Rund ein Jahr hat es gedauert, Anfang September war es so weit: In den ehemaligen Räumen der Volkshochschule öffneten die „Donaupfauen“ ihre Türen. Weil sie mit den Konzepten der bestehenden Einrichtungen in Neustadt an der Donau nicht einverstanden waren, gründeten Yvonne Schmid und einige andere engagierte Eltern eine eigene Kita – ein erfolgreicher, aber nervenaufreibender Prozess.
Denn natürlich ging es nicht allein darum, einen Verein zu gründen, Fördermitglieder anzuwerben, Eltern zu interessieren und ein ausgefeiltes pädagogisches Rahmenkonzept vorzulegen. Es mussten auch geeignete Räume gefunden und von der Gemeinde angemietet werden. Auf einmal drehte sich im Leben der Erzieherin und Mutter alles um Brandschutzpläne und Gebäudenutzungsänderungen. Sicherheitsglas wurde in die bodentiefen Fenster eingebaut, die Rutschhemmung des Bodens stand zur Debatte, eine Rampe wurde errichtet.
Die größte Hürde aber war es, von der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Landratsamt, zeitnah die Betriebserlaubnis zu bekommen. „Ohne dieses Okay kann man nicht starten“, erklärt Schmid. Die Donaupfauen Neustadt e.V. haben sich zwar frühzeitig mit dem Landratsamt in Verbindung gesetzt. Am Ende war es dann aber doch „eine knappe Nummer“. Immerhin konnte die Elterninitiative von Anfang an mit der Unterstützung der Stadt Neustadt rechnen. „Die Kommune ist darauf bedacht, ein vielfältiges Betreuungsangebot vorzuhalten“, sagt Schmid, „sie fördert das sehr. Das hat uns vieles leichter gemacht.“
Kein Problem war für die Donaupfauen, woran sich alle anderen in der Branche die Zähne ausbeißen: das passende Personal zu finden. Der Grund ist einfach. Unter den Gründern und Gründerinnen befinden sich einige Pädagog*innen mit guten Kontakten. Auch Schmid selbst ist Erzieherin. „Ich dachte immer: Wenn alle Stricke reißen, springe ich ein.“
Die Einrichtung muss man nicht neu bauen
Völlig klar ist ihr, dass eine Elterninitiative nicht nur die Bedürfnisse der Kinder und Eltern, sondern auch die der Fachkräfte im Blick haben muss. Das Gute dabei: Kleinere Einrichtungen sind aus Arbeitnehmersicht oft besonders attraktiv. Denn wer hier arbeitet, kennt seine Kinder, muss nicht von Gruppe zu Gruppe springen – und darf damit rechnen, dass bei den Arbeitszeiten Rücksicht auf die eigene Situation genommen werden kann.
Insgesamt gesehen hatten die Donaupfauen also durchaus Glück mit ihrem kleinen Kindergarten. Und doch: „Dass die Gründung einer Kita so aufwendig sein würde, war mir nicht klar“, sagt Yvonne Schmid heute.
Dabei ist es seit ein paar Jahren einfacher, Betreuungseinrichtungen für Kinder zu gründen. In der sogenannten Großtagespflege können Tagesmütter die Betreuung übernehmen. Diese absolvieren ihren Qualifikationskurs beim Jugendamt in 160 Kursstunden, kein Vergleich zu der mehrjährigen Ausbildung von Erzieher*innen oder Kinderpfleger*innen.
Und sowohl in der Großtagespflege als auch in den attraktiven Mini-Kitas gilt: „Man muss die Einrichtungen nicht neu bauen, sondern kann bestehende Gewerbeobjekte nutzen“, wie David Siekaczek von der Münchner Firma sira Kinderbetreuung erklärt. Der freie Träger hat sich darauf spezialisiert, kleine Betreuungseinheiten zu schaffen. Wie gerade die Mini-Kita „Bremsklötzchen“ eines Automobilzulieferers, in die im Moment fünf, später zwölf Kinder gehen sollen. 16 eingruppige Kitas hat sira insgesamt allein in München geschaffen, die Planungsphasen sind kurz, die Kooperationspartner Unternehmen oder Kommunen.
Bis eine kleine Kita wie die Bremsklötzchen steht, dauert es bis zu einem Jahr, sagt Siekaczek. „Die größte Herausforderung ist der Personalmangel – und der ist in München noch deutlich extremer als anderswo.“ Die Firma will sich darum künftig woanders engagieren.
Und noch eine Hürde erschwert die Arbeit: „Die ausufernde Bürokratie, das irre komplexe Regelwerk.“ Ginge es nach Siekaczek, würde man die Vorgaben und Regularien „entrümpeln“, einheitliche Fördersätze einführen, die der Preisentwicklung angepasst sind, und natürlich: alle Hebel in Bewegung setzen, um das Fachkräfteproblem zu lösen.
Auch der Waldpädagogin Elke Poxleitner, die im niederbayerischen Außernzell bei der Gründung eines Waldkindergartens dabei war und schon andere Gründungen unterstützt hat, ist die Bürokratie ein Dorn im Auge. Fast zwei Jahre hat es gedauert, bis der Kindergarten „Woidkitz“ öffnen konnte. „Ich bin überzeugt, dass es auch schneller gehen könnte“, sagt Poxleitner. Während sie sich vom Jugendamt sehr gut unterstützt fühlte, fand sie die Bürokratie „zäh, anstrengend und manchmal frustrierend“. Jedes Landratsamt habe andere Vorgaben im Umgang mit Waldkindergärten. „Wären die Regeln einheitlicher, könnte man sich an bestehenden Konzepten orientieren. Aber ein Tipi im Wald ist offenbar schwer einzuordnen.“
Glücklicherweise fand sich ein Träger, der ihre Vision von einem guten Aufwachsen teilt. Im September vergangenen Jahres konnte die Kita starten. Poxleitner allerdings ist sich sicher: „Das war definitiv meine letzte Gründung.“ Aber sie sagt auch: „Was mich immer wieder überzeugt: Wenn ich sehe, wie glücklich die Kinder im Wald sind.“ (Monika Goetsch)
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