Politik

Radon ist leicht zu messen. (Foto: dpa)

09.08.2019

100-mal gefährlicher als die Tschernobyl-Strahlen

Das radioaktive Edelgas Radon ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs – das neue Strahlenschutzgesetz stärkt die Rechte Betroffener

Es gilt als unsichtbarer Killer: das radioaktive Edelgas Radon. Was viele Bayern nicht wissen. Laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) ist das in der Natur vorkommende Gas als Strahlenquelle „durchschnittlich um einen Faktor 100 relevanter als die heutigen Folgen des Reaktorunfalls in Tschernobyl“. Mit tödlichen Folgen: „Radon ist nach dem Rauchen die zweithäufigste Ursache für Lungenkrebs“, warnt eine BfS-Sprecherin.

Die Höhe der Radon-Konzentrationen in Gebäuden ist dem Bundesamt zufolge sehr unterschiedlich. „Der Jahresmittelwert in Aufenthaltsräumen beträgt in Deutschland durchschnittlich 50 Becquerel pro Kubikmeter Luft, aber auch mehr als 1000 Becquerel pro Kubikmeter sind möglich, kommen jedoch selten vor.“ Die Weltgesundheitsorganisation WHO, die Radon ebenfalls für krebserregend hält, setzt den Richtwert für Radon in Räumen auf 100 Becquerel fest.

Teile Süd- und Ostbayerns massiv betroffen

In Teilen Bayerns – vor allem im Süden und Südosten Oberbayerns sowie im Bayerischen Wald und dem Fichtelgebirge – ist die natürliche Belastung höher als im Bundesdurchschnitt.

Nachdem der Bund das Problem viele Jahre weitgehend ignorierte, gilt seit Anfang des Jahres ein neues Strahlenschutzgesetz. Arbeitgeber sowie Vermieter sind darin angehalten, für ein gesundes Umfeld ihrer Arbeitnehmer und Mieter zu sorgen. Als Richtschnur für eine erhöhte Konzentration von Radon in Innenräumen ist im Strahlenschutzgesetz ein Wert von 300 Becquerel pro Kubikmeter festgelegt. „Wird dieser Referenzwert überschritten, sollen Maßnahmen ergriffen werden, um die Radon-Konzentration im Gebäude zu senken“, so die BfS-Sprecherin. Aktuell sind die Bundesländer dabei, möglichst exakt zu ermitteln, in welchen Gebieten und wie vielen Gebäuden eine hohe Radon-Konzentration zu erwarten ist.

Was Hausbesitzer jetzt beachten müssen

Doch was müssen Hausbesitzer, Mieter oder potenzielle Bauherren jetzt beachten? Laut BfS dringt Radon durch undichte Stellen in Häuser ein. Experten wie der beratende Bauingenieur und Radon-Experte Alfred Rauhut warnen jedoch vor Panikmache. „Wer unsicher ist, ob in seiner Immobilie der Strahlenwert zu hoch sein könnte, sollte schlicht messen.“ Die entsprechenden Geräte kosteten nicht viel, aber die Messung dauere ein Jahr. Wichtig ist, dass das Haus gut isoliert ist. „Anders als manche älteren Häuser sind Neubauten, wenn fachgerecht gearbeitet wird, in der Regel rissfrei gebaut“, sagt Rauhut.

Bei Altbauten ist eine Reduzierung der Radonbelastung mit technischen Nachbauten nicht immer möglich. Auch kann diese mitunter schwierig und teuer werden. „ „Wichtig ist, bei betroffenen Altbauten den Keller zu lüften und gegenüber dem Erdgeschoss gut abzudichten“, empfiehlt Philipp Park, Mitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau und Radonschutz-Experte. Bei Neubauten mit überhöhter Strahlung reichen dagegen oft einfachere technische Aufrüstungen für mehrere Tausend Euro. Nichtstun könnte dagegen Folgen haben – gesundheitliche und rechtliche: Mieter könnten ihre Vermieter verklagen. (Tobias Lill)

Anmerkung der Redaktion: Im dritten Absatz wurde eine sprachliche Ungenauigkeit korrigiert, da hieß es ursprünglich: "(...) ist die natürliche Belastung im Bundesdurchschnitt hoch"

Kommentare (1)

  1. Markus Bernhard am 12.08.2019
    Ich verstehe diesen Satz nicht:
    In Teilen Bayerns – vor allem im Süden und Südosten Oberbayerns sowie im Bayerischen Wald und dem Fichtelgebirge – ist die natürliche Belastung im Bundesdurchschnitt hoch.

    Vielleicht meint der Schreiber, im Verhältnis zum Bundesdurchschnitt . .

    Schade, daß die heutigen Journalisten ihre Artikel nicht mehr genau Korrektur zu lesen scheinen.
    Ganz früher gab es noch die Kontrolle durch den Setzer, bare das ist lange her.
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