Politik

Auf Twitter wurde auf gestohlene Daten von Politikern verlinkt. (Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

11.01.2019

Anti-Doxing-Schulungen für Abgeordnete

Wieder einmal wurden Daten gehackt, wieder einmal Gegenmaßnahmen versprochen – welche sinnvoll sind und welche nicht

Jahrelang war die Sorge groß, dass ein ausländischer Geheimdienst persönliche Daten von Politikern stiehlt und veröffentlicht. Jetzt zeigt sich: Es braucht dafür keine fremden Mächte, sondern lediglich einen 20-jährigen Schüler. Aus „Verärgerung“ über Politiker und Prominente veröffentlichte er Chats, Bilder, Finanzdaten und Handynummern – Doxing nennt sich das Phänomen. Die blamierten Sicherheitsbehörden schlagen Alarm. Und Politiker überbieten sich mit Aktionismus – doch nicht jeder Vorschlag ist sinnvoll.

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) kündigte an, zusätzliche Stellen zur Cyberabwehr zu schaffen. Außerdem sollen Sicherheitsinstrumente vor gefälschten E-Mails warnen. Eine gute Idee – allerdings auch reichlich spät. Bereits im Dezember 2014 wurden Bundestagsabgeordnete Opfer eines Hackerangriffs – eben durch solche Phishing-Mails.

Ein weiteres Problem: qualifiziertes Personal zu finden. Das Gehalt für ITler im öffentlichen Dienst kann mit dem der freien Wirtschaft nicht mithalten. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte daher an, die Zulagen für Cybercops zu erhöhen. Allerdings ist die Szene nicht gerade dafür bekannt, gerne für den Staat zu arbeiten. Ein zusätzlicher Köder könnte zum Beispiel eine berufsbegleitende Promotion sein.

Die CSU im Landtag verlangt „spürbare Ordnungsgelder“ für Internetunternehmen, wenn diese nicht ausreichende Schutzmaßnahmen gegen Hackerangriffe nachweisen können. Sinnvoller wäre es, Facebook & Co vorzuschreiben, weniger Daten zu sammeln. Denn die sozialen Netzwerke können nichts dafür, wenn Zugangsdaten – wie wohl auch aktuell – über das E-Mail-Programm Outlook abgegriffen werden oder die Nutzer unsichere Passwörter wählen.

Das persönliche Passwort auf einer staatlichen Webseite überprüfen? Naja

Bayerns Digitalministerin Judith Gerlach (CSU) plant daher eine neue IT-Sicherheitskampagne. Auf einer Webseite sollen Bürger anhand einer Ampel testen können, wie sicher ihr Passwort ist. Ob Menschen ihre persönlichen Zugangsdaten aber wirklich auf einer staatlichen Webseite eingeben wollen, ist zu bezweifeln. Zu begrüßen ist hingegen Gerlachs Ankündigung, die Digitalkompetenz an Schulen zu erhöhen. Nur: Dazu müssen auch die Lehrkräfte entsprechend geschult und Medienkunde muss endlich überall zu einem zentralen Teil des Schulunterrichts werden.

Sich aus sozialen Netzwerken abzumelden wie Grünen-Bundeschef Robert Habeck, ist keine Lösung. Das kommt einer Kapitulation vor den antidemokratischen Kräften gleich. Stattdessen sollten sich Abgeordnete fortbilden. Das Cyber-Allianz-Zentrum Bayern bietet seit Jahren Schulungen für Politiker gegen das Ausspähen von Daten an. Wie viele Abgeordnete daran teilgenommen haben, konnte ein Sprecher nicht sagen. Nachdem auch bayerische Politiker vom Doxing des Schülers betroffen sind, ist zu vermuten: zu wenige. Das Landesamt für IT-Sicherheit plant jetzt eine spezielle Schulung für die Landtagsfraktionen. (David Lohmann)

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