Leben in Bayern

Otfried Preußler ist der Autor vieler beliebter Kindergeschichten. Eine nach ihm benannte Schule will sich aber nun von dem Namen trennen. (Foto: dpa/Daniel Naupold)

28.02.2024

Otfried-Preußler-Gymnasium will sich umbenennen

Erst vor zehn Jahren war eine Schule in Pullach nach dem Schriftsteller Otfried Preußler benannt worden. Nun will die Schule den Namen unter anderem wegen des umstrittenen Frühwerks des Autors wieder ablegen. Eine Entscheidung darüber steht noch aus

In der Debatte um die Umbenennung des Otfried-Preußler-Gymnasiums in Pullach ist die Entscheidung noch offen. Die Umbenennung werde abschließend im Kultusministerium geprüft, hieß es Dienstag beim Ministerium. Ein Antrag zur Namensänderung liege dem Staatsministerium aber bisher nicht vor, sagte Ministerin Anna Stolz (Freie Wähler). Zuvor müsse eine Entscheidung vom Schulaufwandsträger - ein Zweckverband - getroffen werden, diese sei noch nicht gefallen. "Und wenn das erfolgt ist und der Antrag bei mir eingeht, dann werde ich das prüfen mit der nötigen Sensibilität", sagte die Ministerin.

Medien zufolge ist das ebenfalls nötige Votum von Lehrerkonferenz, Elternbeirat und Schülermitverantwortung sowie der Gemeinde bereits ergangen. Demnach soll die Schule, die erst vor zehn Jahren nach Preußler benannt worden war, den Namen nun wieder ablegen. Als Grund wurde in den Medien unter anderem Preußlers frühe Zeit als Soldat sowie sein Frühwerk "Erntelager Geyer" genannt, das um 1940 und 1942 entstand und in dem er das Leben in der Hitlerjugend beschönigt.
Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) zitierte die Schulleitung zudem mit folgender Begründung: "Problematisch für die Lernenden erscheinen auch die in einigen Werken dargestellten fragwürdigen Konfliktlösungsstrategien durch Gewalt und/oder Hexerei."

Hexenjagd auf den Schriftsteller?

Nicht zuletzt der Roman über den Waisenjungen "Krabat", der in einer Mühle die schwarze Kunst lernt, weist andere Lösungsstrategien auf. Alljährlich stirbt einer der Müllerburschen - bis Krabat es schafft, den Fluch zu lösen. Ein junger Mensch, der sich mit finsteren Mächten einlässt, von denen er fasziniert ist, "bis er erkennt, worauf er sich da eingelassen hat", erläuterte Preußler 1998 dazu. "Es ist zugleich meine Geschichte, die Geschichte meiner Generation, und es ist die Geschichte aller jungen Leute, die mit der Macht und ihren Verlockungen in Berührung kommen und sich darin verstricken."

Einen "differenzierten und qualifizierten Umgang" mit dem literarischen und pädagogischen Erbe des 1923 in Nordböhmen geborenen Schriftstellers forderte die Sudetendeutsche Volksgruppe. Derzeit finde eine "richtiggehende Hexenjagd gegen den Vater der "Kleinen Hexe" und zahlreicher anderer Kinderbücher", sagte Sprecher Bernd Posselt. Preußler habe nie geleugnet, als Teenager 1940 das Buch "Erntelager Geyer" verfasst zu haben, das seine Erlebnisse mit dem sogenannten Jungvolk entsprechend dem nationalsozialistischen Zeitgeist wiedergebe.

"An diesem Erstling Preußlers gibt es nichts zu beschönigen. Man darf aber nicht vergessen, dass der Autor nach drei Jahren Ostfront, fünf Jahren in sowjetischen Kriegsgefangenenlagern und der Vertreibung aus der Heimat mit dem braunen Gedankengut restlos gebrochen und ein auf Toleranz und Völkerverständigung hin orientiertes Lebenswerk aufgebaut hat."

Mit 17 war Preußler laut dem Biografen Carsten Gansel zur Wehrmacht gekommen, mit 20 in Gefangenschaft geraten. 1945 wurde die Familie aus dem Sudetenland vertrieben und kam nach Rosenheim. (Sabine Dobel, dpa)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Soll die Mehrwertsteuer in der Gastronomie gesenkt werden?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
X
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2024

Nächster Erscheinungstermin:
28. November 2025

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 29.11.2024 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.