Um die Mülltrennung ist es in Regen, Deggendorf, Freyung und Passau nicht zum Besten bestellt. In über 90 Prozent aller Restmüllbehälter fanden sich bei einer Sortieranalyse im Jahr 2024 elektrische Kleinstgeräte. Das berichtet Karl-Heinz Kellermann vom Zweckverband Abfallwirtschaft Donau-Wald (ZAW). Das darf eigentlich nicht sein. Denn alte Elektrogeräte müssen getrennt gesammelt werden. Ein leidiges Problem stellen dem Werkleiter zufolge vor allem Einmal-E-Zigaretten dar. Die würde er am liebsten ganz verbieten.
Öffentlich-rechtliche Entsorger sind gesetzlich verpflichtet, Elektroaltgeräte in ihrem jeweiligen Gebiet einzusammeln. Wie sie das genau tun, darin sind sie frei, berichtet Matthias Boecker von der in Nürnberg angesiedelten Stiftung Elektroaltgeräte Register (Ear). Die Stelle wurde vom Umweltbundesamt mit dem Vollzug weiter Teile des Elektro- und Elektronikgerätegesetzes beauftragt. Gerade für kleinere Entsorger ist das, was von Gesetzes wegen von ihnen verlangt wird, allerdings schwer zu erfüllen.
„Die Anforderungen sind kompliziert“, sagt Matthias Lesti von der Kommunalen Abfallwirtschaft im Kreis Aichach-Friedberg. Denn Elektroschrott sei nicht gleich Elektroschrott. Sechs verschiedene Sorten müssen laut Ear getrennt gesammelt und innerhalb eines Entsorgungsgebiets zumindest auf einem Wertstoffhof in sechs Behältern zur Abholung bereitgestellt werden. Alte batteriebetriebene Geräte müssen zum Beispiel von Geräten ohne Batteriebetrieb getrennt werden, erläutert Boecker. Die Ear koordiniert die Abholung.
Wertvolle Rohstoffe gehen verloren
Ein Problem aus Sicht der kommunalen Abfallwirtschaft: Abgeholt wird der Elektroschrott erst ab einer bestimmten Menge. Je nach Müllart müssen teilweise mindestens 30 Kubikmeter zusammenkommen. Erst dann wird der Entsorger angefahren. So steht es im Gesetzestext. Bei kleineren Entsorgern kann es sehr lange dauern, bis der Container voll ist. In der Zeit rosten die Altgeräte vor sich hin.
Der Gesetzesvollzug ist kompliziert, sagt auch ZAW-Mann Kellermann. Dennoch steht er voll und ganz hinter dem Gesetz. Rohstoffe, wie sie in Elektrogeräten verbaut wurden, seien ein rares Gut. Deshalb sollten nicht nur Kühlschränke und Fernsehapparate, sondern auch elektrische Rasierer, Zahnbürsten und E-Zigaretten umweltschonend entsorgt werden. Dass dies nicht im gewünschten Maße geschieht, habe nicht nur wegen der Rohstoffverschwendung Konsequenzen, so der Abfallexperte.
Geräte mit lithiumhaltigen Batterien könnten gefährlich werden. Werden sie gequetscht oder gedrückt, fangen sie leicht das Brennen an. Solche Brände sind keineswegs selten.
Wobei es vor allem dann zu Bränden kommt, wenn es sich um Müll handelt, in dem eigentlich keine Elektrogeräte enthalten sein sollten. Direkt bei der Müllabfuhr ist es im Einzugsbereich der ZAW schon zu Bränden gekommen: „Weil Kleinstgeräte nicht erkannt wurden“, so Kellermann. Auch in der Altpapier- oder Kunststoffsortierung brennt es mitunter. Gerade hier rechnet ja niemand damit, dass sich inmitten alter Kartons oder Verpackungen E-Kippen befinden.
In immer mehr Produkten befinden sich Akkus – etwa in Spielsachen. Der klassische Stecker hat mehr und mehr ausgedient. Experte Kellermann hält dies für bedenklich. Er gehört zu den Befürwortern einer Akku-Pfandpflicht, ebenso wie Gangolf Wasmeier, Leiter des Zweckverbands Abfallwirtschaft für Stadt und Landkreis Straubing. Vieles, sagt er, liege im Argen. Das Gesetz zum Beispiel sei so ausgelegt, dass die Kosten für die Erfassung von Elektrogeräten nicht auf die Produzenten verlagert werden. Lediglich für die Finanzierung der Verwertung der Geräte seien die Hersteller verantwortlich. Elektrogeräte zu sammeln sei jedoch kostspielig und kompliziert. Die Bürger müssten dies derzeit über die Abfallgebühren finanzieren.
Allerdings: Wären Hersteller von Elektrogeräten vollumfänglich sowohl für das Einsammeln als auch für die Verwertung verantwortlich, wären stattdessen elektronische Geräte wesentlich teurer. Wasmeier fände das nicht schlecht. Auch er hält den hohen Konsum von Waren, die in irgendeiner Art und Weise elektrifiziert sind, für hochproblematisch. Die meisten Verbraucher machten sich darüber keine Gedanken, sagt er. Da wird eine Glückwunschkarte gekauft, die beim Aufklappen ein lustiges Liedchen spielt. Das mag witzig sein. Für dieses kurze Vergnügen werden aber wertvolle Rohstoffe verschwendet. Viele elektrische Geräte sind in seinen Augen völlig unsinnig.
Die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Verwertungsquote von Elektroaltgeräten in Höhe von 65 Prozent kann derweil mancherorts bei Weitem nicht erfüllt werden. In Straubing etwa liegt man bei 40 Prozent. Experten fordern deshalb ein Pfandsystem für Lithiumbatterien – doch der Bund hat dies bislang abgelehnt. (Pat Christ)
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