Politik

Bargeld im Keller lagern? Das ist billiger als Strafzinsen an die EZB zahlen. (Foto: dpa)

18.03.2016

Cash im Keller

Weil es für Banken immer teurer wird, Geld bei der EZB zu hinterlegen, überlegen die Sparkassen, das Geld bar bei sich zu lagern

In seinen Tresoren bunkert Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), derzeit eine Menge Geld: insgesamt etwa 245 Milliarden Euro von allen Banken des Euro-Raums. Selbst wenn die gesamte Summe in 500-Euro-Scheinen vorrätig wäre – der größte Euroschein überhaupt – hätte das gebunkerte Geld immer noch ein Gewicht von 548 Tonnen. Und kein Panzerknacker kommt ran, die EZB gilt neben dem Weißen Haus als das am besten gesicherte Gebäude der Welt.
Doch Draghi stellt seine Tresore nicht kostenfrei zur Verfügung, im Gegenteil. Kontinuierlich steigert er den Negativzins – also die Gebühren dafür, dass die Kreditinstitute ihr Geld bei der EZB lagern dürfen. Für eine Million Euro sind pro Jahr etwa 3000 Euro Strafzinsen fällig, Tendenz steigend. In Kreisen des Bayerischen Sparkassenverbands stellte man sich deshalb kürzlich die Frage, „ob es nicht wirtschaftlicher sein könnte, hohe Bargeldwerte nicht – wie bisher – bei der EZB einzulagern, sondern stattdessen selbst zu verwahren“, wie es in einem internen Papier heißt.

Die Sparkassen sollen  lieber Kredite an Mittelständler geben


Die genaue Summe, die es aus Frankfurt heimzuholen gelte, wollen die 71 kommunalen bayerischen Sparkassen zwar nicht verraten. Doch wenn man bedenkt, dass rund ein Drittel des Geldes im EZB-Tresor aus Deutschland stammt, die Sparkassen knapp 20 Prozent Marktanteil in Deutschland haben und jede sechste Sparkasse in Bayern steht: Dann lässt sich der Betrag zumindest grob überschlagen.
„Das eine oder andere Mitglied hat bereits angefragt“, teilt Eva Mang, die Sprecherin des Bayerischen Sparkassenverbands, auf Nachfrage mit. Platz wäre zwar vorhanden. Aber neben den ebenfalls nicht unerheblichen Transportkosten kämen auf die Sparkassen auch dauerhaft höhere Belastungen zu. Denn das zusätzliche Geld der Kunden muss versichert werden. Und mehr Wertsachen im Haus, das weiß jeder Privatmann, erfordert auch eine höhere Police.
Versichert sind alle bayerischen Sparkassen bei der Versicherungskammer Bayern. Auch dort gibt man sich eher zugeknöpft, was die zusätzlichen Beiträge betrifft. „Individuell“ seien die Policen, sagt der stellvertretende Sprecher Stefan Liebl. Vieles spielt da eine Rolle: der bauliche Zustand des Gebäudes, der Standard von Geldschrank oder Tresor, die räumliche Lage des Kreditinstituts. Im Schnitt soll es sich wohl um 1,50 Euro Versicherungsschutzgebühr (plus Steuern) je 1000 Euro handeln – immerhin nur etwas mehr als die Hälfte dessen, was Draghi verlangt.
Es gäbe für die Sparkassen (und für alle anderen Kreditinstitute) allerdings noch eine weitere Option. Nämlich genau jene, auf die Mario Draghi mit seinem Schikane-Zins eigentlich abzielt: endlich mehr Kredite vergeben. Vor allem kleinere Mittelständler können ein Lied davon singen, wie schwierig es ist, bei ihrer Hausbank ein Darlehen zu bekommen. Doch auf diesem Ohr sind die Banken derzeit noch taub.
(André Paul)

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