Politik

Georg Gänswein, Erzbischof und früherer Privatsekretär von Papst Benedikt XVI., bei einem Pontifikalamt am Wallfahrtsort Maria Vesperbild. Hier hielt er am katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt eine Messe vor vielen Pilgern. (Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand)

16.08.2023

Applaus für Gänswein

Ex-Papstsekretär im Wallfahrtsort

In Rom durfte er nicht bleiben, im Freiburg hat er bislang nichts zu tun - doch es gibt einen Ort, da gibt es Applaus für ihn. Georg Gänswein hat seinen ersten großen Auftritt nach seinem Rauswurf aus dem Vatikan und seiner Rückkehr nach Deutschland absolviert.
Der langjährige Privatsekretär von Papst Benedikt XVI. hielt am Dienstag im schwäbischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild eine Messe - und wurde dabei von Hunderten Pilgern mit Applaus begrüßt.

Gänswein sei "als Privatsekretär zweier Päpste weltberühmt geworden", sagt Wallfahrtsdirektor Erwin Reichart. In Maria Vesperbild trete er vor allem aber als Erzbischof auf und damit als Nachfolger der Apostel. Der 67-Jährige habe in dem Ort, in dem er auch früher schon oft Urlaub gemacht hatte, "ein Stück Heimat gefunden", wo er "wieder neu auftanken" dürfe, sagt Reichart.

Das muss er womöglich auch, nachdem er von Papst Franziskus aus dem Vatikan geworfen wurde, wo er immerhin einige Jahrzehnte verbracht hat.

Angespanntes Verhältnis

Das Verhältnis zwischen Franziskus und Gänswein galt seit Jahren als angespannt. Dass der Erzbischof in seinem Buch "Nichts als die Wahrheit" auch über persönliche Korrespondenzen der beiden Päpste schrieb, dürfte nicht zu einer Verbesserung beigetragen haben.
Gänswein, der (wenn auch beurlaubt) zuletzt immer noch Präfekt des Päpstlichen Hauses war, musste in sein Heimatbistum Freiburg zurück - und zwar ohne jegliches Amt.

Dort lebt er derzeit im Priesterseminar und will aushelfen, wenn er gebraucht wird, wie er kürzlich bei einer Buchvorstellung sagte: "Ich bin jetzt hier, bin auf der Arbeitssuche, sozusagen."

In seiner Predigt zum katholischen Feiertag Mariä Himmelfahrt spricht er nun in Bayern über die Vorstellung vom Himmel, die leibliche Auferstehung, um die es im Katholizismus gehe. Auch wenn die Vorstellung von anderen belächelt werde, zeige sie doch eine zentrale katholische Hoffnung: völlig von Gott angenommen zu sein.

Jeder sehnt sich danach, angenommen zu sein

"Jeder Mensch sehnt sich nach Angenommen-Sein", sagt Gänswein - vor allem in schwierigen Lebenssituationen. Er sprach von "vielen Türen, die uns vor der Nase zugeschlagen worden sind", von "Verleumdung aus dem Hinterhalt" und auch von Einsamkeit.

Die Freiluftmesse zum Feiertag mit anschließender Lichterprozession gilt als Höhepunkt des Jahres in Maria Vesperbild und zieht pro Jahr in der Regel mehrere Tausend Pilger an.

Der als erzkonservativ geltende Gänswein ist seit vielen Jahren eng mit dem Wallfahrtsort verbunden. "Der sympathische Erzbischof war schon früher in den Ferien etliche Male in Maria Vesperbild", hieß es in der Ankündigung seines Auftritts im Wallfahrtskalender.

Maulkorb für Christen

Darin wird auch aus einer Rede Gänsweins zitiert, in der er beispielsweise einen "Maulkorb" für Christen beklagte, die ihre Überzeugungen beispielsweise über die Ehe, Familie oder Abtreibungen äußerten. Darin nannte er es auch "lächerlich", dass inzwischen oft Mond-Sterne-Fest heißt, was früher meist St.-Martins-Umzug genannt wurde.

Im vergangenen Jahr hatte der umstrittene Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, in Maria Vesperbild die Predigt zum Himmelfahrtstag gehalten. Auch er war dort mit viel Applaus begrüßt worden.

Vor seinem Auftritt in dem Wallfahrtsort hatte Gänswein der konservativen "Tagespost" gesagt, in Zeiten hoher Kirchenaustrittszahlen in Deutschland sei Maria Vesperbild "ein Gegengift gegen das Gift des Zeitgeistes".
(Britta Schultejans, dpa)

 

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