Leben in Bayern

Sie ist die tausendste ausländische Pflegekraft, die für Deutschland angeworben wurde: Janette Dela Cruz mit Hannelore Stuerz (78). (Foto: Stumberger)

04.08.2017

Philippinischer Sonnenschein für bayerische Senioren

Ausländische Pflegekräfte helfen den Pflegenotstand in Deutschland abzumildern: Janette Dela Cruz fühlt sich in der neuen Heimat richtig wohl

Das Zimmer von Hannelore Stuerz im ersten Stock des Caritas Altenheims St. Nikolaus in der Münchner Osterwaldstraße hängt voll mit Gemälden. Seit 2014 lebt die 78-jährige Seniorin in dem Heim nahe des Englischen Gartens. Neben ihr steht gerade die Altenpflegerin Janette Dela Cruz. Und mit ihr ist Stuerz „sehr zufrieden“. Die 37-jährige Pflegerin, die seit gut einem Jahr in München arbeit, kommt von den Philippinen. Sie ist bereits die tausendste ausländische Pflegekraft, die im Rahmen des „Triple Win“-Projektes angeworben wurde, um den Pflegenotstand in Deutschland abzumildern.

Vor gut einer Stunde wurde an Janette Dela Cruz ein Blumenstrauß überreicht. Sie sei glücklich in München, erzählt die junge Frau in gutem Deutsch. Cruz stammt aus einer Provinz, die eine Flugstunde von der philippinischen Hauptstadt Manila entfernt liegt. In ihrer Heimat hat sie eine Ausbildung als Krankenpflegerin abgeschlossen und nach einem Jahr Deutschkurs kam sie nach München. Damit ist sie eine von 33 Fachkräften, die der Diözesan-Caritasverband in seinen Altenheimen angestellt hat.
„Die Zusammenarbeit mit dem Projekt ,Triple Win’ ist eine hervorragende Möglichkeit, motivierte Fachkräfte zu gewinnen, die schon im Herkunftsland auf ihre Aufgabe vorbereitet werden“, sagt Doris Schneider, Geschäftsführerin der Altenheime im Diözesan-Caritasverband.

Für das „Triple Win“-Projekt werben seit vier Jahren die Bundesagentur für Arbeit und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Pflegekräfte aus Serbien, Bosnien-Herzegowina und den Philippinen an. Der Grund dafür ist klar: In Deutschland herrscht ein Mangel an Pflegekräften. „Der Bedarf an qualifizierten Alten-, Gesundheits- und Krankenpflegekräften wächst“, sagt Raimund Becker von der Bundesagentur für Arbeit. Und dieser Bedarf kann mit einheimischen Kräften nicht gedeckt werden, es fehlen 10 000 Fachkräfte. Auch weil für viele ist der Beruf des Altenpflegers nicht attraktiv genug ist, handelt es sich doch um teilweise schwere körperliche Arbeit, die mit nur 1900 Euro brutto vergütet wird.

 Anders ist die Situation in den drei Ländern, die am „Triple Win“-Projekt teilnehmen. Dort herrscht ein Überschuss an gut ausgebildeten Fachkräften, die keine entsprechende Beschäftigung finden. Das „Triple“ im Projektnamen bezieht sich auf drei Punkte: Zum einen leistet das Programm einen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs in Deutschland. Zum zweiten wird der Arbeitsmarkt in den Herkunftsländern der Pflegekräfte entlastet, weil es dort nicht genügend freie Arbeitsstellen für sie gibt. Die Länder profitieren auch von den finanziellen Überweisungen aus Deutschland. Und zum Dritten gewinnen die angeworbenen Menschen eine neue berufliche Perspektive.

Auch Tunesier sollen künftig angeworben werden

In Deutschland werden die Pflegekräfte aus den Projektländern geschult, damit sie hiesigen Standards gerecht werden können. Zuvor aber haben sie in den Heimatländern mehrere Bewerbungs- und Auswahlverfahren durchlaufen. Der Arbeitgeber trägt die Kosten für die Anreise und die Unterkunft. Die Lohn- und Arbeitsbedingungen dürfen nicht schlechter als bei vergleichbaren inländischen Arbeitnehmern sein. Die Aufenthaltserlaubnis ist zunächst auf ein Jahr befristet und an den Arbeitgeber gebunden. Nach einem regelmäßigen Aufenthalt von fünf Jahren kann ein Antrag auf einen dauerhaften Aufenthaltstitel, die sogenannte Niederlassungserlaubnis, in Deutschland gestellt werden.

Dabei ist das System gar nicht so neu: Bereits in den 1960er und 70er Jahren kamen Krankenschwestern von den Philippinen nach Deutschland. Denn der asiatische Inselstaat mit seinen 110 Millionen Einwohnern und einem Durchschnittsalter von 23 Jahren bildet jedes Jahr Tausende Krankenschwestern und Pflegekräfte aus. Nach einer Pause von mehr als drei Jahrzehnten kam im Winter 2013 nun erstmals wieder eine Gruppe Pflegehelferinnen nach Frankfurt, um „Wärme und Sonnenschein“ in die Krankenzimmer zu bringen, wie es die philippinische Botschafterin in Berlin ausdrückte. Demnächst soll auch Tunesien in das Anwerbeprogramm aufgenommen werden.
(Rudolf Stumberger)

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