Die CSU fordert eine komplette Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel, niedrigere Energiesteuern und eine Streichung der Erbschaftsteuer aufs Elternhaus. Es brauche eine Entlastung für die Mitte und für alle Normalverdiener, sagte der CSU-Vorsitzende Markus Söder am Mittwoch auf einer Klausur der CSU-Bundestagsabgeordneten im oberbayerischen Kloster Andechs.
Die CSU fordere deshalb "null Mehrwertsteuer" für sämtliche Grundnahrungsmittel, "nicht nur für Gemüse, nicht nur für Bio, sondern auch für Fleisch, für Fisch, für Milch", sagte Söder. Und auch für alle anderen Dinge, die zu den Grundnahrungsmitteln zählten. Nach der europäischen Mehrwertsteuerrichtlinie sei dies auch möglich.
Die mögliche Entlastung für einen Vier-Personen-Haushalt liegt nach CSU-Berechnungen bei rund 1000 Euro pro Jahr. "Einkaufen im Supermarkt muss wieder möglich sein. Die Leute dürfen nicht Angst haben: Kann ich mir noch das Essen leisten, diese oder nächste Woche?", sagte Söder. Zudem erneuerte er die Forderung nach niedrigeren Energiesteuern: Die Stromsteuer müsse auf das europäische Mindestmaß gesenkt werden, und zwar auch für alle Normalbürger.
Die Kosten für den Staat würden nach Worten Söders bei rund zwölf Milliarden Euro liegen. Dies sei auch in diesen Zeiten machbar.
Keine Steuern bei Elternhaus
Zudem soll, wer sein Elternhaus vererbt oder geschenkt bekommt, nach den Vorstellungen der CSU künftig keine Steuer zahlen müssen. Wenn der Erbe oder Beschenkte das Haus oder die Wohnung nicht innerhalb von zehn Jahren verkauft, sondern selbst einzieht oder vermietet, soll er keine Erbschaft- oder Schenkungsteuer zahlen. Das geht aus einem Beschlussentwurf für die Klausur hervor. "Wohneigentum ist eine der effizientesten Formen der Altersvorsorge und Vermögensbildung", heißt es in dem Papier, das die CSU "Respektsagenda" nennt.
Die CSU fordere - im Gegensatz zu Respektlosigkeit der Ampel-Regierung - mehr Respekt für Familien, für Leistung, für Sicherheit, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt. Deshalb wolle man beispielsweise das Elterngeld nicht streichen, sondern ausweiten, und Überstunden steuerfrei stellen, argumentierte er. Söder bekräftigte zudem die Forderung an die Bundesregierung, das umstrittene Heizungsgesetz endgültig zu stoppen. "Wir sind gegen einen Klimaschutz mit der Brechstange", argumentierte er.
Mit der Forderung nach null Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel ging Söder über das eigene CSU-Wahlprogramm für die Landtagswahl hinaus, das die Partei erst vor einigen Wochen vorgestellt hatte. Dort heißt es lediglich: "Wir treten zudem für eine Senkung der Mehrwertsteuer auf alle Lebensmittel und Getränke ein. Das ist eine echte Preisbremse für jedermann." Eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel hatte Söder auch schon vor längerer Zeit gefordert.
Abgrenzung von AfD
Knapp drei Monate vor der bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober grenzten sich Söder und Dobrindt scharf von der AfD ab. Söder warnte vor einer Schwächung der Stabilität der Demokratie: "AfD zu wählen mag einem Motiv entspringen: Ich zeig's denen mal vielleicht. Aber am Ende destabilisiert man die Demokratie und schwächt unser Land."
Söder fügte hinzu: "Franz Josef Strauß hätte wahrscheinlich die AfD als fünfte Kolonne Moskaus bezeichnet, weil die wohl die treuesten Vasallen sind, die der Kreml derzeit in Deutschland auffindet". Auch deswegen brauche es aus Sicht der CSU nicht nur eine klare Abgrenzung, sondern eine Bekämpfung der AfD, betonte der Parteichef.
Die 45 CSU-Bundestagsabgeordneten treffen sich für einen Tag im Kloster Andechs südwestlich von München. An den Beratungen wollte am späten Nachmittag auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz teilnehmen.
Kritik an der Ampel
Vor der Klausurtagung hatte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt die Bundesregierung scharf kritisiert und die Agenda erklärt: "Die Ampel ist die Koalition der großen Respektlosigkeit. Wir wollen dieser Respektlos-Ampel unsere Respekt-Agenda entgegensetzen", sagte Dobrindt im "Deutschlandfunk". "Was Wohlstand, was Wachstum, was Wirtschaftskraft anbelangt, nimmt Deutschland ab. Europa wächst, die Welt wächst, Deutschland nimmt weiter ab", beklagte Dobrindt.
Auch in der Klimapolitik verfolgt die Ampel aus Sicht des ehemaligen Verkehrsministers einen falschen Ansatz. Sie versuche mit negativem Wachstum das Klima zu retten. "Das Gegenteil wird aber der Fall sein. Klimaschutz macht man mit Technologie, nicht mit Verzicht."
Söder: Asyl-Vorstoß "spannender Vorschlag"
Söder äußerte sich bei der Klausur auch zum Vorstoß aus der Unions-Bundestagsfraktion für eine Abschaffung des Asylrechts in der bestehenden Form. Der bayerische Ministerpräsident sprach zwar von einem "spannenden Vorschlag", fügte jedoch hinzu: "Ob er allerdings in der Kürze der Zeit umsetzbar ist und ob er tatsächlich die erwünschten Erträge bringt, das - glaube ich - steht noch offen." Die Forderungen Bayerns wie verstärkte Grenzkontrollen brächten "einen schnelleren Ertrag".
Thorsten Frei, der Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ist und damit eine herausgehobene Stellung hat, hatte ein grundsätzlich anderes Asylmodell vorgeschlagen. In einem Gastbeitrag für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" plädierte er dafür, das Recht des einzelnen Menschen, auf europäischem Boden Asyl zu beantragen, abzuschaffen.
Es solle ersetzt werden durch Kontingente für die Aufnahme von Flüchtlingen in Europa. Diese 300 000 bis 400 000 Flüchtlinge pro Jahr sollten direkt im Ausland ausgewählt und dann in Europa verteilt werden.
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt sagte, es handele sich um zwei unterschiedliche Diskussionsebenen. Der Vorstoß von Frei sei ein "Langfristprojekt". Es gehe darum, wie man langfristig in Europa zu einem veränderten Asylsystem kommen könne. "Diese Diskussion gibt es. Und da hat Thorsten Frei einen wichtigen Beitrag dazu geleistet."
Der CSU gehe es aber akut darum, wie man aktuell eine Begrenzung der Zuzugszahlen hinbekommen könne, sagte Dobrindt. Dabei handele es sich um Instrumente, die im bestehenden System möglich seien, wie etwa ein stärkerer Schutz der EU-Außengrenzen, Asylverfahren schon an diesen Grenzen, das Reduzieren von Anreizen bei Asylleistungen und mehr Abkommen mit Transitländern von Flüchtlingen. (Ulrich Steinkohl, Christoph Trost, Marco Rauch dpa)
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