Politik

Die Deutschlandzentrale von Microsoft in München – in der Stadtverwaltung setzt man nun wieder auf Microsoftprodukte. (Foto: dpa/Balk)

04.07.2025

Bye-bye Windows - Immer mehr Verwaltungen und Firmen setzten auf Open-Source-Software

Immer mehr Länder und Städte in Europa setzen auf Open-Source-Software, auch in Deutschland. Die BSZ zeigt die Hintergründe auf

Immer mehr Kommunen in Frankreich, Dänemark und auch Deutschland setzen auf Open-Source-Alternativen zu Windows und Office. Die Entscheidung fiel aus Preisgründen und um weniger abhängig von den USA und der Unberechenbarkeit von US-Präsident Trump zu sein. Selbst eine kleine Verwaltung mit 250 Beschäftigten zahlt für Lizenzen schnell 100 000 Euro pro Jahr.

Als erstes Bundesland in Deutschland stellt Schleswig-Holstein seine Landesverwaltung mit 30.000 Beschäftigten komplett auf Open-Source-Software (OSS) um. „Hersteller, die keine offenen Schnittstellen und keine offenen Standards anbieten, werden dauerhaft in Schleswig-Holstein keine Perspektive haben“, sagt Digitalisierungsminister Dirk Schrödter (CDU) im Gespräch mit der Staatszeitung. Die Umstellung kostet zwar bis 2034 rund 6,5 Millionen Euro. „Aber das liegt deutlich unter dem, was wir an Lizenzkosten im selben Zeitraum hätten.“

Dass die Umstellung nicht ohne Risiko ist, zeigt das Beispiel München. 2017 wurde nach nur drei Jahren das Linux-Projekt wieder beendet. Viele Fachprogramme hätten nur mit Windows reibungslos funktioniert, weshalb das Betriebssystem parallel weiterlaufen musste. Das führte zu erhöhten Wartungskosten.

München hatte sich von Open Source verabschiedet, um dann wieder einzusteigen, denn nicht alles lief problemlos
 

Hinzu kam der Schulungsaufwand für die 43.000 städtischen Beschäftigten. Jetzt läuft auch auf Wunsch von Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wieder Windows auf den Rechnern. Eine Rolle spielte möglicherweise auch, dass Microsoft sich ein Jahr vorher in München niederließ. OSS werde aber weiter intensiv genutzt, heißt es aus dem IT-Referat der Stadt.

„Freie Lösungen haben nicht den vollständigen Funktionsumfang und sind in der Wartung oft schwierig“, räumt Datenwissenschaftler Simon Hegelich von der TU München ein. „Mit KI ändert sich das aber gerade.“ Er rät daher dringend zur Nutzung von OSS. Dabei gehe es nicht nur um den Datenschutz, sondern auch um das Innovationspotenzial, das diese bieten, etwa bei der Auswertung von Verkehrsdaten.

Das Bundesdigitalministerium findet es gut, dass Kommunen auf OSS umsteigen. Weil es den Kommunen erlaube, die Kontrolle über die eigene IT zu behalten. Genaue Zahlen dazu liegen weder dem Bundesdigitalministerium noch dem Städtetag vor. Die Verwaltungen selbst sind nicht durchweg überzeugt von OSS. Augsburg etwa plant keine Umstellung, da „nicht zwingend mit einer Kosteneinsparung zu rechnen ist“.

Selbst das Bundesdigitalministerium ist sich nicht sicher, ob eine Umstellung im eigenen Haus erfolgt. „Die finale IT-Ausstattung wurde noch nicht abschließend definiert“, sagt eine Sprecherin von Minister Karsten Wildberger (CDU). Eine Abkehr von Windows gilt dort jedenfalls als ausgeschlossen. Die Kosten scheint man zu akzeptieren. 2022 gaben alle Bundesministerien zusammen über 1,2 Milliarden Euro für Softwarelizenzen und IT-Dienste aus – Microsoft-Produkte machten dabei den größten Anteil dieser Ausgaben aus.

Auch Bayern zahlt viel Geld an Microsoft
 

In Bayern ist es nicht anders, klagen die Grünen. „Der Freistaat zahlt jedes Jahr Unsummen an Microsoft – allein 2020 47 Millionen für Lizenzen, Geräte und Dienstleistungen“, sagt deren digitalpolitischer Sprecher Benjamin Adjei der BSZ. Die Kosten der Kommunen dürften deutlich höher liegen. Das Geld fehle dann für den Aufbau von Open-Source-Systemen. „Damit der Freistaat nicht nur Datenschutzprobleme, sondern auch sicherheitspolitische Abhängigkeiten hat.“

Aus dem Digitalministerium von Fabian Mehring (Freie Wähler) heißt es, Bayern habe sich zuletzt bei der Digitalministerkonferenz für die Nutzung von Open-Source-Lösungen in der öffentlichen Verwaltung eingesetzt. Auch das Bayerische Digitalgesetz empfiehlt den Kommunen, offene Lösungen zu prüfen. Auch deshalb, um unabhängiger vom US-Konzern Microsoft zu werden.

Bisher hält sich die Staatsregierung aber selbst nicht an die Empfehlung. Zuletzt war geplant, auf Landes- und Kommunalebene die Public-Cloud-Dienste von Microsoft zu nutzen. Jedoch: Die deutsche Datenschutzkonferenz hält dies wegen der Datenweitergabe an US-Behörden für unzulässig. (David Lohmann)

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