Fünf Wochen vor der bayerischen Landtagswahl ist die CSU einer Umfrage zufolge in der Wählergunst weiter gesunken. Die Christsozialen kommen demnach nur noch auf 35,8 Prozent, rund zwei Prozentpunkte weniger als bei der Erhebung zwei Wochen zuvor. Die repräsentative Umfrage wurde vom Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Zeitung "Augsburger Allgemeine" (Montag) und von "Spiegel Online" durchgeführt.
Die Grünen bleiben wie auch in anderen Umfragen zweitstärkste Kraft. Sie landen bei 16,5 Prozent und konnten sich um 1,4 Punkte verbessern. Die AfD lag dahinter geringfügig verbessert bei 13,7 Prozent. Die SPD legt ebenfalls etwas zu auf 12,1 Prozent. Die Freien Wähler wären mit 8,1 Prozent weiterhin im Landtag und die FDP würde laut der Umfrage mit 5,8 Prozent in das Parlament zurückkehren. Die Linke liegt hingegen mit 2,7 Prozent weiterhin deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde.
Söder: "Es geht um Bayern, nicht nur um Deutschland"
Die schlechten Umfrageergebnisse der CSU in Bayern basieren laut Ministerpräsident Markus Söder auf der von bundespolitischen Themen dominierten öffentlichen Debatte. "Die Dinge, die jetzt im Moment diskutiert werden, haben ja mit Bayern nur sehr wenig zu tun im Grunde genommen", sagte der CSU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl. Um in den kommenden fünf Wochen die Zustimmung für die CSU zu verbessern sei Folgendes entscheidend: "Es ist wichtig, dass wir herausarbeiten können, dass es bei der Landtagswahl um Bayern geht, nicht nur um Deutschland."
Für die CSU sei es im Wahlkampf wichtig, dass die Menschen erfahren, dass es Bayern besser geht als allen anderen. "Bayern zeigt, wie es besser gemacht werden kann. Wir empfehlen uns als das bessere Modell für Deutschland", betonte Söder.
Mit Blick auf die seit Wochen schlechten Umfragen der CSU mit Werten um die 36 Prozent und mit Verweis auf die Bundestagswahl 2017 betonte Söder: "Wir haben doch im letzten Jahr ein einziges Demoskopiedesaster erlebt, keine einzige Umfrage hat das Ergebnis widergespiegelt. Auch bei der Wahl in Schweden am Wochenende hätten die Umfragen danebengelegen. "Entscheidend ist, die Stimmung, die man bei der Bevölkerung hört, und was die Menschen von einem erwarten", betonte Söder.
Seehofer hält starkes Abschneiden noch für möglich
CSU-Chef Horst Seehofer rief seine Partei zur Geschlossenheit auf. "Es wird jetzt darauf ankommen, dass wir beherzt und geschlossen diesen Marathon, der ja noch vor uns steht, bestreiten", sagte er. "Ich halte nach wie vor für möglich, dass wir gut und stark abschneiden."
Auf die Frage, ob er die Verteidigung der absoluten Mehrheit noch für denkbar hält, ging er nicht ein, sondern wiederholte diesen Satz nur noch einmal - und ergänzte: "Heutzutage ist bei Wahlen in jeder Woche vieles möglich, und wir haben noch fünf Wochen vor uns."
"Im Moment ist es sehr schwierig, das stellen Sie auch fest bei der Wahl in Schweden, wo ja auch die Wirkmächtigkeit der Migrationsfrage eine große Rolle gespielt hat", sagte er. Die CSU marschiere aber gemeinsam - er habe den Eindruck, dass Geschlossenheit und Motivation hoch seien. Deshalb könne da "schon noch einiges bewegt werden".
Koalitionsspekulationen lehnte Seehofer entschieden ab. "Seit Jahrzehnten kämpfe ich immer dafür, dass die Union gut abschneidet und für sich wirbt und nicht für Koalitionen", betonte er.
"Grüne statt CSU mitverantwortlich für Erstarken der AfD"
Für das Erstarken der AfD sie Seehofer seine Partei nicht mitveramtwortlich. "Dass die CSU die AfD stark gemacht hat, ist ein Märchen", sagte er. Die Migrationsfrage habe zum Aufblühen der AfD geführt. Und dazu hätten auch andere Parteien wie die Grünen beigetragen, etwa mit permanenten Forderungen, bei er Zuwanderung da und dort noch großzügiger zu sein. "Das will die Bevölkerung nicht."
Die AfD mache man nur unbedeutender, indem man die Probleme der Menschen löse, sagte Seehofer. "Und das zentrale Problem ist die Migrationsfrage." Er nannte aber auch soziale Fragen, die Wohnungspolitik, Rente, Familie, Pflege - aber da sei man in Berlin und München gut unterwegs.
Andererseits dürfe man die Auseinandersetzung mit der AfD nicht scheuen. "Immer dann, wenn die Grenzen überschritten werden zu unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung, müssen wir auch die Stimme erheben und dagegen angehen, und zwar kompromisslos."
(dpa)
Info: Umfrage
Für die Sonntagsfrage wurden die Antworten von 5046 Teilnehmern aus Bayern berücksichtigt. Der Befragungszeitraum war vom 30. August bis 9. September. Der statistische Fehler liegt bei 2,5 Prozent.
Das Meinungsforschungsinstitut Civey zählt für seine repräsentativen Umfragen nur die Stimmen registrierter und verifizierter Internetnutzer, die Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angegeben haben. Die Stimmen werden nach einem wissenschaftlichen Verfahren gemäß der Zusammensetzung der bayerischen Bevölkerung gewichtet.
Gefragt wurde: "Wen würden Sie wählen, wenn am Sonntag Landtagswahl in Bayern wäre?".
Antworten: CSU 35,8 Prozent, SPD 12,1 Prozent, Grüne 16,5 Prozent, FDP 5,8 Prozent, Linke 2,7 Prozent, Freie Wähler 8,1 Prozent, AfD 13,7 Prozent, Eine andere Partei 5,3 Prozent.
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