Politik

Fahrerlos dahindüsen: Dafür ist 5G eine Grundvoraussetzung. (Foto: Getty Images/Jorg Greuel)

21.06.2019

Autonomes Fahren: 5G macht’s möglich

Was hat Bayern von den Mobilfunk-Erlösen?

Wer mobil telefoniert, ist in Bayern oft leidgeprüft. Selbst entlang einer der wichtigsten deutschen Verkehrsachsen, der ICE-Strecke Würzburg–Nürnberg–München, reißt die Mobilfunkverbindung immer wieder ab. In ländlichen Regionen des Freistaats ärgern sich Handynutzer seit Jahren darüber.

Doch nach dem Ende der längsten deutschen Mobilfunkauktion für die neuen 5G-Lizenzen rechnen Fachleute und Politiker mit positiven Folgen für Verbraucher und die Wirtschaft. Gerade Maschinenbau, Elektroindustrie und produzierende Unternehmen können mit dem direkt zugeteilten neuen 3,8 GHz-Band selbst Industrie-4.0-Netze realisieren. Aber auch die bayerische Automobilindustrie wird von 5G profitieren. Denn dieser Mobilfunkstandard ist Grundvoraussetzung, damit das autonome Fahren realisiert werden kann.

Ob jedoch die Mobilfunkverbindungen für die Allgemeinheit in absehbarer Zeit besser werden, bleibt abzuwarten. Denn trotz der knapp 6,6 Milliarden Euro, die der Bund durch die Versteigerung von Telekom, Vodafone, Telefónica und Drillisch Netz AG eingenommen hat, muss man befürchten, dass der Ausbau doch nicht so schnell vorankommt, wie gewünscht. Grund: Jetzt fehlt den Netzbetreibern das Geld für Investitionen in die Infrastruktur.

„Richtig ist, dass die Auktionserlöse in Europa und weltweit mit die höchsten sind. Wir hätten bei dieser Auktion viel Geld sparen und dieses stattdessen in den 5G-Ausbau investieren können“, sagt ein Sprecher der Deutschen Telekom. Die jetzt erzielten Erlöse hätten ausgereicht, um zirka 50 000 Mobilfunkantennen in Deutschland zu errichten und Funklöcher zu schließen. „Stattdessen fließen die Milliarden in den Bundeshaushalt“, so der Sprecher.

500 weiße Flecken in Bayern

Im bayerischen Wirtschaftsministerium gibt man sich zuversichtlich, dass sich der Bund an seine Zusage vom letzten Mobilfunkgipfel hält und den Netzbetreibern bei den Zahlungsbedingungen entgegenkommt. „Es muss unter allen Umständen vermieden werden, dass die hohen Versteigerungserlöse den 5G-Ausbau in Deutschland bremsen“, so eine Ministeriumssprecherin. Sie betont die neuen Versorgungsauflagen, die die Mobilfunkunternehmen einzuhalten haben – vor allem entlang der Autobahnen, Bundesstraßen, Land- und Staatsstraßen. So müsse jetzt jeder Netzbetreiber 500 weiße Flecken schließen. Davon werde auch der bayerische Grenzraum, in dem die Verbindungen immer wieder unterbrochen werden, profitieren.

Das wäre sehr wünschenswert für die dortige Bevölkerung. Allerdings verrät etwa ein Blick auf die Liste des in München ansässigen Netzbetreibers Telefónica Deutschland, dass dieser zwar vor vier Monaten viele Landkreise, darunter 28 bayerische, mit LTE (4G) aufgerüstet hat. Aber diese Landkreise befinden sich alle in der Nähe von Ballungsräumen.

Die Erlöse aus der Versteigerung der 5G-Lizenzen fließen in das Sondervermögen „Digitale Infrastruktur“. Mit 70 Prozent dieses Vermögens will der Bund den Ausbau von Gigabitfestnetzen insbesondere im ländlichen Raum fördern. Mit dem Rest sollen aus den Einnahmen Finanzhilfen an die Bundesländer für bildungsbezogene digitale Infrastruktur an Schulen bereitgestellt werden.

Allerdings sollte der Bund die Milliarden auch für den Mobilfunkausbau nutzen, damit die Funklöcher möglichst schnell geschlossen werden. Dafür plädiert zum Beispiel Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter. Sein Unternehmen geht davon aus, dass bis Ende 2021 bis zu 20 Millionen Menschen in Deutschland 5G nutzen können.

Die vielen neuen Mobilfunkanlagen bergen auch Gesundheitsrisiken

In einigen Testgebieten in Berlin, Darmstadt und am Hamburger Hafen ist 5G bereits jetzt verfügbar. Auch in Bayerns österreichischem Nachbarbundesland Tirol funken bereits die ersten 5G-Antennen. So ist der neue Mobilfunkstandard in Innsbruck, Kirchbichl, Seefeld, Serfaus und St. Johann schon seit Ende März dieses Jahres aktiv.

Ob diese neue Mobilfunkwelt jedem gefällt, bleibt abzuwarten. Denn gesundheitliche Risiken sind bislang nicht erforscht. So verweist das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) darauf, dass die 5G-Anlagen eine geringere Sendeleistung hätten als bisherige Anlagen. Allerdings dürften sie näher an Orten betrieben werden, an denen sich tatsächlich Menschen aufhalten. „Wie sich das dann auswirkt, wie hoch die Strahlung sein wird, der jeder Einzelne ausgesetzt ist, ist im Moment schwierig abzusehen“, so das BfS.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND jedenfalls warnte angesichts der absehbar vielen neuen Mobilfunkanlagen bereits vor Gesundheitsrisiken: „Es ist zu erwarten, dass 5G zu einer massiven Zunahme der Zwangsexposition durch Funkstrahlung führt.“ (Ralph Schweinfurth)

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