Politik

Viele Vermieterinnen und Vermieter haben die maximale Raumtemperatur auf 21 Grad abgesenkt. Um Schimmel vorzubeugen, liegt die Empfehlung in Badezimmern aber bei 23 Grad. (Foto: dpa/Arno Burgi)

25.11.2022

Am falschen Ende gespart

Die Politik will mit finanziellen Anreizen den Energieverbrauch senken – das kann langfristig teuer und gefährlich werden

Diese Woche hat die Bundesregierung die „Winterlücke“ geschlossen: Statt ab März nächsten Jahres soll die Gas- und Strompreisbremse schon ab Januar in Kraft treten. Um Menschen zum Energiesparen zu bringen, gilt sie aber nur für 80 Prozent des prognostizierten Jahresverbrauchs. Als weiteren Sparanreiz erhalten Haushalte für jede weitere nicht genutzte Kilowattstunde die Differenz zwischen dem gedeckelten Preis und dem Originalpreis vom Energieversorger erstattet. Was zunächst gut klingt, hat einen gewaltigen Haken.

Denn bei den Energiesparmaßnahmen wurden die langfristigen Folgen nicht bedacht. Diese können trotz der immens gestiegenen Gas- und Strompreise deutlich teurer kommen als das kurzfristig eingesparte Geld. Und zusätzlich gesundheitsgefährdend sein. Bundesweit häufen sich in letzter Zeit Berichte über Legionellen, die durch eine zu niedrige Wassertemperatur entstehen. Genaue Zahlen gibt es nicht, da nur große Wohnanlagen regelmäßig geprüft werden müssen. Dabei können die Bakterien das Pontiac-Fieber oder sogar tödliche Lungenentzündungen verursachen.

Vermietende sind zwar verpflichtet, für warmes Wasser zu sorgen – eine konkrete Vorgabe gibt es aber nicht. Es könnte daher sein, dass manche aus Energiespargründen die Temperatur auf ein legionellenförderndes Niveau von unter 55 Grad reduzieren, bestätigt der Vermieterverband Haus und Grund der Staatszeitung. Mietende würden den Unterschied in der Regel nicht bemerken. „Vermieter kennen aber die Gefahr und werden daher nicht wie vom Bundeswirtschaftsministerium gewünscht, die Temperaturen einfach absenken.“ Die Gesundheitsämter sind da nicht so sicher. 

Die Beseitigung von Schimmel kostet bis zu 155 Euro – pro Quadratmeter

Am falschen Ende gespart wird durch die Anreize auch bei den Heizkosten. Erste Wohnungsbaugesellschaften und Wohnungseigentümergemeinschaften haben bereits verkündet, die maximale Raumtemperatur auf 21 Grad abzusenken. Um Schimmel vorzubeugen, liegt die Empfehlung in Badezimmern aber bei 23 Grad. Denn die Sporen können Allergien, Asthma und andere Atemwegserkrankungen auslösen. Selbst wenn die Heizung mehr hergibt, dürften Mietende aus Energiespargründen geneigt sein, zum Beispiel während der Arbeitszeit den Thermostat auf unter 16 Grad zu drehen. Das macht’s dem Schimmel leicht.

„Auch wenn nun alle angehalten sind, Energie einzusparen, sollten Mieterinnen und Mieter ihre Heizung im kalten Winter nicht ganz ausstellen“, warnt eine Sprecherin des Deutschen Mieterbunds. Ansonsten würden neben gesundheitlichen Risiken durch den Schimmel auch hohe Kosten drohen. Die Beseitigung von Schimmel kostet bis zu 155 Euro – pro Quadratmeter. Ist also deutlich teurer als die Ersparnis durchs Zurückdrehen der Heizung. Das Thema ist für den Mieterbund im Übrigen nicht neu. Schimmelbildung durch zu kalte Wohnungen ist seit Jahren eines der Hauptprobleme, die den Verband beschäftigen. (David Lohmann)

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