mit solchen Themen muss man sich ernsthaft auseinandersetzen, da möchte ich eine sachliche und ernsthafte Debatte. Es reicht nicht zu sagen, dass Bayern das beste und schönste Land ist. Hier gibt es auch Probleme. Und die muss man klar benennen und gemeinsam an einer Lösung arbeiten. Da reicht einfach kein Weiter so!“
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Hubert D. (63), freier Journalist aus Passau: „Ich wünsche mir Parteien und Kandidierende, die sich nicht wie Waschmittel mit schönen Werbesprüchen schmücken. Politik in der Zeitenwende braucht Mitwirkende, die sich unbequemen Fragen stellen, die sich über Lösungen Gedanken machen und wirksame auch dann formulieren, wenn sie unpopulär sind. Meine Abneigung trifft jene, die demokratische Mitbewerber, die AfD ausgeklammert, wie Teufelswerk verdammen.“ (apl, rs, ta, ts)
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