Politik

19.11.2021

2G- und 3G-Regeln: Falsche Sicherheit

Ein Kommentar von Jürgen Umlauft

Die Wucht der vierten Corona-Welle setzt die Politik einmal mehr unter Handlungsdruck. Weil ein neuerlicher Lockdown für alle einem Wortbruch gleichkäme, wird die Lösung in den G-Regeln gesucht, also in abgestuften Einschränkungen für Geimpfte, Genesene und Getestete. Doch all die Schattierungen von 1G bis 3G plus können nur so gut funktionieren, wie sie praktikabel und kontrollierbar sind. Sonst wiegen sie das Land in falscher Sicherheit.

3G am Arbeitsplatz zum Beispiel hilft bestimmt dabei, Ansteckungen in den Betrieben zu minimieren. Aber die tägliche Kontrolle ist ein immenser Aufwand, solange aus Gründen des Datenschutzes Unternehmen nicht wissen dürfen, welche ihrer Beschäftigten geimpft oder genesen sind. Auch das nun angedachte 3G in Bussen und Bahnen klingt zunächst einmal gut. In Zügen mit Begleitpersonal mag das noch überprüfbar sein, aber sonst? Und wie sollen sich auf den Bus angewiesene Fahrgäste auf dem flachen Land testen lassen, wenn es nur in der Kreisstadt ein Testzentrum gibt?

Schwerer Webfehler bei 2G

Als neue Variante wird nun 1G diskutiert, also die Testpflicht für alle. Die Logik dahinter: Wer negativ getestet ist – egal ob geimpft oder nicht –, kann niemanden anstecken. Das Problem dabei: Bevor ein Antigen-Schnelltest anschlägt, ist die betroffene Person schon einige Tage infektiös, ohne es zu merken. Außerdem: Wo sollen die Millionen täglicher Tests herkommen? Und wenn sie verfügbar wären: Wer soll sie durchführen, wer bezahlt sie, wohin mit dem Müll?

Bleibt das vom Bund und vielen Ländern favorisierte 2G, der Zutritt nur für Geimpfte und Genesene. Das aber hat aktuell einen schweren Webfehler: die Impfdurchbrüche. Da fühlen sich Ungeimpfte zu Recht ungleich behandelt. Denn Infektion ist Infektion, auch wenn geimpfte Infizierte meist keinen schweren Verlauf durchmachen und das Virus weniger weitergeben. So wie der Genesenen-Status nach sechs Monaten endet, müsste auch der 2G-Status für Geimpfte zeitlich befristet werden. Außer diese frischen ihren Impfschutz mit einem Booster auf. Nur so lässt sich 2G auf Dauer gegenüber Ungeimpften rechtfertigen.

Im Übrigen: Die meisten Debatten bräuchte es nicht, wenn die Impfquote insgesamt deutlich höher wäre.

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