Politik

Nicht nur die CSU wird beim politischen Aschermittwoch ordentlich gegen ihre politischen Konkurrenten ledern. Die anderen Parteien werden ebenfalls nicht auf den politischen Schlagabtausch verzichten. (Foto: dpa/Peter Kneffel)

08.02.2024

Aschermittwoch: Zwischen Europawahl und Rechtsruck

Der politische Schlagabtausch an Aschermittwoch hat eine lange Tradition. Zuallererst in Niederbayern. Genau hier steht aber eine echte Premiere an

Jede Menge Folklore, Brauchtum, Bier und zumindest eine echte Premiere: Am kommenden Mittwoch steht wieder an mehreren Orten in Niederbayern der Aschermittwoch auf dem Programm. Wenige Wochen vor der Europawahl poltern dann auf den jeweiligen Parteikundgebungen Politiker um die Wette und die Gunst der medialen Aufmerksamkeit. 
Abseits der Wahl dürfte insbesondere die aktuelle gesellschaftliche Spaltung im Umgang mit der AfD und die (bayerische Sicht zur) Arbeit der Bundesregierung im Fokus stehen.

Den nach eigener Anschauung "größten Stammtisch" des Landes hat in der Passauer Dreiländerhalle die CSU, bei der wie in den vergangenen Jahren Parteichef Markus Söder der Hauptredner sein wird. Sprechen wird unter anderem aber auch Europa-Spitzenkandidat und CSU-Vize Manfred Weber.

Rund eine halbe Autostunde entfernt laden in Deggendorf die Freien Wähler zu ihrer Kundgebung - auch hier werden unter anderem mit Hubert Aiwanger der Parteichef und mit Christine Singer die EU-Spitzenkandidatin sprechen.

Partei BSW tritt erstmals auf

Eine echte Premiere liefert die erst vor wenigen Wochen ins Leben gerufene Partei BSW in einem kleinen Gasthaus in Passau - dort will Parteigründerin Sahra Wagenknecht reden und damit sicher auch ihrer ehemaligen Linkspartei neue Konkurrenz machen. Die ist selbst im unweit entfernten Örtchen Tiefenbach vor Ort, Redner sind hier Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und Parteichefin Janine Wissler. 

In Vilshofen an der Donau ist im traditionsreichen Wolferstetter Keller wieder die SPD zu Gast - Hauptredner sind hier Parteichef Lars Klingbeil und Landeschef Florian von Brunn. Bei den Grünen stehen in Landshut unter anderem Parteichef Omid Nouripour und Landtagsfraktionschefin Katharina Schulze auf der Bühne. Last but not least schickt die FDP in der Stadthalle Dingolfing ihre Europa-Spitzenkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Die Erwartungshaltung vieler Besucher ist klar: Es soll möglichst kräftig zur Sache gehen - und hart gegen den politischen Gegner ausgeteilt werden. Wie schnell Grenzen im kritischen, aber meist dennoch so geradeso respektvollen Umgang miteinander vergessen werden, zeigen die juristischen Nachspiele zu Reden auf der AfD-Veranstaltung im vergangenen Jahr. 

Söder hatte Bayerns AfD-Chef Stephan Protschka im Nachgang der Veranstaltung wegen Beleidigung angezeigt. Das Amtsgericht Deggendorf erließ einen Strafbefehl über eine Geldstrafe von 60 Tagessätzen, gegen den Protschka Einspruch einlegte. Deshalb könnte im März der Prozess starten. Das dürfte aber kaum dazu führen, dass in diesem Jahr auch nur ein Aschermittwochredner der AfD in Osterhofen einen anderen Ton anschlagen wird.

Der politische Aschermittwoch hat in Bayern eine lange Tradition. Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich in Vilshofen an diesem Tag die Bauern zum Viehmarkt getroffen. Dabei feilschten sie nicht nur um Tierpreise, sondern nahmen beim Bier auch die königlich-bayerische Regierung ins Visier. 1919 lud der bayerische Bauernbund anlässlich des Viehmarkts dann erstmals zu einer Kundgebung - das Politspektakel war geboren.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der politische Aschermittwoch von der Bayernpartei wiederbelebt, die ihre Veranstaltung zu deftigen Angriffen auf die CSU nutzte. Die Christsozialen stiegen wenig später in die Tradition ein. Heute ist der Aschermittwoch ein mediales Politspektakel, das keine Partei auslassen kann. Kundgebungen gibt es nicht mehr nur in Niederbayern, sondern auch bayern- und bundesweit. (Marco Hadem, Christoph Trost, Michael Donhauser, dpa)

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